Wachsende Kanzlei mit Herausforderungen
Gut am Arbeitgeber finde ich
Essen in der Kantine,
Parkplatz,
eigenes Büro,
Fitness-Raum,
Bibliothek
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Bzgl. Lernpesktiven besteht das größte Verbesserungspotenzial.
Es gibt kein Team-Gefühl. Das Klima ist teilweise toxisch. Partner äußern sich unkollegial über Ex-Mitarbeiter offen vor Kollegen.
Arbeitgeber tragen gesellschaftliche Verantwortung, diese vermisst man bei FGS gelegentlich.
Die Möglichkeit von Misstrauen ggü. eigenen Mitarbeitern könnte man anhand der Einführung von "Home-Office" in den Jahren 2021-2022 ableiten (Info: die Einführung war nicht freiwillig, Stichwort Corona). Noch immer ist das Thema nicht vollumfänglich zufriedenstellend gelebt.
Trotz propagierter "Top-Kanzlei" und "Awards" wie Top-Arbeitgeber (wer dort gearbeitet hat, mag evtl. schmunzeln): In Summe wird auch nur mit warmem Wasser gekocht, die Temperatur kann schwanken.
Jeder ehemalige FGS-Kollege ist sich in dieser Sache einig: es wird sich nichts ändern. Wieso sonst gibt es im Falle einer Kündigung keine Austrittsgespräche, weder mit dem Partner, noch mit der HR. Insoweit bleibt gar nichts anderes übrig, als konstruktives Feedback über Plattformen zu leisten, um damit auch für Transparenz zu sorgen. Diese Feedback-Kultur konterkariert den vielen Awards, mit denen FGS wirbt, á la "TOP Arbeitgeber". Dass man ein halbes Jahr auf sein Zeugnis wartet ist nicht nur unangemessen, sondern auch kein Einzelfall bei Ex-FGS-Kollegen. Chapeau, Hauptsache einen raushängen lassen, oder einfach unorganisiert?
Verbesserungsvorschläge
Investiert zielführend in euer Personal. Eine Geldförderung, die bei ca. 40 % der Gesamtkosten für das StB Examen liegt (Inflation), ist nicht darunter zu verstehen. Berufsanfänger wollen mehr als Geld. Sie wollen lernen.
Daher: Warum nicht zielführend ausbilden. Ab Tag 1. Sowohl On- und Off boarding scheinen bei FGS offenbar Verbesserungspotenzial zu haben.
Im Vorstellungsgespräch sei die Rede von geringer Fluktuation. Auf Assistenten-Ebene offenbar nicht.
Warum nicht WP-Schulungen einführen, die auch nützlich für das tägliche Doing sind. Das Wissen ist doch da. IDW Schulungen erfüllen nicht den gewünschten Zweck. Warum kein Mentor-System einführen. Als Berufsanfänger weiß man nicht, was wichtig ist und wo man steht. Anstelle einem von perspektivischen Partner-Positionen zu erzählen, könnte man erstmal für eine solide Grundbasis sorgen. Dazu zählt auch eine robuste und performante IT Infrastruktur sowie entsprechendes Fachpersonal.
Warum nicht aufhören die WP Abteilung mit den Rechtsanwälten zu vergleichen. Letztere haben keine ganzjährige Auslastung, dafür die (deutlich) höheren Stundensätze.
Warum nicht für Diversität in der Abteilung sorgen. Toxische Menschen ziehen toxische Gleichgesinnte an, das Klima leidet. Warum kein "Wir-Gefühl" etablieren anstelle gelegentlicher Ellbogen-Mentalität.
Warum nicht aufhören zu propagieren, dass Bewertungen auf Kununu nur von unzufriedenen Ex-Mitarbeitern erstellt werden: Es gibt zahlreiche Unternehmen, die das Gegenteil beweisen. Eine konstruktive und offene Feedback-Kultur, die auch gelebt wird, d.h. abseits von dem Verteilen von Fragebögen, könnte zielführend sein.
Zur robusten IT als Business Enabler: wieso sich IT nicht vorstellen als repräsentatives Gebäude mit reichhaltiger Tiefgarage inkl. Porsches. Wieso nicht in IT investieren, die der Evolution der Arbeitsmethodik gerecht wird?
Wieso nicht bei in Ausbildung (zB. Absolventen) befindlichen Personen auf progressives Tracking der Stundenperformance verzichten und dafür in nachhaltigen und zielgerichteten Wissenstransfer sorgen?
Wieso sich nicht hinterfragen, ob das Kernprodukt auch in 10 Jahren noch am Markt funktioniert und auf das Fokussieren von Titeleien (zB nicht habilitierte Profs, Dr., Fachanwälte, StB) tlw. verzichten, anstelle dessen auf neue Geschäftsfelder setzen und entsprechende Arbeit honorieren (- spezifisches und nachhaltiges Zielsystem iSd Geschäftsziele)?
Es gab zahlreiche weitere und geschichtsreife Vorkommnisse in meiner 5jährigen Arbeit in dieser Kanzlei. Die hier abgegebene Bewertung wurde aus dem Blickwinkel der Fairness erstellt und stellt lediglich einen kleinen Ausschnitt dar. Alles gute bei den zahlreichen Herausforderungen, auf die Sie bereits heute blicken.
Respekt gewinnt man nicht durch einen Namen, sondern man verdient ihn auf konstanter Basis.
Arbeitsatmosphäre
Kommunikation findet tlw. hinterm Rücken statt, anstelle einem etwas direkt zu sagen. Das kommt auch auf Partner-Ebene vor: es ist 1 Fall bekannt, der offen vor anderen über Ex-Kollegen herzog. Zwecks Lektüre wird auf § 7 BOStB verwiesen.
Kommunikation
Auf Consultant-Level erfährt man das, was man erfahren soll. Jüngere Kollegen, die in Zeiten von Home-Office anfingen, haben es besonders schwierig, überhaupt die notwendigen Skills zu erlernen. Die meisten von ihnen in der WP Abteilung sind nach rund 1 Jahr gegangen, manche bereits innerhalb der Probezeit. Die Gründe sind meist die selben: mangelnde Lernperspektiven sowie kein gelebtes Team-Gefühl
Kollegenzusammenhalt
Manche sitzen nicht nur allein in einem Büro, sie verlassen es auch kaum. Analog ist der "Team"-Zusammenhalt und -Wille.
Es gibt vereinzelte Grüppchen, übergreifend bestehen Asympathien und Lästereien. Der Unterschied zwischen einem Team und einer Gruppe ist übrigens die gemeinsame Zweckerreichung/Zielsetzung. Think about it. Now!
Work-Life-Balance
Wer sich geschickt anstellt, kann eine gute Work-Life-Balance führen. Zwar gibt es die magische X Stunden Bonus Grenze, die inzwischen teilweise bei X-100 liegt. Ein Unterschreiten ist jedoch nicht weiter tragisch - natürlich darf man dann keine Partner-Ambitionen haben. Erreichen lässt sich die Grenze bei lediglich kleineren Mandaten sowie BuHa Aufgaben nur mit Phantasie-Buchungen oder unter Einbußen des privaten Lebens o.Ä.
Vorgesetztenverhalten
Gerne wird sich auf mündliche Absprachen berufen - in einer RA Kanzlei, wobei regelmäßig ein offener Dissens vorliegt. Es kommt vor, dass man man mit seinem zugeteilten Partner (nur)1x im Jahr spricht: zum Jahresgespräch. In der übrigen Zeit frohlockt Wortakkrobatik á la "die Tür steht jederzeit offen".
Als Empfehlung gebe ich die Einführung eines Mentoren-Systems. Weder Partner noch man selbst weiß wo man steht, und welche Fertigkeiten wünschenswert wären.
Begründungen wie "Chef XY hat viel zu tun" sind nicht statthaft in Anbetracht der bewussten Entscheidung der Berufswahl.
Interessante Aufgaben
Je nach Team kann man "Glück" haben und auf spannenden Mandaten landen.
Leider ist der Ansatz, wie Mandate bearbeitet werden, teilweise nicht modern. Natürlich sind Vergleiche mit großen Prüfungsgesellschaften unangebracht. Wer aber so stark wächst, sollte eine solide Grundbasis haben. Das vermisst man ab und zu. Dass man mit einer kontrollbasierten Prüfung effizienter prüfen kann, scheint leider nicht bewusst zu sein. Die Anzahl an EDV-affinen Prüfern im Verhältnis zur Gesamt-Anzahl der WP-Abteilung-Mitarbeiter könnte Aufschluss darüber geben, wie fortgeschritten der gelebte Prüfungsansatz ist.
Gleichberechtigung
Geworben wird mit einer Arbeitsgruppe, bestehend ausschließlich aus und für Frauen. Wahrnehmbare Ergebnisse sind akademische Publikationen. Daneben wirbt man mit einem Zimmer für Kinder.
Die Realität sieht so aus: Der Anteil weißhäutiger Menschen überwiegt, überwiegend männlichen Geschlechts.
Auf der FGS-Webseite tritt man (nach außen) als Team auf. Jeder fachlicher Mitarbeiter hat seine eigene "Seite". Interessant ist, dass fachlichen Vollzeit-Mitarbeitern ohne Studium auffällt, dass sie nicht auf der Seite auftauchen. Ist man ohne Studium "nicht gut genug" gar kein guter Mensch?
Fazit: wohlwollende Ansätze, die Realität holt einen ein.
Umgang mit älteren Kollegen
Vorab: wer in der WP-Abteilung war, der weiß, dass der Altersdurchschnitt eher oben liegt. Insofern ist der Umgang mit älteren wohl nicht zu beanstanden bzw. mit dem Stockholmer Syndrom (Googlen) zu begründen.
Gerade langjährigen Kollegen/-innen erfreuen sich eines gemachten Nests, wenngleich auch diese gelegentlich auf Widerstand stoßen, sich jedoch der "Spielregeln" im Klaren sind. Bei heutigem Berufseinstieg ist eine ähnliche Karriere, wie bei den Erfahrenen, schwerlich reproduzierbar.
Arbeitsbedingungen
Der Umstieg von Windows 7 auf Win 10 fand im Jahr 2020 statt. Win 10 gibt es seit 2015.
Daneben gibt es Citrix (VPN, virtuelle Maschinen) dessen Performance nicht vergleichbar ist mit einem Standard-Privatrechner. Die Ladezeiten sind lange, gelegentlich ist die Verbindung nicht verfügbar. Im Jahr 2022 gehört so etwas eigentlich mehr, bzw. passt das nicht zu einer stark gewachsenen Kanzlei. Es bleibt abzuwarten, ob das Wachstum auch einer soliden Grundbasis standhält. Empfehlung: in eine robuste Basis investieren. Das sollte sich langfristig auszahlen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
In Zeiten, in denen selbst der Post-Tower, als Bonner Wahrzeichen, die Lichter abends abschaltet, ist bei FGS abends und nachts immer noch alles lichterloh an.
Es gibt Kollegen, die jede Mail ausdrucken.
Bei der Digitalisierung gibt es auch in 2023 noch viel Optimierungspotenzial bei FGS. Digitale Laufzettel wurden in 2022 eingeführt, was zugleich eine der größeren Reformen im Prüfungsalltag darstellte.
Gehalt/Sozialleistungen
In der Wirtschaftsprüfung und Compliance (hierzu gehört die Bewertung, Buchhaltung, Steuerdeklaration) gibt es im ersten Jahr für einen Bachelor eine Spanne zwischen ca. 40 und 46k und für einen Master Absolventen eine Spanne zwischen 45 und 55k.
Man hat nach seinem Einstieg keine weitere regulären Gehaltsverhandlungsrunden. Jährlich grüßt eine Erhöhung zwischen 2-5 % je nach "Performance" (faktisch gebuchte Stunden). Insoweit könnte man sich im Vorstellungsgespräch oberhalb der Spannen orientieren, um in der Range weiter oben zu liegen.
Die Spanen werden in regelmäßigen Abständen auf "Marktgerechtigkeit" hin überprüft. Mit Blick auf Vertragsanpassungen ist es nicht unnützlich einen langen Geduldsfaden zu haben.
Image
Lebt man die propagierten Vokabeln, dann ist man bei einer Top-Kanzlei höchsten Rufs tätig. Hört man sich bei anderen Beratungsgesellschaften um, lernt man auch alternative Sichtweisen kennen.
Es ist nicht auszuschließen, dass das "Stockholm-Syndrom" besteht.
Ob das propagierte Image auch in der Zukunft so sein wird, ist debatabel. Innovative Geschäftsfelder werden nicht wirklich angegangen. Zwar gibt es gelegentlich Arbeitsgruppen. Mehr als Aufsätze und Blogs kommen dabei aber oftmals nicht wahrnehmbar heraus.
Fazit nach einigen Jahren: FGS kocht auch mit Wasser, auch hier kann die Temperatur gelegentlich schwanken.
Karriere/Weiterbildung
In der Wirtschaftsprüfung beschränkt sich die Weiterbildung auf den eigenen Fleiß.
Leider gibt es keinen standardisierten Prozess bzgl. der Wissensweitergabe von Erfahrenen zu Einsteigern.
Es gibt auch keine zentralisierten In-House Schulungen, was die Abschlussprüfung angeht, obwohl das Wissen in Form von erfahrenen Mitarbeitern vorhanden ist.
Wie lernt man als Einsteiger? Man darf im Jahr 1 Fortbildung, i.d.R. vom IDW besuchen.
Daneben gibt es eine Allen zugängliche und regelm. FGS Schulungen, in der u.a. Rechtsprechung vermittelt wird. Berufsanfängern wird dieses Format zu Recht nicht empfohlen.
Für Einsteiger/Jüngere gibt es eine eigene und rollierende Schulungsveranstaltung. Es kommt vor, dass diese Themen für den Arbeitsalltag nicht zielführend sein können. Dozenten sind angehende Partner, ähnlich mutet auch die Fruchtbarkeit dieses Formats an: Vorlesungsstil.
Wer von der Uni ohne große Audit-Erfahrung kommt, sollte sich darauf einstellen, sofern er eine entsprechende Karriere anstrebt, sich das meiste selbst anzueignen. Auch intern besteht die These, dass FGS nicht ausbildet. Das ist eines der Hauptprobleme meiner Erfahrung nach.