Vorsicht. Im Ernst: Vorsicht.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Spannende Aufgaben in einem jungen, dynamischen Team. Das Büro liegt zentral und bietet in allen Jahreszeiten ein angenehmes Klima, sowie tollen Ausblick über die Dresdner Altstadt. Kaffee, Tee und Kakao sind inklusive.
Das Welcome-Paket am ersten Arbeitstag umfasst einen Laptop, Headset, eine Tafel Schokolade, einen persönlichen Gruß, Anti-Stress-Ball, Schlüsselband und noch einiges mehr.
Es gibt eine Mitarbeiter-Karte für die Altmarktgalerie (Vergünstigungen bei vielen Geschäften). Handgeschriebene Weihnachtskarten von der Geschäftsleitung, kreative Weihnachtsfeiern (2024 ein Team-Escape-Spiel im Dynamo Stadion, 2023 Büro-Golfen im ICC).
Bisher vielfältige Team-Events (Fahrradtour, Kanufahrt auf der Elbe, Wanderung in der Sächsischen Schweiz). Leider gibt es wohl künftig keinen finanziellen Zuschuss vom Arbeitgeber mehr.
Die Mitarbeitenden (jenseits des Managements) kommunizieren offen und ehrlich, sind hilfsbereit und helfen bei wichtigen Schritten wie Planung, Optimierung, Wartung und Präsentation von Ergebnissen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Ganz schlechte Kommunikation zwischen wichtigen Entscheidungsträgern. Einen echten Businessplan habe ich bisher nicht ausfindig machen können - nur einen "Fahrplan 2030" ohne ein einziges konkretes Ziel, bzw. wie dieses real erreicht werden soll.
Für mich ist keine echte Identifikation des Mutterkonzerns mit der deecoob erkennbar. Dadurch ist mir nicht klar, ob die Firma wirklich gestärkt in die Zukunft geführt werden soll oder perspektivisch "abgeschrieben" bzw. stark verschlankt werden könnte...
Verbesserungsvorschläge
Führungskräfte mit Führungsqualitäten einsetzen. Nicht bei unbequemer, aber berechtigter Kritik sofort dicht machen. Gute Mitarbeiter halten und ihnen vertrauen, anstatt ihnen zu kündigen aus Angst, das eigene Führungsversagen könnte dadurch offensichtlich werden.
Nicht immer schreiben "[Hier Mitarbeiter-Sorge einsetzen] ist nicht vorgesehen", um es dann etwas später doch wahr werden zu lassen. Ehrlich zugeben, dass in den letzten Jahren Missmanagement betrieben wurde - und dass deswegen jetzt trotzdem nicht gezaubert werden kann.
Arbeitsatmosphäre
Ende 2024 wurde die gesamte Geschäftsführung ausgewechselt. Als erste Amtshandlung wurden Mitarbeitende von heute auf morgen gefeuert, die offiziellen Begründungen klingen vorgeschoben. Eine zweite Kündigungswelle erfolgte im Januar 2025. Die jahrelange vertrauensvolle Atmosphäre wurde innerhalb weniger Wochen nachhaltig zerstört.
Kommunikation
Der Product Owner ist nicht bei deecoob angestellt, wodurch An- und Abwesenheiten schwer zu kommunizieren sind. Mittlerweile arbeitet die IT-Abteilung mit IT4IPM zusammen (eine Tochterfirma der GEMA), wodurch alles noch unübersichtlicher und abstrakter wird. Perspektivisch sollen auch IT-Consultants das Team unterstützen, welche im Februar 2025 rekrutiert wurden und 100% remote arbeiten.
Wenn Mitarbeiter gekündigt werden, erfährt man dies erst unter der Hand, wenn man zufällig nicht bei dem Meeting anwesend war, wo das erwähnt wurde. Die Geschäftsführung wirbt mit einem offenen Ohr für alle - doch wenn unbequeme Kritik geäußert wird, macht die Gegenseite sofort dicht. Es herrscht keine Klarheit, wer wofür zuständig ist, und mit dem Management möchten die meisten am liebsten gar nicht reden (aus guten Gründen).
Kollegenzusammenhalt
Das Team hat lange kollegial und verantwortungsbewusst gearbeitet, doch das ist Vergangenheit. Spannungen innerhalb der Teams nehmen zu, weil Entscheidungen zu schwammig sind und nicht schriftlich festgehalten werden. Mitarbeiter sind dadurch schlecht informiert und rechtfertigen sich oft, anstatt einander zu helfen.
Die allgemeine Unsicherheit bezüglich der Jobzukunft führt zu vermehrter Suche nach Alternativen, was im Team wiederum die Verunsicherung noch verstärkt. Seit Dezember 2024 haben fünf Mitarbeitende des IT-Teams freiwillig ihre Kündigung eingereicht bzw. eine betriebsbedingte Kündigung erhalten.
Work-Life-Balance
War bis Mitte 2024 sehr gut ausgeprägt. Seit den Wechseln an der Spitze wird meiner Meinung nach viel blinder Aktionismus auf Kosten der Mitarbeitenden praktiziert. Druck und Stress nehmen zu, zumal ersichtlich ist, dass die vom Management geforderten Ziele unrealistisch sind. Dies zu kommunizieren ist aber nahezu unmöglich (siehe Punkt "Kommunikation").
Vorgesetztenverhalten
Absolut inakzeptabel für eine moderne Firma. Es fühlt sich an, als wurde im Lehrbuch für Manager nachgeschlagen, was zu tun sei, um die Mitarbeitenden zufrieden zu machen. Ohne jedoch zu begreifen, was der eigentliche Sinn der Maßnahmen ist. Habt ihr Fragen? Stellt sie uns offen und ehrlich - aber was nützt das, wenn sich Gespräche nur im Kreis drehen, weil es am Ende doch immer heißt "Ich sehe das aber anders als du. Bist du jetzt zufrieden?". Lasst uns einen Change Management Workshop machen - aber eine halbe Stunde später wieder in sämtliche alte Muster zurück fallen.
Da deecoob ein Tochterunternehmen der GEMA ist, liegt die Vermutung nahe, dass von ganz, ganz oben der Druck immer auf den nächst-niedrigeren Chef abgewälzt würde, sodass unsere Vorgesetzten letztlich auch nur Angst vor denen hätten, die über ihnen stünden und ihnen im Zweifel selbst kündigen könnten.
Interessante Aufgaben
Es gibt unglaublich viel Potential, die Arbeitsprozesse bei deecoob zu optimieren und neu zu denken. Leider wurden einige Aspekte seit Jahren vernachlässigt und werden zyklisch aller paar Wochen in neuen Team-Konstellationen von vorne diskutiert. Interessante Aufgaben ja, aber konkrete wirtschaftlich haltbare Pläne nein.
Gleichberechtigung
Innerhalb der Teams ging es bisher fair und kollegial zu. Spätestens seit den letzten Kündigungen wird jedoch deutlich, dass auch ein jahrelanger Teamleiter im Zweifel fix ersetzt wird durch einen aufstrebenden Kollegen.
An die Unternehmensspitze schafft es scheinbar, wer am längsten und lautesten reden kann, unabhängig von echten professionellen Erfolgen. Druck wird stets nach unten weitergegeben.
Umgang mit älteren Kollegen
In Ordnung. Der Großteil der Belegschaft ist eher jung.
Arbeitsbedingungen
In einigen Service-Teams sind Kontrolle und Überwachung an der Tagesordnung. Fachliche Kommunikation zwischen verschiedenen Teams wird meist unterbunden, solange nicht die vorgesetzte Führungskraft über Zeitpunkt, Ort und Dauer des Gesprächs im Vorhinein informiert wird. Seit das Management 2024 gewechselt hat, werden oft kurzfristige (und redundante) Meetings einberufen, gern mit einem Dutzend und mehr Teilnehmenden. Verantwortung wird gern von A nach B geschoben.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Offiziell ist Umweltbewusstsein einer der "Werte" von deecoob. Inoffiziell bleiben die Heizungen über Nacht an, ebenso die Monitore und vereinzelt auch mal die Kaffeemaschine.
Sozialbewusstsein? Mitarbeitende sind eher menschliche Ressourcen als Individuen und werden entsprechend austauschbar behandelt. Das erklärt wohl auch die hohe Mitarbeiterfluktuation.
Gehalt/Sozialleistungen
Mein Gehalt liegt etwas unter dem branchenüblichen Durchschnitt, es gibt auf Antrag einen Zuschuss zum Jobticket. Ansonsten gibt es quasi keine Boni oder Sonderleistungen. Eine Gehaltserhöhung erscheint angesichts der wirtschaftlichen Lage der Firma auf unbestimmte Zeit aussichtslos.
Image
Die GEMA genießt keinen guten Ruf in der Öffentlichkeit. Ich hatte gehofft, durch meine Einblicke hinter die Kulissen einer Tochterfirma der GEMA ein besseres Bild gewinnen zu können - und wurde enttäuscht. Viele Buzzwords und Selbstglorifizierung. Es gibt moderne Ansätze, aber am Ende bleiben die verkrusteten alten Machtstrukturen und es zählen nur die "Zahlen, Zahlen, Zahlen".
Karriere/Weiterbildung
Die IT-Teamleiter taten bisher ihr Bestes, Mitarbeitende zu fördern im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Beide werden nach Q1/2025 ihre Rollen nicht mehr ausfüllen und wurden ersetzt. Echte Aufstiegschancen gibt es kaum, zumal schon Gehaltserhöhungen ein heikles Thema sind (siehe Punkt "Gehalt/Sozialleistungen").
Mehr arbeiten darf hingegen gerne jeder, oder wie es eine ehemalige Geschäftsführerin formulierte: Man könne ja auch am Wochenende mal mit seinem privaten Facebook-Account nach lizenzpflichtigen Veranstaltungen suchen.