Uninspirierender Arbeitgeber mit e-Commerce-Schwerpunkt
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die moderne Arbeitsausstattung, dass KollegInnen auf einer freundschaftlichen, nahbaren Ebene miteinander umgehen und sogar Kunden geduzt werden
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Dass die Agentur inhabergeführt ist. Für mich ist das der Ursprung aller Probleme im Unternehmen.
Verbesserungsvorschläge
Mehr Vertrauen, Wertschätzung und Wohlwollen gegenüber den MitarbeiterInnen zeigen
Arbeitsatmosphäre
Teamspirit und Zusammenhalt ist dort deshalb so stark ausgeprägt, weil es notwendig ist, um den Druck standzuhalten. Es wird viel um Gunst nach oben geworben, dabei konkurrieren die Teams, v.a. deren TeamleiterInnen miteinander. Generell wird sehr professionell und strukturiert gearbeitet. Dabei entsteht manchmal Micromanagement, was aber noch im Rahmen ist.
Kommunikation
Es gibt ein monatliches Firmenupdate mit aktuellen Entwicklungen zu internen Themen, Kundenprojekten und Joblevel-Upgrades. Wie es in Firmen so üblich ist, lobt das Management das Unternehmen und zeichnet MitarbeiterInnen aus, die besondere Arbeit geleistet haben. Mitarbeitergespräche/Zielgespräche sind sehr gut strukturiert. Es gibt vorab ein Protokoll, dass sowohl Führungskraft, als auch MA ausfüllen soll. Neu eingeführt wurde 360° Feedback von anderen Teammitgliedern, sodass Feedback nicht nur von "oben" kommt, sondern auch von der "Seite".
Work-Life-Balance
Typisch Agenturgeschäft: es kann stressig sein, es gibt dann auch wieder entspanntere Phasen. Die Arbeitszeiterfassung für Kundenprojekte ist wie bei anderen Dienstleistern auch. Jedoch gibt es auch für interne Aufgaben eine sehr strenge Arbeitszeiterfassung: interne Aufwände werden behandelt wie Kundenprojekte. Sie müssen vorab geschätzt und entsprechend gebucht werden, wodurch man sich schon sehr kontrolliert und bewertet fühlt, was sich natürlich auch auf das Wohlbefinden auswirkt und die Work-Life-Balance ins Wanken bringen kann.
Vorgesetztenverhalten
Das Vorgesetztenverhalten wird durch die Inhaber vorgelebt und in der Firma adaptiert, was insgesamt zu einem eher schwierigen Vorgesetztenverhalten führen kann. Dabei kommt es auf die Persönlichkeiten einzelner Führungskräfte an. Meine direkte Erfahrung beschränkt sich auf zwei TeamleiterInnen, wovon eine super war (gerade frisch als Führungskraft ausgebildet, hohe Integrität, Empathie, Professionalität) und die andere nicht (eher Zuckerbrot und Peitsche). Von anderen Teams habe ich sowohl positive, als auch negative Dinge gehört.
Interessante Aufgaben
Man versucht, in den einzelnen Projekten einzigartige Aufgaben zu finden, aber ingesamt sind (abhängig vom Stream) alle Projekte sehr ähnlich und man arbeitet mehr mit best practices und Schema X als wirklich nutzerInnenorientiert. Wer schon mal als Dienstleister für e-Commerce-Kunden gearbeitet hat, der kennt es schon, aber für Neulinge im e-Commerce kann es befremdlich sein, nur noch Onlineshops zu machen und als einziges Ziel vor Augen zu haben, den Kunden mehr Transaktionen/Käufe zu ermöglichen. Natürlich geht es auch in CMS-Projekten indirekt um Geld, aber im Bereich e-Commerce hat man einfach nur die Dollar-Zeichen in den Augen. Da ist uninspirierend und kann auf Dauer abstumpfen.
Gleichberechtigung
Was die Gleichbehandlung von Geschlechtern angeht, ist es super. Was die Gleichbehandlung von Personen in Lebenskrisen angeht, nicht super. Mentale Gesundheit (egal ob sie beeinflusst wird durch psychische Probleme, Probleme bei der Arbeit, oder Belastungen durch Krankheiten, familiäre Ereignisse, Sorgen über das Weltgeschehen oder sonst was) wird im Unternehmen stiefmütterlich behandelt. Wenn es um die Betreuung von Angehörigen oder Kindern geht, wird viel Toleranz gezeigt. Wenn es aber darum geht, dass man aus anderen Gründen nicht oder eingeschränkt arbeitsfähig ist, eher nicht. Bei einem Teamgespräch über mentale Gesundheit sind Sätze wie "wir müssen mehr Sport treiben, damit es uns besser geht" oder "das ist halt das typische Agenturgeschäft, das ist eben stressig" symptomatisch für diese Art des Umgangs mit mentaler Gesundheit.
Umgang mit älteren Kollegen
Ist bestimmt gut, es gibt nur wenig ältere Kollegen. Eine Zeit lang machte es den Eindruck, als wäre es die Personalstrategie des Unternehmens, en masse BewerberInnen ohne Berufserfahrung direkt nach dem Abschluss zu rekrutieren, so dass über 30-jährige KollegInnen sich fast schon alt gefühlt haben. Erst als man gemerkt hat, dass in einigen Bereichen fundiertes Know How und Erfahrung fehlt, hat man hier und da erfahrenere Leute eingestellt. Das Team wird bei Neueinstellungen nicht konsultiert.
Arbeitsbedingungen
Wenn man in Jena arbeitet, super. Wenn man an einem der anderen Standorte arbeitet, ist man eher weniger privilegiert. Remote-freundlich ist das Unternehmen überhaupt nicht. Zum Ende meiner Zeit dort war gerade im Gespräch, wieder 4 Tage zur Arbeit im Büro zu verpflichten. Ob das durchgesetzt werden konnte, weiß ich nicht.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Zum Umweltbewusstsein kann ich nicht viel sagen, außer dass es "lokalen" Kaffee gibt (das meint natürlich die Röstung, es geht nicht um den Anbau, die Arbeitsbedingungen und den Transport). Die vielen Süßigkeiten, die überall ausliegen, könnten umweltverträglicher sein. In puncto Sozialbewusstsein gibt es da schon mehr Aktivitäten der Firma, Sponsorenschaften, Spenden, usw. Ich persönlich finde aber, dass man konsequenterweise dann auch bei seinen eigenen MA ein Sozialbewusstsein zeigen sollte - das betrifft auch mentale Gesundheit und Gehalt
Gehalt/Sozialleistungen
- Im deutschlandweiten Vergleich im Agenturgeschäft war mein Gehalt unter dem unteren Mittelwert. Innerhalb des Teams gab es kleinere Unterschiede, die kaum objektiv zu begründen sind. Entweder sind diese durch Verhandlungsgeschick zu begründen, oder irgendwas anderes.
- Man darf wohl alle 2 Jahre eine Gehaltsverhandlung führen. Es gibt einige Benefits, die vergleichbar sind mit anderen Firmen (Obst, Süßigkeiten, Zuschuss zur Fitnessstudiomitgliedschaft, Massagen, Teamevents).
- Es gibt die Tendenz, neue MA mit dem Joblevel Trainee einzustellen. Bei mir wurde meine vorherigen Berufserfahrung dabei nicht berücksichtigt. Vielleicht ist auch hier Verhandlungsgeschick notwendig. Bei mir haben all diese Faktoren jedenfalls zu Demotivation und einem Gefühl von Minderwertigkeit gefühlt.
Wertschätzung wird nicht nur, aber AUCH über das Gehalt ausgedrückt und das muss man sich härter erkämpfen, als bei anderen Arbeitgebern, meiner Erfahrung nach.
Image
Viele sind gerade am Anfang ihrer Zeit bei dotSource glücklich aufgrund des Teamzusammenhalts und der vielen Teamevents. Es ist aber nicht alles Gold was glänzt und viele MA plagt irgendwann eine heimliche Unzufriedenheit. Gerade, wenn Projekte schlecht laufen, jemand gekündigt wird, oder man jedes Jahr zur Anwesenheit an Sommer- und Weihnachtsfest verpflichtet wird (übrigens nur zum Teil beim S.-Fest und überhaupt nicht beim W.-Fest auf Arbeitszeit buchbar), zeigt die Resonanz der Teammitglieder, dass viele insgeheim unzufrieden sind, aber einer Status Quo Bias unterliegen. Das Unternehmen stellt sich nach innen als das Google und Jena als das Silicon Valley von Deutschland dar. Das Image nach außen ist glaube ich ok. Im BVDW-Agenturranking liegt dotSource immer so zwischen Platz 15 und 20 um den Dreh. Ich habe vorher bei einer Agentur gearbeitet, die regelmäßg unter den Top 3 gerankt wird und da war das Image bei der Auftraggebern immer top. Daher scheint dieses Ranking eine ganz gute Orientierung für das Image nach außen zu sein.