Stabiles Umfeld mit Potenzial zur Verbesserung in Arbeitsmethoden und Kommunikation
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Grundsätzlich wettbewerbsfähiges Gehalt mit 13 Gehältern pro Jahr (obwohl dies nicht mit der Inflation Schritt hält)
- Ältere Kollegen werden respektiert und ihre Erfahrung geschätzt
- Planbare Arbeitszeiten und eine angemessene Balance zwischen Arbeits- und Freizeit
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- Fehlender Teamzusammenhalt und wenig bereichsübergreifende Zusammenarbeit
- Träge Arbeitsweise und fehlende Agilität bei der Softwareentwicklung
- Begrenzte Aufstiegschancen und mangelnde Unterstützung bei der beruflichen Weiterentwicklung
- Gehaltssteigerungen
- Toleranz von Ignoranz
Verbesserungsvorschläge
- Beseitigung der Silo-Mentalität durch regelmäßige bereichsübergreifende Team-Building-Maßnahmen und dem Aufsplitten von Verantwortungsbereichen
- Einführung agiler Methoden und Reduzierung von veralteten Prozessen wie umfangreichen Lasten- und Pflichtenheften
- Schaffung effizienterer Kommunikationskanäle und Förderung eines offenen Informationsaustauschs
- Ausbau der Weiterbildungsmaßnahmen und Förderung von externen Schulungen, um frische Perspektiven ins Unternehmen zu bringen
- Regelmäßige Anpassung der Gehälter an die Inflation und an marktübliche Standards, um Mitarbeiterbindung und Motivation zu stärken
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre im Unternehmen war leider von einer ausgeprägten Silo-Mentalität geprägt. Dies führte dazu, dass Mitarbeiter hauptsächlich isoliert arbeiteten, ohne dass ein echter Teamzusammenhalt entstand. Auch wenn die Arbeitsbedingungen an sich gut waren, machte es die fehlende kollegiale Verbundenheit schwierig, sich wirklich wohlzufühlen. Statt einer offenen und kollaborativen Atmosphäre, in der Ideen frei ausgetauscht werden, herrschte oft das Gefühl, dass jeder für sich allein kämpfte und darüber hinaus nichts wissen/sehen wollte. Das trug zu einer eher distanzierten und häufig sehr frustrierenden Arbeitsumgebung bei.
Kommunikation
Die Kommunikation im Unternehmen ließ leider zu wünschen übrig. Es gab zwar etablierte Kommunikationskanäle, aber die Strukturen waren oft so starr und unflexibel, dass Informationen nur langsam und manchmal unvollständig weitergegeben wurden.
Dies führte zu unnötigen Verzögerungen und Missverständnissen, die die Zusammenarbeit erschwerten. Die träge Kommunikation war ein wesentliches Hindernis für eine effektive und zeitnahe Projektarbeit.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt unter den Kollegen war aufgrund der stark ausgeprägten Silo-Kultur nur bedingt vorhanden. Dazu kommt, dass viele (nicht alle!) der Mitarbeiter doch eher spezieller und "eigenbrödlerisch" waren. Jeder war hauptsächlich auf seine eigenen Aufgaben fokussiert, und es gab wenig Anreize oder Gelegenheiten, neue Mitarbeiter vernünftig ins Team zu integrieren, bereichsübergreifend zusammenzuarbeiten oder sich auch mal privater etwas besser kennenzulernen. Es gibt den Tellerrand, mehr aber auch nicht.
Das Gefühl, als Teil eines Teams zu arbeiten, war daher eher schwach ausgeprägt. Dieser Mangel an echtem Teamgeist und der fehlende Austausch unter Kollegen führten dazu, dass viele Projekte nur langsam vorankamen und die Motivation darunter litt.
Work-Life-Balance
Die Work-Life-Balance war insgesamt akzeptabel. Die Arbeitszeiten waren in der Regel gut planbar und es gab selten Überstunden. Auch spontane Urlaube waren idR. sehr gut planbar.
Die Homeoffice-Regelung ist mit 50/50 aber mMn. nicht zeitgemäß, zumal es den Anschein macht, dass die Einhaltung dieser nicht konsequent überprüft wird und diese von vielen Kolleg:innen ohnehin konsequent ignoriert wird.
Es gibt Kolleg:innen die ich bis zu meinem letzten Tag noch nie face-to-face gesehen habe und das obwohl wir im selben Team waren und die selbe Regelung einhalten mussten.
Vorgesetztenverhalten
Meine Vorgesetzten zeigten sich grundsätzlich offen für Veränderungen und unterstützten teilweise agile Methoden, im Rahmen ihres möglichen. Allerdings war ihre Fähigkeit, die notwendigen organisatorischen Veränderungen zeitnah und effektiv umzusetzen, begrenzt, da das mittlere Management auch nur bedingt "nach oben hin" etwas bewirken kann. Außerdem ist dieser "Rahmen" von vielen Führungskräften bewusst eng gehalten, da Veränderung häufig Konfrontation bedeutet, der viele aus dem Weg gehen wollen.
Die Veränderung, sofern sie mal konsequent verfolgt wird, muss zusätzlich natürlich auch von der Masse getragen werden wollen.
Hier gibt es bspw. viele Kolleg:innen die nur ihren Job machen wollen und sonst jeder Veränderung eher im Weg stehen. A la "Nichts sehen, nichts hören, hauptsache der Job wird gemacht". Scheuklappen als Wegweiser.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben, die ich zu bewältigen hatte, waren grundsätzlich interessant und hatten das Potenzial, wirklich spannende Projekte zu werden, für die ich auch langfristig gerne die Verantwortung übernommen hätte. Leider wurde dieses Potenzial oft durch die starren und unzeitgemäßen Arbeitsmethoden, die Kultur des "Dagegenseins" und der Tools eingeschränkt. Es werden immer noch Tools eingesetzt, die bald ihren 30. Geburtstag feiern - das darf mMn. bei einem Hightech-Konzern einfach nicht sein!
Die Arbeit war sonst stark prozessgetrieben, mit langen Vorlaufzeiten und mMn. überflüssigen bürokratischen Hürden, die kreative und effiziente Lösungen behinderten. Das führte dazu, dass der Spaß an den Aufgaben verloren ging und die Frustration massiv stieg.
Gleichberechtigung
Im Unternehmen herrschte grundsätzlich ein fairer Umgang mit allen Mitarbeitern, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder anderen persönlichen Merkmalen. Die Teams sind teilweise international aufgestellt. Es gab keine offensichtlichen Benachteiligungen, und Gleichberechtigung wurde offiziell hochgehalten. Allerdings wurde in der Praxis nicht immer aktiv darauf geachtet, dass alle Mitarbeiter gleich gut eingebunden und gefördert wurden, insbesondere in Bezug auf den Zugang zu interessanten Projekten oder Weiterentwicklungsmöglichkeiten.
Umgang mit älteren Kollegen
Der Großteil der Belegschaft ist deutlich näher am Rentenalter als ich, was sich unter anderem in der Vergangenheit stark auf die Unternehmenskultur auswirkte, welche jetzt der angekündigten dynamischen und agilen Veränderung im Weg steht.
Ältere Kollegen werden grundsätzlich respektvoll behandelt und ihre umfangreiche Erfahrung wird geschätzt und genutzt. Allerdings führte die hohe Anzahl an älteren Mitarbeitern dazu, dass das Unternehmen insgesamt weniger dynamisch und offen für Veränderungen ist. Vieles wird "schon immer so gemacht" und es scheint so als wolle niemand sich so richtig von seinem Standpunkt wegbewegen.
Die Bereitschaft, sich auf neue Arbeitsmethoden oder moderne Technologien einzulassen, war oft gering, was die Einführung agiler Prozesse zusätzlich erschwerte. Während die Erfahrung der älteren Mitarbeiter wertvoll war, hemmte die altersbedingte Vorsicht die Agilität und Innovation im Unternehmen.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen sind insgesamt akzeptabel, aber es gab Raum für Verbesserungen. Die Büros sind funktional, aber die Arbeitsplätze oft nicht optimal gestaltet, um eine produktive und kreative Umgebung zu fördern. Sie sind kalt und minimalistisch eingerichtet und luden eher dazu ein meine Office-Zeit möglichst gering zu halten. Das einzig bunte war der regelmäßige Obstkorb.
Die Shared Desks/Spaces tragen mMn. zusätzlich dazu bei eine Kultur der Anonymität zu fördern.
Die Technik ist in Ordnung, aber die Arbeit mit dieser ist vor allem aus dem Homeoffice heraus nicht mehr zeitgemäß.
Ergonomische Aspekte und moderne Arbeitsmittel (Monitore etc.) waren vorhanden, aber die allgemeine Atmosphäre und die Prozesse trugen nicht dazu bei, dass man sich wirklich wohlfühlte und effizient arbeiten konnte.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Umwelt- und Sozialbewusstsein im Unternehmen war vorhanden, aber nicht besonders ausgeprägt. Es gab einige Initiativen, um umweltfreundlicher zu arbeiten, wie etwa Recyclingprogramme und Maßnahmen zur Energieeinsparung, aber diese waren eher punktuell und nicht Teil einer umfassenden Strategie. Sozialbewusstsein zeigte sich in gelegentlichen Aktionen oder Spenden, aber auch hier fehlte eine tiefere Verankerung in der Unternehmenskultur. Es war außerdem deutlich, dass diese Themen nicht oberste Priorität hatten und nur von wenigen einzelnen Mitarbeiter:innen vorangetrieben wurden.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt war insgesamt gut und es wurden 13 Gehälter pro Jahr gezahlt, was positiv hervorzuheben ist. Es gibt die Möglichkeit eines Job-Rads, den obligatorischen Obstkorb und 1-mal die Woche Pilates, sofern man noch einen Platz ergattern kann. Mehr außergewöhnliche Benefits lassen sich aber nicht erwarten.
Die Gehaltssteigerungen in den letzten Jahren waren allerdings nicht mehr marktgerecht und blieben stetig hinter der Inflation zurück. Dies führt zu wachsendem Unmut unter den Mitarbeiter:innen und dessen Fluktuation, da die Kaufkraft entsprechend sank und die finanzielle Anerkennung nicht mit den steigenden Erwartungen aber auch Lebenshaltungskosten Schritt hielt. Zudem wurde gerade in den letzten 1 1/2 Jahren viel von den Mitarbeitern abverlangt, da durch die Übernahme eines amerikanischen Investors und der damit einhergehenden Umstrukturierung sehr hohe Ansprüche hinsichtlich der Erreichung von Zielen an die Mitarbeiter gestellt wurden.
Image
Das Image des Unternehmens ist insgesamt positiv, und es wird in der Branche als solider und zuverlässiger Arbeitgeber wahrgenommen. Dennoch besteht ein erheblicher Wettbewerbsdruck, dem das Unternehmen nur schwer gerecht wird. Während das gute Image erhalten bleibt, hat das Unternehmen mMn. Schwierigkeiten, mit der Konkurrenz Schritt zu halten und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Dieser Druck wird oft nicht ausreichend adressiert, was sich langfristig negativ auf die Wahrnehmung und die Marktposition auswirken könnte.
Karriere/Weiterbildung
Die Umstrukturierungen, die angestrebt wird, wird Jahre in Anspruch nehmen und wird dann immer noch nicht ideal sein. Die derzeitigen Gegebenheiten behinderten meine berufliche Entwicklung hier erheblich.
In den kommenden Jahren werden viele Stellen aufgrund von Renteneintritten frei, was theoretisch Karrierechancen bietet. Allerdings müssen dabei viele veraltete Strukturen übernommen werden, wodurch die realistischen Aussichten auf "Aufstieg" begrenzt sind.
Weiterbildungsmaßnahmen wurden nur bedingt angeboten, was teils an den Umstrukturierungen lag. Zudem sahen viele langjährige Mitarbeiter sich eher als Wissensgeber, was den Zugang zu frischen, externen Impulsen erschwerte und die persönliche Weiterentwicklung zusätzlich einschränkte.