Nichts für schwache Nerven
Verbesserungsvorschläge
Endlich zuhören. Auf Missstände reagieren, statt Ausreden zu finden. Den Mitarbeitern die Chance geben, mit Freude etwas mitzugestalten. Druck abbauen. Mitarbeiter sinnvoll einsetzen und Kompetenzmanagement betreiben. Ehrliche Feedbackgespräche statt wahllose Hinterrücks-Lästerei. Dringend Technik erneuern, um Mitarbeitern zumindest die Grundlage für ein effizientes Arbeiten zu bieten. Mitarbeiter wertschätzen, um Fluktuation auf ein normales Maß zu senken. Transparenz und gesunde Kommunikationskultur etablieren.
Arbeitsatmosphäre
Die Stimmung im Team könnte besser nicht sein. Man hilft sich, wo man kann, fühlt sich unterstützt und wertgeschätzt. Das Team weiß, was das Team jeden Tag leistet. Schattenseite: die „Führungsetage“, vielmehr Bereichsleiter, die sich vor der Geschäftsführung weg ducken und froh sind, nicht ins Kreuzfeuer zu geraten. Schlechte Stimmung von ganz oben wird direkt nach unten weitergegeben. Das Traurige: alle sind hoch motiviert und haben Spaß an der Arbeit, der wird einem aber ganz schnell verdorben. Mit Bauchschmerzen zur Arbeit kommen ist im Team keine Seltenheit.
Kommunikation
Die extrem hohe Fluktuation ist ein interessanter Indikator für die vorherrschende Kommunikations“strategie“. Man kann quasi froh sein, wenn man dem einen oder anderen noch zuwinken kann, bevor er aus dem Unternehmen schleicht. Große strukturelle Veränderungen werden oft nur lapidar abgetan. Wenigstens: aktuelle Themen im Unternehmen, besondere Erfolge usw. werden in großen gemeinsamen Get Together Veranstaltungen gespiegelt. Von einer Regelmäßigkeit kann jedoch nicht die Rede sein.
Kollegenzusammenhalt
So etwas wie hier gibt es kein zweites Mal. Man kann förmlich den Zusammenhalt innerhalb des Teams spüren. Hier ist wirklich jeder für jeden da. Leider gibt es häufig Unzufriedenheiten aufgrund Entscheidungen, auf die der gemeine Mitarbeiter keinen Einfluss hat. Die Kollegen können dem Unrecht oft nur untätig zusehen, fangen jedoch jeden Einzelnen regelmäßig wieder auf. Die Projektteams treffen sich untereinander auch privat zu Teamabenden. Kurz: die kleine Oase im Kriegsgebiet.
Work-Life-Balance
Urlaub wird in den seltensten Fällen nicht bewilligt. Ist auch 2-3 Wochen am Stück möglich.
Die Kernarbeitszeit ist sicher nicht arbeitnehmerfreundlich. Allerdings sind Ausnahmen nach Absprache möglich (Arzttermine, sonstiges) und man kann schon mal später kommen oder früher gehen.
Das große Problem im Unternehmen ist jedoch permanent der immense Druck von oben, der sich auch im Privaten niederschlägt. Aufgrund der dünnen Personaldecke verabschiedet man sich schweren Gewissens in den Urlaub und kann nur schwer abschalten.
Vorgesetztenverhalten
Hier liegt des Übels Wurzel. Keiner der Vorgesetzten ist auch nur ansatzweise der Position gewachsen. Dies mag sich aufgrund des übersteigerten Drucks durch die Geschäftsführung entwickelt haben. Dennoch ist der Umgang in Konfliktsituationen beispiellos schlecht: opportunistisches Verhalten, unberechtigte Schuldzuweisungen, „Hau-ruck“-Entscheidungen und dabei wird jegliches Gefühl für das Wohlbefinden der Mitarbeiter verloren. Positives Feedback ist eine Seltenheit, stattdessen ist eine schlechte Planung ständiger Begleiter des Arbeitsalltags: Mitarbeiter arbeiten mühsam ab, was kurzfristig von oben nach unten weitergegeben wurde. Was fehlt, ist eine kompetenzorientierte Arbeitsverteilung. Mitarbeiterbefragungen werden nicht durchgeführt, was eines der Anzeichen dafür ist, dass der Geschäftsführung am einzelnen Mitarbeiter, dessen individuellem Leistungsprofil und seinen Bedürfnissen herzlich wenig liegt.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben sind aufgrund der großen Projektvielfalt definitiv abwechslungsreich. Ob es für das eigene Wohlbefinden und persönliche Weiterkommen förderlich ist, im Wochentakt neue Produkte und Projekte um die Ohren gehauen zu bekommen, ist fraglich.
Umgang mit älteren Kollegen
Es ist schade, dass man im Unternehmen kaum auf einen größeren Erfahrungsschatz zurückgreifen kann als den eigenen. Fluktuationsbedingt schwindet das vorhandene Wissen stetig. Durch den ständigen Wechsel der Aufgaben, der Projekte und der strategischen Ausrichtung würde es selbst nichts helfen, wenn ein Erfahrungsschatz vorhanden wäre – das Wissen hat eine Halbwertszeit von 2-3 Wochen.
Arbeitsbedingungen
Einziger Vorteil: die zentrale Lage. Danach folgt die Reihe der Unzumutbarkeiten, angeführt von der „Technik“, die so gut wie nie reibungslos funktioniert. Da sind veraltete Server, nicht kompatible Programme, Internetprobleme und und und. Das Arbeiten wird so von einer ständigen Nervosität durchzogen und Sorge, dass „mal wieder was nicht geht“. Wenn es nicht so ermüdend und extrem belastend wäre, könnte man auch darüber lachen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Unternehmen suggeriert in seiner Außendarstellung permanent ein vorbildliches Umweltbewusstsein und eine ganz bestimmte Sozialpolitik. Man spricht sich für eine nachhaltige Personalstrategie aus und für die Förderung von Talenten. Ist man einmal drin, wird schnell klar, welche Strategie das Unternehmen tatsächlich verfolgt. Vor dem Hintergrund des nach außen vermittelten Image ist der tatsächliche Umgang mit Arbeitskräften erst recht ein Armutszeugnis. Immerhin: es wird nach Möglichkeit umweltfreundliches Druckerpapier verwendet.
Gehalt/Sozialleistungen
Es wird von den Mitarbeitern eine überdurchschnittliche Leistung gefordert, themenübergreifend und vor allem stets bereit zur plötzlichen Änderung des Kurses. Diese Forderung ist hoch belastend und nicht durch Gehalt aufzuwiegen – und besonders nicht durch die zu erreichenden Gehälter in diesem Unternehmen.
Image
Siehe „Sozialbewusstsein“. Die Geschäftsführung vermittelt nach außen hin ein starkes Interesse an Mitarbeitergesundheit, nachhaltiger Mitarbeiterführung und Unternehmensbindung. Es genügt allerdings ein Blick auf Kununu, um dieser scheinheiligen Darstellung den Wahrheitshut aufzusetzen. Der Umgang mit Mitarbeitern ist nicht ehrlich, entsprechend laut ist der „Flurfunk“ und entsprechend äußern die Mitarbeiter sich untereinander über die Zustände.
Karriere/Weiterbildung
Die Aufstiegschancen sind wenn man so will hoch – die Führungsetage ist jedoch keinesfalls ein Ziel, das die Mitarbeiter verfolgen. Vielmehr ist man froh, ungestört in der Funktion arbeiten zu können, in der man begonnen hat, ohne eine ständige Änderung der Aufgaben. Weiterbildung wird intern angeboten (von Mitarbeitern für Mitarbeiter), was ein guter Ansatz ist und bei den Mitarbeitern Anklang findet.