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Liebe(r) Ex-Kolleg:in,

wir finden es sehr Schade, dass du dich für diesen anonymen Weg entschieden hast uns ein Feedback zu geben und nicht den Dialog mit uns gesucht hast. Deine Kommentare können wir nicht so stehen lassen.

Unser Unternehmen gibt es seit über 70 Jahren. Die durchschnittliche Firmenzugehörigkeit unserer Mitarbeitenden liegt klar jenseits der 20 Jahre. Jedes Jahr gehen bei uns Kollegen in Rente, die sogar ihre gesamte Lebensarbeitszeit bei uns verbracht haben. Es braucht schon etwas mehr als pünktliche Gehaltszahlungen, um eine derartige Loyalität zu begründen.

Was sicherlich richtig ist: Wir sind Designer, Hersteller und Händler von Berufsmode – also im Kern ein Handelsunternehmen der Textilbranche. In Anbetracht des allseits bekannten, massiven Wandels dieser Branche, stehen auch wir regelmäßig vor neuen Herausforderungen und müssen mit diesen umgehen. Daher haben wir diverse neue Formate eingeführt, sämtliche neuen Konzepte dazu kamen aus der Belegschaft. Mit dem Ziel, dass wirklich jeder und jede bei uns nicht nur über die grundlegenden Dinge im Betrieb informiert ist, sondern auch über unser Umfeld – Markt und Wettbewerb und darauf basierend entsprechend agieren kann. Dass du unter dem Punkt Kommunikation nun anführst „Zu jedem Sachverhalt wurde ein Meeting einberufen, wodurch die eigentliche Arbeit liegen bleiben musste.“ zeigt auf, dass du das Konzept für dich nicht verinnerlicht hast.

Wir haben flache Hierarchien, das Resultat: Schnelle, kurze Entscheidungswege. Viele Entscheidungen werden sogar in den Teams ohne Umweg über die Führungseben getroffen. Das widerspricht deiner Aussage „Komplette Kontrolle auf allen Ebenen.“ Wir alle sind Menschen, sollte man daher doch mal aneinandergeraten, gibt es diverse Dialogrunden und Gremien wie Betriebsrat oder die interne Meldestelle, an die man sich im Konfliktfall jederzeit auch anonym wenden kann.

Du behauptest, die Führungskräfte hätten dir direkt ins Gesicht gelogen – führst ausgerechnet diesen Punkt jedoch nicht weiter aus, sondern lässt diese durchaus schwere Anschuldigung maximal vage im Raum stehen. Auch hier stünden dir unterschiedliche Möglichkeiten eines Dialogs, mit dem Betriebsrat oder über die interne Meldestelle, eine derartige Situation zu klären. Doch du hast dich für diesen einfachen Weg eines anonymen Internet Postings entschieden.

Bleibt noch ein Punkt: Das Lästern über die Führungskräfte („oberstersten Herren“, wie du sie nennst – wir haben übrigens auch Damen in Führungspositionen).
Nun, bei uns läuft garantiert nicht alles rund. Das tut es nie, denn es sind Menschen und keine Maschinen am Werk. Und unsere Branche ist aktuell immensen Veränderungen unterworfen. Wir probieren daher viel aus und wir scheitern auch gerne mal. Das gehört zum Spiel und ist nicht immer einfach. Transformation verlangt Mitarbeitern wie auch dem Management viel ab. Die Tatsache, dass du dich entweder an Lästereien beteiligt hast oder ihnen nicht zumindest aktiv entgegengetreten bist, sagt mehr über dich, deine Moral und deine Werte aus, als über jene Vorgesetzten, die du hinter ihrem Rücken durch den Kakao gezogen hast.

In deiner Überschrift triffst du die zentrale Aussage „zum Glück vorbei“. Damit – auch wenn wir nicht wissen, wer du bist – sprichst du vermutlich für beide Seiten. Gleichwohl hätten wir uns einen persönlichen Dialog mit dir gewünscht.

Dir auf deinem weiteren Karriereweg alles Gute!