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dompatent 
von 
Kreisler
Bewertung

Kafkaesk

2,3
Nicht empfohlen
Ex-Angestellte/r oder Arbeiter/inHat zum Zeitpunkt der Bewertung nicht mehr im Bereich Recht / Steuern bei dompatent von Kreisler Selting Werner - Partnerschaft von Patentanwälten und Rechtsanwälte gearbeitet.

Gut am Arbeitgeber finde ich

Die Organisation der grundlegenden Kanzleiabläufe war für Patentanwälte vorbildlich.

Schlecht am Arbeitgeber finde ich

Egozentrisches und überhebliches Gebaren vieler Partner. Unfähigkeit, die eigene Leistung und Qualität nach außen zu entsprechenden Honoraren zu verkaufen, statt mit Hilfe der Arbeit von Patentanwaltsbewerbern unrealistisch niedrig abzurechnen. Das massenhafte "Ausbilden" von Patentanwaltskandidaten und deren Ausnutzung als billige Arbeitskräfte ist sehr fragwürdig. Es verdirbt die Qualität, die Preise und erzeugt für die Kanzlei langfristig nur mehr Konkurrenz, ist also auch wirtschaftlich gesehen letztlich unklug.

Verbesserungsvorschläge

Fast alles im Bereich des Zwischenmenschlichen wäre, teils erheblich, zu verbessern, was aber naturgemäß schwierig sein dürfte. Weniger Patentanwälte ausbilden, aber dafür mit mehr Engagement und Wertschätzung. Klare Karriereperspektiven bieten und hierarchische Zwischenebenen bis zur vollen Partnerschaft einführen.
Ob die Namensänderung in 'dompatent' viel bringen wird, ist fraglich. Wichtiger wäre es, wenn alle am selben Strang zögen. Hierzu wäre es erforderlich, die interne Atmosphäre sowie Wertschätzung und Perspektive der Mitarbeiter, vor allem der Patentanwaltskandidaten und jungen Patentanwälte zu verbessern, deren Fähigkeiten und Potentiale zu nutzen und nach außen deutlich besser zu verkaufen.

Arbeitsatmosphäre

Bei der Post- und Fristenbearbeitung und Buchhaltung durchdachte und effiziente, langjährig etablierte, eher mechanische Büroorganisation, fast wie nach einem Uhrwerk. In der Sachbearbeitung bestand die meiste Zeit des Tages aus Aktenstudium und Diktieren im eigenen Kämmerlein.
Dementsprechend beschränkte sich der Kontakt zwischen den Mitarbeitern oder mit Mandanten auf das unbedingt Notwendige. Abhängig vom Partner, für den man arbeitete, mit wenig sozialen Interaktionen, dadurch aber viel Ruhe zum Arbeiten. Wenig Rückmeldungen vom zuständigen Partner, d.h. wenn es gut lief, war das eher selbstverständlich, als dass deswegen ein Lob erging. Kein echtes Miteinander, sondern Zuarbeiten statt Mitarbeiten.
Viel Druck durch Fristen und Umsatzziele. Insgesamt zwar professionell, aber sehr förmlich und eintönig.

Kommunikation

Sehr schlecht. Es wurde viel gepokert, statt miteinander zu reden. Kein regelmäßiger Austausch betreffend Büroorganisation zwischen den Vorgesetzten und den Mitarbeitern/-innen. Ab und zu gab es E-Mails zu Änderungen der ansonsten etablierten und klaren Arbeitsabläufe, wie z.B. Fristenüberwachung und Software hierzu und zur Aktenverwaltung.
Keine Jahresgespräche mit jedem einzelnen Mitarbeiter. Lediglich die Partner hielten unter sich regelmäßige Sitzungen ab, zu denen aber sonst niemand Zugang hatte.
Üblich waren zwar ein jährlicher Betriebsausflug und eine Weihnachtsfeier, aber ein wöchentliches oder monatliches gemeinsames Kölsch kam leider trotz Vorschlägen nie zustande. Vereinzelt wurden Geburtstage im Büro gefeiert.
Keine klare Führung der Kanzlei, kein Managing-Board oder Managing-Partner. Es war nicht klar, was auf den Sitzungen der Partner entschieden wurde.
Keine offene, für alle verbindliche Darlegung der beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten (vielleicht weil sie eh sehr beschränkt waren) und der Bedingungen einer Aufnahme in die Partnerschaft.
Kandidaten und angestellte Patentanwälte traten auf Website, Briefkopf und/oder Schild am Haus nicht in Erscheinung.

Kollegenzusammenhalt

Die Kanzlei war letzten Endes eine Art Zweckgemeinschaft von Einzelanwälten, die eher notgedrungen nach außen hin gemeinsam auftraten, um so eine ernstzunehmende "kritische Masse" zu bilden und attraktive Mandate betreuen zu können. Intern gönnte keiner keinem etwas und jeder schaute im Wesentlichen nur darauf, dass bei ihm selber die Kasse stimmte (Partner) oder er selber gut dastand (Kandidaten, Sekretärinnen, Mitarbeiter). Unter den Kandidaten wurden von den Partnern vorgelebte Verhaltensmuster übernommen und war eine starke Konkurrenz auch nicht überraschend. Kein Wir- oder Teamgefühl. Ein erfülltes, glückliches Berufsleben sieht jedenfalls anders aus. Ausscheidende Mitarbeiter, selbst langjährige, waren – bis auf Ausnahmen – plötzlich ohne Verabschiedung einfach weg, ohne dass man je wieder etwas von ihnen hörte.

Work-Life-Balance

Arbeitszeiten leider wenig flexibel. Beginn zwischen 08:00 Uhr und 09:00 Uhr. Wochenarbeitszeit von insgesamt 39 h. Manche der Partner arbeiteten auch am Wochenende und wahrscheinlich insgesamt 60 h pro Woche oder mehr. Pro Kalenderjahr 30 Tage Urlaub. Zusätzliche geschlossene volle und halbe Tage über Karneval und zwischen Weihnachten und Neujahr. Der Gesamtumfang an Jahresurlaub war damit recht großzügig bemessen.
Als Patentanwaltskandidat musste man naturgemäß viel zusätzliche Zeit für Kurse, Seminare, das Fernstudium und die Einsendearbeiten dazu investieren. Für die Präsenzveranstaltungen und Prüfungen im Fernstudium wurde man freigestellt, für die Bearbeitung der Einsendeaufgaben aber nur sehr beschränkt, obwohl die Patentanwaltsausbildungsordnung hierfür ausdrücklich die Gewährung von ausreichend Zeit vorsieht, aber vielleicht war das auch abhängig vom ausbildenden Partner.
Für das Praktikum bei einer Patentstreitkammer eines Landgerichts wurde man zwar freigestellt, jedoch bekam man keine Zeit für das Aktenstudium und die oft komplexe Erstellung der Voten während der Arbeitszeit.

Vorgesetztenverhalten

Die Partner waren eher selbstgefällig im Auftreten und machten klar, dass sie das Sagen hatten, erwarteten aber umgekehrt hohes Engagement, treue Mitarbeit und Verständnis für ihre schwierige Situation, die sie meist auf den hohen Arbeitsanfall zurückführten, real aber im Kostendruck bestanden hat. Manche Partner waren leider Controlfreaks und als Führungskräfte überfordert bis ungeeignet und man fragte sich, was diese, außer dem erzielten Umsatz, zum Partner qualifizierte. Im Vordergrund stand in der Tat der erzielte monetäre Umsatz und wie er sich mithilfe von kostengünstig arbeitenden Patentanwaltsbewerbern/-innen steigern ließ, obwohl in der Patentanwaltsausbildungsordnung genau das Gegenteil steht. Keiner merkte, dass sie sich so die eigene Konkurrenz heranzüchteten. Eine andere Meinung oder konstruktiver Widerspruch wurde meist ignoriert oder mit Scheinargumenten abgewiesen. Beispielsweise sagte ein ausbildender Partner auf den Vorschlag seines Kandidaten, warum bearbeitete Fälle nicht regelmäßig - etwa einmal wöchentlich - besprochen werden könnten: "In der Zeit kann ich besser Umsatz machen."

Interessante Aufgaben

Als Patentanwaltsbewerber/-in hauptsächlich kostengünstiger Zuarbeiter statt eigenverantwortlicher Sachbearbeiter. Später bestand auch Angst, man könne sonst Mandanten "mitnehmen". Es kam letztlich darauf an, die Arbeit des ("ausbildenden") Partners durch möglichst gute und zutreffende Analysen und Aufarbeitungen des technisch-wissenschaftlichen Sachverhaltes, ergänzt durch Analysen und Kommentare zu den rechtlichen Aspekten, zu erleichtern. Viel auf hohen Durchsatz angelegte Arbeit im Patenterteilungsverfahren wie Kommentierungen und Beantwortung von Prüfungsbescheiden und Einleitung der europäischen Phase.

Gleichberechtigung

Traditionell weit überwiegend und zeitweise ausschließlich männliche Partner. Scheint sich zu ändern. Auf der Ebene der Patentanwaltsbewerber/-innen keine Nachteile erkennbar. Unterstützungskräfte auf Sekretariatsebene und sonst fast alle in alter Tradition weiblich.

Umgang mit älteren Kollegen

Keine wesentliche Benachteiligung erkennbar. Viele langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aber gegenüber den jüngeren oft bestimmen konnten, wo es langging. Vereinzelt wurde Patentanwaltskandidaten/-innen Anfang 30 aber zu verstehen gegeben, sie seien schon in einem schwierigen Alter oder gerade an der Grenze.

Arbeitsbedingungen

Glücklicherweise Einzelbüros. Arbeit - auch als Patentanwaltsbewerber - per Diktat und mit dem Computer. Grundlage war immer eine Papierakte.
Die grundlegenden Arbeitsläufe waren insgesamt sehr gut organisiert und mit Sicherungsmechanismen versehen. Davon könnten viele Büros lernen.
Andererseits ging die Organisation teilweise zu weit oder man hatte die Marotten eines der Partner, dem man zugeordnet war und von denen manche Controlfreaks waren, zu erdulden. Beispielsweise durfte man meist nichts selber in den Akten abheften oder selbständig Kontakt mit Mandanten oder Auslandsanwälten aufnehmen.
Effizient war auch die Unterstützung durch eine Recherchen- und Übersetzungsabteilung im Hause.
Immer die neueste EDV. Jeder hatte sein eigenes Zimmer, aber leider meist mit biederen oder alten Büromöbeln, jedoch mit persönlich wählbarem, neu bestelltem Schreibtischsessel.
Gut erreichbare zentrale Lage am Hbf, aber dadurch auch oft Lärm, je nach Lage des eigenen Zimmers.

Umwelt-/Sozialbewusstsein

Papierakte, was ich grundsätzlich als angenehm empfand, aber viel zu viele Probeausdrucke und damit zu hoher Papierverbrauch, selbst gemessen an der Natur der Arbeit, die natürlich überwiegend schriftlich erfolgte. Keine echte, vollständige elektronische Akte.
Partner fahren teure Dienstwagen der Oberklasse oder Sportwagen mit in der Stadt viel zu hohem Treibstoffverbrauch und entsprechend hohen Kohlendioxidemissionen; dabei ist die Kanzlei aufgrund ihrer Lage gegenüber dem Hbf mit einer Vielzahl öffentlicher Verkehrsmittel bestens erreichbar.
Unterstützung wechselnder Künstler durch jährlichen Ankauf eines Bildes.
Leider wurden zu viele Patentanwaltskandidaten mehr als kostengünstige Arbeitskräfte eingestellt denn zu einer wirklichen Ausbildung und mit einer echten beruflichen Perspektive für die Zeit nach Ausbildung und Qualifikation.

Gehalt/Sozialleistungen

Patentanwaltsbewerber/-innen: Niedriges Gehalt verglichen mit einer Anstellung in der Industrie. Das Gehalt eines Ingenieurs/Physikers konnte aber, wenn sich nur wenige bewarben, EUR 500 bis 1000 brutto im Monat höher sein als das eines Biologen oder Chemikers. Fernstudium und CEIPI-Kurse wurde allesamt von der Kanzlei bezahlt.
Sehr großzügig war die finanzielle Unterstützung während des sogenannten "Amtsjahres", also der achtmonatigen Ausbildung mit Praktikum plus Prüfungszeit bei den deutschen Patentbehörden in München.
Befristet angestellter Patentanwalt: Absolut gesehen gutes Gehalt, nicht umsatzbezogen (wie bei den Partnern), relativ betrachtet niedriges Gehalt angesichts der extrem langen Ausbildung, Sprachkenntnisse, hohen Komplexität der Materie und somit sehr hohen Qualifikation. In Industrieunternehmen wird im außertariflichen (AT) Bereich meist mehr bezahlt.
Jobticket. Bei vermögenswirksamen Leistungen das gesetzliche Minimum.
Treue Mitarbeit wurde - abhängig vom Erfolg der Kanzlei insgesamt und nicht vom persönlich erzielten Umsatz - durch eine Bonuszahlung am Jahresende belohnt, welche aber zurückgefordert werden konnte, wenn man im darauffolgenden Jahr kündigte.

Image

Lebte von einem guten Ruf vergangener Tage, der mittlerweile einer realitätsnäheren Betrachtung/Wahrnehmung gewichen sein dürfte. Als Organisation eher altmodisch und weniger progressiv. Mittlerweile dürfte der Kanzlei auch der Ruf einer Art "Produktionsstätte" für Patentanwaltsbewerber anhaften.

Karriere/Weiterbildung

Der Sprung vom Patentanwaltsbewerber zum Partner war, selbst abgesehen von den berufsqualifizierenden Prüfungen, extrem groß und schwierig. Es gab keine angemessenen und klar definierten Zwischenstufen (etwa als "Associate" etc.) in der Hierarchie, und es wurden viel zu viele Bewerber ausgebildet. Keine Leistungsbewertungen oder Personalentwicklungsgespräche. Als befristet angestellter Patentanwalt bemaßen sich die Karrierechancen wahrscheinlich nach dem erzielten Jahresumsatz. Keine offene Darlegung der beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten und der Bedingungen einer Aufnahme in die Partnerschaft.
Wenig Engagement der Partner bei der Ausbildung. Die Rückmeldungen zur Arbeit eines Patentanwaltsbewerbers konnten sich in unleserlichen handschriftlichen Korrekturen des "Ausbilders" in den Schriftsätzen erschöpfen. Neuere rechtliche Entwicklungen wurden nur selten ausgetauscht. Es gab leider - mit Ausnahme eines Seminars zum Markenrecht - auch keine internen Fortbildungsseminare. Nur sehr vereinzelt gab es - abgesehen vom Fernstudium, den CEIPI-Kursen und der lokalen Arbeitsgemeinschaft der Patentanwaltsbewerber - die Möglichkeit, externe Fortbildungsseminare zu besuchen.

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