Mittelständler ohne Vorteile eines Mittelständlers
Arbeitsatmosphäre
Zu Beginn meiner Tätigkeit bei Corscience wurde noch viel für eine familiäre Unternehmenskultur investiert seitens interner Kommunikationsschnittstellen wie Marketing und Teamleitern. Allerdings beging dies schnell abzuflachen. Gründe hierfür sind zum Beispiel neue Teamstrukturen, welche für viel Wirbel sorgten und spürbares Misstrauen gegenüber dem Management. Hinzu kommen fehlender positiver Input und eine schlechte Stimmung im Bereich der Entwicklung durch eine kontinuierliche Anzahl Mitarbeiter-Abgängen, welche nur langsam oder nicht nachbesetzt werden. Die abschließende Krönung bildet, akribisches Stundenbuchen bei Projekten, die von vornerein mit zu wenigen Stunden abgeschätzt wurden. Hier gibt es ein ständiges Diskussionspotential zwischen Entwicklern und Projektleitern, welches in häufigen Feinplanungen und Mikromanagement endet. Zusätzlich dazu erfährt man herrscht eine Art "Angst" sich mit Kollegen auszutauschen, da diese ebenfalls Stunden auf das betreffende Projekt buchen müssen und Gefahr laufen sich gegenüber Projektleitern oder Teamleitern rechtfertigen zu müssen.
Kommunikation
Kommunikation in Meetings innerhalb als auch außerhalb der Teams laufen weitestgehend problemlos und in den jeweiligen Projektteams in der Regel positiv. Es wird über ein Intranet über Firmenthemen berichtet und macht aktuelle Themen sichtbar. Nichtdestotrotz aufgrund der entstandenen grundsätzlichen negativen Stimmung kommt es dazu, dass oft negative Themen diskutiert werden oder bei Entwicklungsthemen kein Austausch stattfindet, was wie bereits erwähnt aufgrund einer akribischen Stundenbuchungspolitik zustande kommt. Es scheint zudem so, dass das Management die negative Stimmung nicht durch positive Gegenmaßnahmen überhaupt zu unterbinden oder beheben versucht. Die anfänglich positive interne Kommunikation scheint nicht mehr die nötige Wertschätzung auf Managementebene zu bekommen wodurch Events oder positive familiäre Teams-Nachrichten mittlerweile rar wurden. Es kommt einem so vor, als würde sich Corscience einer klassischen emotionslosen Konzernkommunikation annähern anstatt die eines Mittelständlers.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt zwischen Kollegen mit denen man häufig/täglich in Kontakt tritt ist in vielen Bereichen trotz allem positiv und bis auf wenige Ausnahmen problemlos. Allerdings gibt es auch Diskrepanzen zwischen beispielsweise Fachgruppenverantwortlichen und Entwicklern, was dazu führt, dass man den Eindruck gewinnt, dass einige Personen versuchen gegen einen zu arbeiten oder das Haar in der Suppe suchen.
Work-Life-Balance
Grundsätzlich gilt eine 40h Woche mit 30 Tagen Urlaub, welche nach Rücksprache mit dem Vorgesetzten reduziert werden kann. Es herrscht eine Kernarbeitszeit von 9 Uhr bis 16 Uhr (außer Freitag bis 14 Uhr), an die sich gehalten werden soll und die - abgesehen von wenigen Einzelpersonen - auch so gelebt wird. In Rücksprache mit dem Vorgesetzen ist es auch möglich aufgrund eines Arzttermins o.ä. hiervon abzuweichen.
Vorgesetztenverhalten
Die jeweiligen Teamleiter haben zumeist einen positiven Umgang mit ihren untergeordneten Mitarbeitern und geben aufkommende Themen oder Firmenvorgänge nach Absprache mit dem Managementteam weiter. Aufgrund der eingeführten detailreichen Notierung der Stunden wurden die Teamleiter auch dazu angehalten diese zu überprüfen. Einige Teamleiter nehmen dies sehr wörtlich, was dazu führt, dass bereits Mitarbeiter sich in rechtfertigen mussten, bei einer eingetragenen halben Stunde auf "interne Firmenkosten", warum diese nicht auf ein Projekt gebucht wurde.
Interessante Aufgaben
Die Firma Corscience beschränkt sich seit nun einem Jahr fokussiert rein auf die Geschäftsnische Defibrillation wodurch abwechslungsreiche Projekte oder gar Neuprojekte rar wurden. Viele Projekte basieren auf sich wiederholender Hardware und bieten wenig bis keine Weiterentwicklung, da vieles kopiert oder übernommen wird. In der aktuellen Mitarbeiterplanung herrscht gähnende leere für das kommende Jahr und es ist kaum ein Neuprojekt in Aussicht. Ein normalerweise positiver Punkt für einen Mittelständler an spannenden abwechslungsreichen Themen zu arbeiten geht hier verloren.
Gleichberechtigung
Hier ist positiv Hervorzuheben, dass in der Firma weitestgehend eine sehr tolerante und offene Art von Mitarbeitern arbeiten und es zu keinen Vorkommnissen hierzu kam.
Umgang mit älteren Kollegen
Umgang mit älteren Kollegen ist durchwegs positiv.
Arbeitsbedingungen
Positiv hervorzuheben ist, dass viele Arbeitsplätze einen höhenverstellbaren Schreibtisch bieten. Das Standard-Equipment am Arbeitsplatz für Entwickler, wie zum Beispiel ein Programmer, Oszilloskop und Multimeter, wird einem von Beginn an gestellt. Es sind relativ viele Messmittel und Entwicklertools verfügbar in einem Messmittelschrank. Jedoch muss hier trotz eines Messmittel-Ausleihsystems öfters auf die Suche nach dem Equipment gegangen werden, da diese von einigen Mitarbeitern nicht gepflegt wird.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Unternehmen schaffte insbesondere im letzten Winter ein Bewusstsein für das Stromsparen und besorgte für alle Mitarbeiter schaltbare Steckdosen aufgrund der Energiekrise. Einige Mitarbeiter nehmen das Thema allerdings so ernst, dass seitdem auf den Toiletten kein Warmwasser mehr vorhanden ist, da der Wasserboiler abgesteckt wurde. Zudem marschieren betreffende Personen auch gelegentlich durch die Flure und schalten ungefragt das Licht oder Geräte aus, in Zimmern in denen eigentlich ein Mitarbeiter sitzt und dieses zuvor bewusst angeschaltet hat.
Gehalt/Sozialleistungen
Zu Beginn ein positiver Aspekt: Das Gehalt kommt immer pünktlich und es werden diverse Sozialleistungen angeboten. Allerdings sind die Gehälter deutlich Unterdurchschnittlich. In Jahresgesprächen besteht die Möglichkeit jährlich hierüber neu zu verhandeln allerdings wird hier vehement versucht dies abzuschlagen oder die Erhöhung des Gehalts so gering wie nur möglich zu halten. Positiv erbrachte Leistungen werden häufig klein geredet. Das Thema Gehalt ist zudem häufig ein Grund, weshalb keine neuen Mitarbeiter hinzukommen, da direkt gegenüber große Konkurrenz vorhanden ist, welche IG-Metall Tarif bezahlt.
Image
Aufgrund der vielen bereits genannten Punkte sprechen die Mitarbeiter und auch Ex-Mitarbeiter nicht positiv über das Unternehmen. Viele der früher positiven Dinge und gerade die Themen, die einen Mittelständler ausmachen sind abhanden gekommen. Generell wäre die Firma Corscience und die Medizintechnik-Branche ein spannendes Arbeitsumfeld wenn besagte Themen verbessert werden würden. Des Weiteren hat sich - aufgrund Kontakte im Bekanntenkreis oder auch ehemaliger Kollegen meiner Vorfirmen - herumgesprochen, dass es schon öfters vorgekommen ist, dass sich Personen bei der Firma Corscience beworben haben und keinerlei Rückmeldung zu ihrer Bewerbung erhalten, abgesehen von der gängigen Eingangsbestätigung. Bei der nicht immensen Größe des Unternehmens als auch bei dem dringenden Bedarf an Mitarbeitern wäre es obligatorisch ein gutes Image bei Bewerbern zu generieren. Auch solche Fälle sprechen sich bei Bewerbern als auch Mitarbeitern herum, was zusätzlich zu einer "Nicht-Empfehlung" führt. Eine Firma die teilweise kein Feedback an Bewerber sendet hat ein schlechteres Image, als eine Firma die nicht passenden Bewerbern zumindest eine standardmäßige Absagemail sendet.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt ein jährliches Budget für Teams mit denen Weiterbildungen o.ä. finanziert werden können. Allerdings sind diese relativ spärlich und Weiterbildungen sind relativ rar. Generell ist es möglich sich intern auf andere Stellen zu bewerben und hierdurch in der Hierarchie aufzusteigen und sich persönlich weiter zu entwickeln.