Chance bekommen und Chancen auch wahrgenommen
Gut am Arbeitgeber finde ich
Aufgrund erfolgloser Jobsuche erhielt ich die Möglichkeit, mich bei der Chance zu bewerben und konnte nach Zusage als Hausbetreuer in einem sozialen Brennpunkt arbeiten. Nach Einarbeitung und Aufbau einer Vertrauensbasis mit den Mietern empfand ich die Aufgabe als sehr sinnvoll und wichtig. Mein Teamleiter unterstützte mich in sämtlichen Belangen. Die gute Abstimmung beruhte auch auf Vertrauen und Umsetzung der mir übertragenen Arbeiten. Als Hausbetreuer ist man sehr oft auch direkter Ansprechpartner von Mietern unterschiedlichster Couleur. Auch ist eine Zusammenarbeit mit dem Hauswart sehr wichtig. Hier bei den Mietern die richtigen Worte bei einem Kaffee oder Tee zu finden, zuzuhören und auch im Rahmen der Möglichkeiten Hilfe anzubieten, war ebenfalls fester Bestandteil der Arbeit. Oft war es nur eine Beschwerde wegen eines defekten Wasserhahns, manchmal aber auch Probleme, wo ein Mieter nur den Vermieter selber ansprechen konnte und man entsprechende Hinweise wegen Öffnungszeiten etc. gab.
Durch unsere Anwesenheit reduzierte sich Vandalismus deutlich, die Gewalt nahm ab und es blieben die Flure und die Grünanlage sauber. Mehrmalige Kontrollgänge im Hochhaus und in der Außenanlage während einer Schicht unterstrichen nicht nur meine Präsenz, sondern auch die Einhaltung der gewünschten Standards. In meiner Loge (Büro) wurde zusätzlich noch Post für Mieter angenommen - ein Service, der sehr gerne angenommen wurde. Die Zusammenarbeit mit Kollegen war in meinem Bereich hervorragend.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Mein Teamleiter unterstützte mich auf dem Weg zum Ersten Arbeitsmarkt. Wünschenswert wäre es, wenn für Hausbetreuer konkretere Wiedereingliederungsmaßnahmen umsetzbar wären, da ich nicht direkt im Anschluss eine neue Beschäftigung fand, sondern erst drei Monate nach Beendigung meiner Tätigkeit als Hausbetreuer. Konkretere Hilfe war aus finanziellen Gründen wohl nicht möglich; jedenfalls könnte die Chance mit mehr Budget erheblich mehr bewegen. Nicht gut empfand ich die zeitlich auf ein Jahr befristete Arbeit. Man baut Vertrauen zu den Mietern auf, verbessert die Situation im Quartier, kann sogar mit "Problem-Mietern" oder Teenagern einen direkten Draht pflegen, die aufgrund ihrer sozialen Situation oder des Umfelds oft missverstanden werden oder zuvor durch Gewalt auffielen. Die Chance braucht mehr Mittel, damit auch Projekte, Ideen und Konzepte umgesetzt werden können. Auch gab es während meiner Zeit oft Gerüchte, dass Loge XYZ geschlossen werden sollte, "weil ja alles ruhig und sauber ist". Genau dies ist ein Fehler, da nur durch Anwesenheit so ein Ergebnis möglich ist. Der Wegfall von Logen würde die Situation wieder verschlimmern und ein sozialer Brennpunkt tatsächlich wieder brennen.
Verbesserungsvorschläge
Verlängerung eines Arbeitsvertrags auf 2 Jahre, fortwährende Unterstützung für die weiteren berufliche Laufbahn bzw. Möglichkeit der Teamleiter/-innen, solche Dinge auch umzusetzen. Mir war aber damals schon bewusst, dass solche Entscheidungen "von weiter oben entschieden werden".