Falls du auf ein Zeichen wartest, ob du dich bewerben solltest: Hier ist es. Tu's nicht.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Fissler ist ein Unternehmen, das eine beneidenswerte Tradition hat.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Wo soll ich anfangen? Das Tragischste ist wohl, dass sämtliche Schlüsselpositionen nicht aufgrund von Leistung, sondern aufgrund von Vitamin B und einem gemeinsamen, ehemaligen Arbeitgeber besetzt sind. Das hat zur Folge, dass wichtige Bereiche wie Marketing und Vertrieb von Personen geleitet werden, die durch Abwesenheit glänzen und/oder dünnhäutig auf die erste Nachfrage reagieren. Die Kombination aus Unwissenheit und Selbstbewusstsein habe ich in dieser Form noch nie gesehen, weder privat noch geschäftlich. Eine Kultur des Umgangs mit Fehlern fehlt gänzlich. Jeder noch so kleine Fehler wird einer anderen Abteilung zugeschoben, was zu einem Silodenken führt, das man lediglich aus Kriegsparteien aus den Nachrichten kennt. Die meisten meiner Kollegen haben innerlich bereits gekündigt, suchen aktiv nach Alternativen oder zählen die Tage bis zur Rente. Die Tatsache, dass eine große Anzahl von Mitarbeitern aus unterschiedlichsten Bereichen das Unternehmen scharenweise verlassen, sollte bei der Familie Fissler sämtliche Alarmglocken läuten lassen. Ein "Head of", der buchstäblich Narrenfreiheit genießt, da sein direkter Vorgesetzter nicht nur sein Chef, sondern auch noch sein Trauzeuge ist, lässt sämtliche branchenüblichen Kontrollmechanismen vermissen. Die Checks & Balances seines intern & extern schadenden Verhaltens sind ausgehebelt, da für Buddies andere Parameter gelten als für andere Angestellte.
Verbesserungsvorschläge
Um ehrlich zu sein halte ich es nicht mehr für möglich den Turnaround zu schaffen. Diese toxische Atmosphäre und die falschen Leute von einem ehemaligen Kindermöbelhersteller in Schlüsselpositionen tun ihr übriges. Es gibt einfach niemanden, der das alles gutheißen kann und der nicht mit einer gewaltigen Spur Sarkasmus diese Umstände ertragen kann. Am meisten tun mir die HR-Leute leid, die versuchen müssen neue Matrosen auf die Titanic zu kriegen. Auf der anderen Seite schmeißt die HR mit Floskeln wie unten zitiert "Über ein persönliches Gespräch hätten wir uns gefreut, denn uns ist das Wohlbefinden und die Zufriedenheit aller unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr wichtig." um sich. Lustig. Denn es gab weder bei mir noch bei den zahlreichen anderen Kollegen, die gekündigt haben, einen Versuch eines Gesprächs seitens der HR, um von den Gründen der unglaublichen Anzahl an Kündigungen in den letzten 12 Monaten, quer über alle Abteilungen, zu erfahren.
Arbeitsatmosphäre
Das Symbol der Atmosphäre ist nicht der Topf oder die Pfanne, sondern das Messer im Rücken. Die Arbeitsatmosphäre ist giftig und durchdrungen von Lästereien. Besonders bemerkenswert sind die kindischen Streitereien zwischen den Führungskräften während der Teams-Meetings, die zwar im Kindergarten amüsant wären, aber in der Geschäftswelt höchst peinlich wirken.
Kommunikation
Es wird ausschließlich Übereinander statt Miteinander gesprochen. Ein Sinnbild dafür sind die Bewertungen auf Kununu. Anstatt auf Ursachenforschung für die desaströsen Bewertungen zu gehen, wird ein ganzer Tag damit verbracht, zu diskutieren, wer die jeweils aktuellste Bewertung wohl geschrieben haben könnte. Das Problem ist für sie nicht der Umstand, das Problem ist der Messenger. Wenn talentierte Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, wird nach außen hin Unsinn verbreitet. Man sagt, man habe sie "schon immer loswerden wollen", sei "froh, dass sie endlich weg sind", oder am besten: "dass man sie entlassen musste."
Kollegenzusammenhalt
Das F bei Fissler steht für Fingerpointing: Selbst wenn offensichtlich der Bock von Abteilung XY abgeschossen wurde, versucht man hinter dem Rücken Bonuspunkte zu sammeln, indem sie despektierlich über andere redet. Integrität gibt es ausschließlich auf den schönen Charts von „One Fissler“, die nicht weiter entfernt von der Realität sein könnten.
Work-Life-Balance
Ab dem Rang eines "Head of" ist das Leben ein Traum: Nutze die freie Zeit durch von dir spontan abgesagte Termine, messe deine zurückgelegte Distanz beim Fahrradfahren mit anderen Freunden tagsüber, und genieße die Atmosphäre der Natur, während andere im Büro feststecken. Als Direktor wirst du nebenbei sogar zum Geheimagenten ausgebildet: Niemand weiß, was du tust, niemand hat dich je gesehen, und die meisten wissen nur von deiner Existenz, weil der Name im Organigramm auftaucht. Fissler 007.
Vorgesetztenverhalten
Ein Head of, dessen Alltag von folgenden Merkmalen geprägt ist:
- Sinnlosen Entscheidungsänderungen
- Der Beschaffung nichtssagender Erkenntnisse, die am nächsten Tag keinerlei Relevanz mehr haben
- Spontanen Absagen von Terminen
- Dem Liken pseudointellektueller Business-Kalendersprüche, deren einzige Funktion darin besteht, das Gegenteil vorzuleben
- Ein Selbstbewusstsein, das mit Ahnungslosigkeit in nahezu jedem Bereich einhergeht. Dies ist beneidenswert und sucht seinesgleichen.
Die verzweifelte Hoffnung unzähliger leidender Mitarbeiter ruhte auf den Schultern des neuen CEO, der seit Januar an der Spitze steht. Doch auch er ignoriert geschickt diese Bewertungen sowie rot-leuchtende Signale aus HR-Fällen und Betriebsratsgesprächen. Man könnte meinen, auch er hätte seinen Part als Trauzeuge gehabt.
Interessante Aufgaben
Das Highlight des Tages ist definitiv die Spannung darauf, welcher Fachbegriff als nächstes von den oben genannten Kollegen fehl am Platz verwendet wird. Welche veraltete Aussage gegenüber Frauen aus dem vorletzten Jahrhundert wird gleich fallen? Welche unnötige Aufgabe aus einem Business-Manager-Wanna*be-Buch wird als nächstes auftauchen? Welcher Kunde wird sich als nächstes beschweren? Und über welche Dinge, die du nicht mal selbst über dich wusstest, wurde hinter deinem Rücken gesprochen? Fragen über Fragen, die den Alltag unglaublich interessant machen.
Gleichberechtigung
Gleichberechtigung wird in drei Bereichen wahrgenommen: 1. Im Leadership-Team, 2. in der ehemaligen Kindermöbeltruppe, und 3. in der Hochzeitsbrüderschaft. Der Rest wird unterdrückt und oft offen als unwissend dargestellt.
Umgang mit älteren Kollegen
Die Definition von "älteren" Kollegen kann unterschiedlich interpretiert werden: Ist es die Anzahl der Lebensjahre oder die Dauer der Betriebszugehörigkeit? Gerade Letztere werden oft ignoriert und ihr Erfahrungsschatz nicht ansatzweise gewürdigt. Die Stimmung in der Belegschaft könnte kaum schlechter sein.
Arbeitsbedingungen
Als man dachte, es könnte nicht schlimmer kommen, kam die geniale Idee auf, die Leistung der Kollegen auf einer Skala von 1 bis 9 zu bewerten. Die Theorie klingt zunächst wunderbar: Bei 100%iger Leistung landet man automatisch in der Mitte, also bei einer 5. Bei Verbesserungsbedarf wird man schlechter bewertet, bei Übererfüllung besser. Der Zusatz "in den ersten zwei Jahren kann man grundsätzlich nicht besser als eine 5 sein, da man sich noch in der Lernphase befindet" scheint ebenfalls plausibel. Doch wenn ganze Abteilungen katastrophal bewertet werden, langjährige Mitarbeiter, die das Unternehmen seit Jahrzehnten am Laufen halten, schlecht abschneiden und eine Bewertung von 2 oder 3 das Höchste der Gefühle ist, während sich eine Führungskraft, die noch nicht einmal zwei Jahre im Unternehmen ist, schon für (O-Ton) "eine 8 oder 9" hält, einfach weil sie "Chef ist und eine vermeintliche Vorbildfunktion erfüllt", dann frage ich mich ernsthaft, ob "Stromberg" die nächste Staffel nicht in Österreich drehen sollte.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Meine Vorschreiber haben bereits ausführlich bei dem Thema "Flugmeilen sammeln" ausgetobt. Einzelne Personen / Genies / unerreichbare Helden, die sich, aus welchen Gründen auch immer, als Vorbilder in allen Lebenslagen sehen, genießen das Leben in vollen Flügen. Ich möchte den Begriff "Greenwashing" anführen, der hier in Perfektion praktiziert wird.
Gehalt/Sozialleistungen
Angesichts der täglichen psychischen Belastungen wirkt das Gehalt eher wie eine Entschädigung als eine Anerkennung. Zusätzliche Sozialleistungen wie private Rentenabsicherung oder vermögenswirksame Leistungen sind nicht vorhanden.
Image
Intern könnte das Image nicht schlechter sein. Kein einziger Mitarbeiter lebt die proklamierten Claims wie "OneFissler", und das All-Employee-Meeting hat deutlich gezeigt, dass niemand daran glaubt. Die katastrophalen Lieferquoten haben auch die Reputation bei den Kunden stark geschädigt. Der Endverbraucher kann mit der Marke noch etwas anfangen, daher zwei Sterne.
Karriere/Weiterbildung
Kann man vergessen. Es gibt kein einziges externes Angebot, das vom Unternehmen gefördert wird. Die interne "Fissler Academy" ist ein Paradebeispiel für extern zugekauften Inhalt, der seelenlose, KI-generierte Videos und Texte zeigt und so viel Charme wie ein Glas Wasser hat. In den Stellenanzeigen wird zwar von "guten Weiterbildungsmöglichkeiten" gesprochen, aber das entspricht einfach nicht der Realität. Anders formuliert: Es ist gelogen.
Fissler ist in jeder Hinsicht wirklich einzigartig: Während die Geschichte gelehrt hat, dass gute Leistungen belohnt und schlechte Leistungen diszipliniert werden sollten, herrscht hier das Gegenteil. Langjährige, kompetente Mitarbeiter lassen ihr Potenzial in den Büros von Idar ungenutzt, während Mitarbeiter, die die Firma mit Vollgas gegen die Wand fahren, den Firmenfrieden langfristig zerstört haben und den halben Tag Schaum schlagen, befördert werden.