Keine Teamarbeit, kaum Feedback, oberfläche Führung
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Flexibles Homeoffice
- wenig Überstunden
- Teilzeit möglich
- respektvoller Umgang
- sinnvolle Aufgabe
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- Fehlende Teamstrukturen und Vereinzelung der Angestellten
- kommunikationsschwache und konfliktscheue Führung
- wenig bis kein inhaltliches Feedback
- keine offene Fehlerkultur
- Teilzeit und vorübergehende Auszeiten müssen ohne Ausgleich selbst nachgearbeitet werden
- Geringe und intransparente Gehaltsentwicklung, Weiterbildung nur nach mehrfachen Nachfragen und langem Warten möglich
Verbesserungsvorschläge
Teamstrukturen und inhaltlichen Austausch zwischen den Mitarbeitern ermöglichen.
Gehaltsentwicklung und Weiterbildungsmöglichkeiten aktiv und transparent mitgestalten.
Intensiver mit den Aufgaben der Angestellten beschäftigen und inhaltliches Feedback geben.
Teilzeit und Familie nicht auf Kosten der Angestellten ausleben.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre teilt sich in Homeoffice und Büroalltag. Im Homeoffice unterscheidet sich die Atmosphäre wenig zur individuellen Arbeit als Freiberufler, der zufällig ausschließlich für Finanztip tätig ist. Von den zum Teil sehr trägen Team-Meetings abgesehen. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl oder konkrete Absprachen habe ich im Homeoffice nicht kennengelernt.
Das weiße Großraumbüro in Berlin ist wenig einladend. Es beherbergt noch eine kleine Gruppe von Mitarbeitern, die lieber liber Büro arbeiten als von zu Hause aus. Führungspersonal ist dort kaum mehr in Person anzutreffen. Die Arbeitsatmosphäre mit den Kollegen vor Ort ist durchweg positiv, wenn man Lust hat immer die gleichen fünf Menschen zu sehen und die Kreuzberger Nachbarschaft ist sehr vielseitig.
Kommunikation
Meine Vorgesetzten haben sich leider sehr wenig mit meinen Aufgaben auseinander gesetzt. Ziele und Aufgaben wurden kaum vorgegeben oder abgesprochen. Das seltene inhaltliche Feedback, dass ich bekommen habe, war durchweg sehr oberflächlich. Die Führungsebene vermittelt unablässig eine positive Stimmung, bei der Fehler und Konflikte durchweg weggelächelt werden. Verbindliche Absprachen sollten auf jeden Fall schriftlich festgehalten werden, damit sie nicht 'zufälligerweise vergessen werden‘.
Kollegenzusammenhalt
Der radikale Übergang zum Homeoffice wurde durch keine gemeinschaftsstiftenden Maßnahmen begleitet, wodurch die Teamstrukturen zerbrochen sind und vereinzelte Mitarbeiter zurückblieben. Der Austausch der Beschäftigten kam so weitestgehend zum erliegen, was von der Führungsebene eher unterstützt wurde, als dagegen zu steuern.
Hinzu kommt, dass Kollegen je nach Bedarf oder Umstrukturierungsplan unvermittelt von einer Position auf eine andere geschoben werden. Auf den Zusammenhalt der Mitarbeiter wird dabei keine Rücksicht genommen.
Bei Team-Events und beim harten Kern der Bürogänger ist der Zusammenhalt zwischen den Kollegen aber durchweg freundschaftlich und respektvoll, was den angenehmen Kollegen zu verdanken ist.
Work-Life-Balance
Auf den ersten Blick stimmt die Work-Life-Balance bei Finanztip. Teilzeit und vorübergehende Auszeiten sind möglich und Überstunden sind eine seltene Ausnahme.
Schaut man allerdings genauer hin, merkt man, dass dies auf Kosten der eigenen inhaltlichen Arbeit geht, da die Aufgaben von niemandem aufgefangen werden.
Eine Identifikation mit der eigenen Arbeit wird damit ungemein erschwert. Auch gibt es kaum Feedback oder Wertschätzung für die eigene Leistung.
Da bei den Vorgesetzten abseits von externen Zahlen wenig Verständnis für die Aufgaben besteht, wird oberflächliche und schludrige Arbeit hingegen auch nicht bemerkt. Damit wird leider ein schnelle und fehleranfällige Arbeitsweise gefördert. Vor meiner Kündigung habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, uninspitiert und wenig weiter zu arbeiten und nur auf dem Papier eine Vollzeitstelle auszufüllen. Ich habe mich am Ende gegen quite-quitting entschieden, auch wenn es die Arbeitsbedingungen sehr fördern.
Vorgesetztenverhalten
Meine Vorgesetzen sowie die Geschäftsführung haben in meinen Jahren bei Finanztip mehrfach gewechselt. Durch die permanente Fluktuation gab es am Ende keine relevanten Absprachen mehr und ich habe meine Aufgaben weitestgehend autonom erledigt. So lange ich keine Fragen hatte, wurde ich hauptsächlich allein gelassen. Leider habe ich bei Problemen und Anfragen ebenso wenig eine konstruktive Reaktion erhalten. So lange es nichts zu klären gibt, ist der Umgang sehr freundlich. Sobald man einmal ein Anliegen hat, muss man es mit sich selbst ausmachen oder unter den Tisch fallen lassen.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben bei Finanztip sind in ihrem Rahmen durchaus sinnstiftend und abwechslungsreich. Allerdings finden sie innerhalb der Firmenstruktur sehr stark im luftleeren Raum statt ohne Rückbindung auf ihren Wert oder Feedback zur erbrachten Arbeit.
Gleichberechtigung
Für den klassischen Angestellten in Vollzeit gibt es bei Finanztip wenig auszusetzen, wobei Frauen in Führungspositionen in meiner Zeit die Ausnahme waren. Das liegt sicher auch daran, dass Teilzeit und vorübergehende Auszeiten wie durch Elternzeit ohne angebrachten Ausgleich auf Kosten des eigenen Anspruchs an die eigene Arbeit erfolgen.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Einstiegsgehalt orientiert sich meiner Erfahrung nach an einen überaltertem Wert im Branchen-Verhältnis. Spätere Gehaltsanpassungen sind von Finanztip-Seite kaum vorgesehen und Gehaltsgespräche auf eigenen Wunsch werden so gut es geht wegkomplimentiert oder geblockt.
Image
Die Außenwirkung von Finanztip habe ich als durchweg positiv erfahren. Personen, die Finanztip kennen, loben die fundierten und umfangreichen Informationen. Bedenkt man die zum teil recht fehleranfälligen Arbeitsprozesse, ist das Image streckenweise besser als verdient. Die Geschäftsführung übertreibt die eigene Bedeutung jedoch häufig und verfolgt so manches unrealistisches, undurchdachtes Ziel.
Karriere/Weiterbildung
Interne Aufstiegsmöglichkeiten werden nicht gefördert oder nach ausgiebiger Absprache wieder zurückgenommen. Weiterbildungen sind nur auf eigene Initiative und nach mehrfachen Nachfragen und langem Abwarten möglich.