Ich war da nur zwei Tage: den Ersten und den Letzten
Gut am Arbeitgeber finde ich
Als negative Lebenserfahrung war das wirklich gut!
So etwas Schreckliches muss man erst mal mit eigenen Augen gesehen haben,
sonst glaubt man es nicht.
Seitdem bin ich erst recht niemehr sofort voll irgendwo eingestiegen,
sondern habe immer erst eine unverbindliche Probezeit gemacht.
Ausserdem habe ich gelernt, auf was man alles beim Bewerbungsgespräch
achten muss, und wie man sich im Vorfeld besser auf einen möglichen neuen
Arbeitgeber vorbereitet, damit es wie bei denen keine so bösen Überraschungen gibt.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Als ich nach dem ersten und letzten Tag da wieder gegangen bin, war mir richtig schlecht und übel und ich musste eine Tonne Aspirin schlucken.
Arbeitsatmosphäre
Man darf sich von den Videos für Bewerbende nicht täuschen lassen,
die die Firma auf ihrem YouTube Channel veröffentlicht.
In dem schönen Gebäude arbeitest du nicht, und erst recht nicht an einem modernen, hellen Arbeitsplatz mit netten Kollegen.
Du arbeitest in einem scheußlich-hässlichen alten Betonbüroklotz,
in einem grässlichen Großraumbüro mit depressiven und unfreundlichen Typen.
Auch herrscht da kein kreatives Arbeitsumfeld, es gibt nur langweilige Projekte
und entweder starre Arbeitszeiten, oder viele unangekündigte Überstunden.
Alle sitzen da wie Zombies an alten Macs und Dosen
und reden nichts miteinander, ausser sie pflaumen sich an.
Kommunikation
Bei der Bewerbung in ihrer schönen Zentrale haben die so getan, als ob mein zukünftiger Arbeitsplatz dort ist und so modern und schön ist wie in dem erwähnten Video, mit netten Kollegen, die man in der Pause zum kreativen Austausch trifft.
Ist aber alles genau umgekehrt.
Zum Glück hatte ich vorsichtshalber darauf bestanden, erst einmal ein paar Probetage da zu arbeiten, was die aber erst nicht wollten. Und das hatte seinen guten Grund.
Als ich dann am ersten Probetag ohne weitere Kommentare in ihren grässlichen Bürobetonklotz geführt wurde, habe ich erst gedacht, ich bin im falschen Film.
Kollegenzusammenhalt
Ich bin in einem hässslichen Großraumbüro gelandet, wo die sogenannten "Kreativen" ihr trauriges Dasein fristen. Als ich die nett gegrüsst hatte, habe ich von niemanden eine Antwort erhalten, und die meisten haben nicht einmal von ihren Bildschirmen aufgesehen.
Ich bin dann doch mal zu ihrem "Ober-Kreativo" gegangen um mich persönlich vorzustellen, und der hat mich gleich angepflaumt, ich solle ihn nicht bei seiner wichtigen Arbeit stören, obwohl er sich nur gerade ein paar Musikvideos auf YouTube angeschaut hat.
Ich bin dann trotzdem auch zu den anderen "Kollegen" gegangen, um mich vorzustellen, aber die haben mich entweder ignoriert, oder nur kurz mit dem Kopf genickt. Creepy.
Da bin ich dann alleine an einem uralten Mac gesessen, ohne dass sich jemand um mich gekümmert, oder mich beachtet hätte.
Bis ein echt ungepflegter Typ aufgetaucht ist. Habe erst gedacht, der holt den Müll ab. Hat sich mir nicht vorgestellt, oder gegrüßt, hat mich aber gleich gefragt wer ich denn bin und was ich hier wollte. Hat sich rausgestellt, dass das der Projektleiter von dem Haufen war. Hat mich auch gleich ungefragt und unhöflich geduzt, und ist dann wortlos auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
Work-Life-Balance
Die Work-Life-Balance war richtig super.
Jedenfalls für mich, weil ich am nächsten Tag nicht mehr hingegangen bin.
Wollte eigentlich sofort wieder gehen nachdem ich diese komischen Typen in ihrem Bunker getroffen hatte, doch ich habe mir gedacht, das ist alles so surreal, jetzt will ich doch mal sehen, was noch alles so passiert.
Und es ging noch weirder. Die sind einfach alle wortlos gegen Mittag aufgestanden und wie Zombies raus geschlurft, wahrscheinlich um Futter zu fassen. Zu mir hat jedenfalls keiner was gesagt, oder mich eingeladen.
Dann ist ein neuer Typ aufgetaucht, der mich sogar gegrüsst hat. Hat sich rausgestellt, dass das ein Praktikant war, der erst seit Kurzem da war und die Mittagszeit damit verbracht hat, Bewerbungen für eine neue Praktikantenstelle zu schreiben.
Hat mir auch erzählt, er war mit den anderen nur einmal bei einem Chinesen zum Essen, und da haben die ihm gesagt, er solle sich nicht an ihren Tisch setzen.
Au weia.
Vorgesetztenverhalten
Erzählen dir bei der Bewerbung alles mögliche, was nicht stimmt, wahrscheinlich weil sie denken, wenn jemand erst mal da ist, wird sie/er schon nicht gleich wieder gehen.
Falsch gedacht.
Interessante Aufgaben
So wie die da alle gelangweilt und depressiv rumgesessen sind, glaube ich kaum, dass es da interessante Aufgaben gab.
Gleichberechtigung
War in etwa die gleich Anzahl von frustrierten und unfreundlichen m/w da.
Umgang mit älteren Kollegen
Der einzig "Alte" war der Chef.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitssbedingungen sind überhaupt nicht so, wie es beim Bewerbungsgespräch und dem Bewerbervideo dargestellt wird.
Alles ist da schrecklich.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Kann ich nicht beurteilen.
Gehalt/Sozialleistungen
Wollten mich mit einem Hilfsarbeiterinnen-Gehalt abspeisen.
Das hätte mich schon stutzig machen sollen, aber ich hatte gedacht,
dies kann man ja nach der Probezeit nochmals verhandeln.
Image
Als ich etwas über die im Internet gesucht hatte, habe ich überhaupt nichts Aussagekräftiges gefunden, was mich damals leider auch nicht stutzig gemacht hat.
Karriere/Weiterbildung
Da war ein armer Praktikant da, den sie zum Autowaschen und Reifenwechseln geschickt haben. Toller Karrierestart.