Radiosender mit vielen Möglichkeiten aber vor allem vielen Tränen, Mobbing und einer sehr autoritären Führung.
Verbesserungsvorschläge
Dringend die strukturellen Probleme in der Chefredaktion anpacken, zum Wohle der vor allem jungen Kolleginnen und Kollegen. Sie haben eine gute Ausbildung und einen fairen, respektvollen Umgang verdient. Niemand soll bei der Arbeit Angst haben und Weinen müssen.
Arbeitsatmosphäre
Es herrscht leider eine Arbeitsatmosphäre des massiven Drucks - ausgeübt durch die Chefredaktion. Alle stehen unter enormer Anspannung. Darunter leidet auch das Miteinander der Kollegen. Die Chefredaktion versucht einzelne Mitarbeiter, die nicht viele Widerworte geben, auf ihre Seite zu ziehen und sie gegen die anderen Kollegen auszuspielen. Daher gibt es nur kleine Grüppchen, die sich zusammentun und gegenseitig vertrauen. Gelacht wird selten in der Redaktion, dafür ist immer wieder mit Wutanfällen der Chefredaktion zu rechnen. In keinem Sender habe ich Mitarbeiter*innen so häufig weinen sehen, wie bei ENERGY Bremen.
Kommunikation
Offizielle Infos wie zum Beispiel Einschaltquoten, Corona-Auswirkungen, wirtschaftliche Ergebnisse werden transparent und persönlich durch die Chefredaktion oder die Geschäftsführung kommuniziert.
Work-Life-Balance
Wie beim Radio üblich: Von Frühschicht bis Arbeiten an Sonntagen und Heiligabend ist alles dabei. Aber das ist normal. Die Überstunden halten sich in Grenzen. Sollten sie mal anfallen, werden sie aber nicht ausgeglichen
Vorgesetztenverhalten
Sehr sehr schwierig. Während des Vorstellungsgesprächs machte die Chefredaktion einen sehr netten Eindruck. Der änderte sich schlagartig nach den ersten Arbeitstagen. Es herrschte ein Klima der Angst. Das größtenteils junge Team wird mit einer Autorität und Aggressivität geführt, wie ich es in einem kreativen Medienunternehmen noch nie erlebt habe und nie für möglich gehalten hätte. Mitarbeiter, vor allem junge Volontärinnen wurden durch die Chefredaktion in den Konferenzen regelmäßig gemobbt und zum Weinen gebracht. Auf nahezu alle Mitarbeiter wird ein immenser Druck ausgeübt - auch auf langjährige oder erfahrenen Kollegen. Während meiner Zeit wurden immer wieder Mitarbeiter systematisch eingeschüchtert. Volontäre, die es nicht mehr aushielten brachen während meiner Zeit mehrmals nach wenigen Wochen das Volontariat ab. Dutzende erfahrene Redakteure oder Moderatoren verließen den Sender ebenfalls nach kurzer Zeit wieder. Akribisch wird z.B. mit Einschüchterungen bei der Kündigung oder dem sofortigen Sperren von Zugängen, darauf geachtet, dass das Verhalten der Chefredaktion nicht nach außen, zum Beispiel zum Muttersender ffn getragen werden.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben sind vielseitig und interessant. Wie in kleineren, privaten Sendern üblich, arbeiten die Mitarbeiter oft nicht nur in einem Bereich. So dürfen z.B. Volontäre oft schon früh Moderationserfahrung sammeln, aber auch die Morningshow mitbetreuen oder als Reporter unterwegs sein. Die thematische Bandbreite ist zwischen Musik, Gossip aber auch Politik oder anderen ernsten Themen sehr groß und abwechslungsreich. Allerdings: Volontäre sollten hier keine journalistisch fundierte Ausbildung erwarten. Meiner Ansicht nach sollte diese Handwerk auch bei einem auf Entertainment fokussierten Jugendsender zumindest grundlegend vermittelt werden.
Gleichberechtigung
Das Verhältnis von männlichen und weiblichen Mitarbeitern ist sehr ausgeglichen. Trotzdem drei Sterne Abzug für gelegentliche sexistische Bemerkungen der Chefredaktion gegenüber weiblichen Kolleginnen. NoGo!
Arbeitsbedingungen
Die Studios wurden vor kurzem komplett neu gebaut und auch die Redaktion technisch auf den neusten Stand gebracht. Die Software ist leider zum Teil noch immer stark veraltet und macht das Arbeiten schwerfällig, sie soll aber bald ein Update bekommen. Die Redaktion und die Studios sind komplett klimatisiert und die Lage an der Bremer Schlachte mit Ausblick auf die Weser ist großartig. Die Lautstärke in der Großraumredaktion ist leider oftmals ohrenbetäubend und sehr anstrengend.
Gehalt/Sozialleistungen
Vor allem bei Redakteuren eine Frage des Verhandlungsgeschicks. Einen Tarifvertrag gibt es nicht. Das Gehaltsniveau bewegt sich, wie im privaten Medienbereich üblich, eher im unteren Bereich, durch die Anbindung an Radio ffn aber zum Teil über dem von vergleichbaren privaten Jugendsendern. Die Lebenshaltungskosten in Bremen sind zudem im Vergleich zu anderen Großstädten recht niedrig. Urlaubs- oder Weihnachtsgeld gibt es nicht, aber gelegentlich Sonderzahlungen bei guten Einschaltquoten.
Image
ENERGY ist die größte und wohl bekannte Radiomarke in Europa, von daher definitiv kein NoName-Sender. Durch die hohe Fluktuation und die vielen unzufriedenen (Ex-)Mitarbeiter ist aber vor allem die Arbeitsatmosphäre und das Verhalten der Chefredaktion in der Medienlandschaft zum Teil überregional bekannt.
Karriere/Weiterbildung
ENERGY ist ein "Durchlauferhitzer". Mitarbeiter oder Volontäre wurden während meiner Zeit nie wirklich individuell gefördert. Es gibt regelmäßige InHouse-Coachings, die aber vor allem auf die Optimierung des "Produktes" und nicht die Weiterentwicklung der Mitarbeiter abzielen. Die Kollegen werden meiner Ansicht nach größtenteils als "Sache" betrachtet, die dort eingesetzt werden, wo sie gerade gebraucht werden. Persönliche Vorstellungen, Wünsche, Ziele spielen selten eine Rolle.