Interessante Forschungsthemen, aber keine Sicherheit und keine Familienfreundlichkeit
Gut am Arbeitgeber finde ich
Interessante Forschungsthemen, viele Freiräume, wenig Zeitdruck
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Oft hieß es, die Fluktuation des Personals sei durch die hohen Gehälter in der Industrie zu erklären. Dazu kann ich sagen: Wenn man dieselben Gehälter wie im öffentlichen Dienst zahlt, aber gleichzeitig nicht dieselbe Sicherheit wie im öffentlichen Dienst bietet, dann laufen einem die Leute halt weg. Ich bin mir sicher, wenn man Festverträge mit normaler Probezeit anbieten würde, würden viele gute Leute bleiben, denen Sicherheit wichtiger ist als hohe Gehälter. Das nächste Thema ist, dass man, wenn man in Elternzeit geht und danach teilzeit arbeitet, man zwar meistens seinen Vertrag verlängert bekommt, aber das zieht sich dann ins Unendliche. Viele sind dadurch mehr als 10 Jahre befristet. Ich verstehe nicht, wie sich das rechnen soll. Wenn die Eltern aus der kritischen Kinderphase raus sind, verlassen sie Fraunhofer, weil sie sauer sind, dass sie nach so vielen Jahren immer noch befristet sind. Dabei sind sie an diesem Punkt wieder einsatzbereit und mit ihrer Erfahrung so viel wert für das Institut. Diese Mitarbeiter(innen) werden sicherlich keine positive Werbung für Fraunhofer machen.
Verbesserungsvorschläge
Mehr Sicherheit anbieten, junge Familien unterstützen, Mitarbeiter wertschätzen, Aufstiegsmöglichkeiten schaffen, Telearbeit zumindest teilweise erhalten (vor Corona war von zuhause aus arbeiten nicht möglich)
Arbeitsatmosphäre
Eigentlich gut, aber wird immer wieder durch Konkurrenzdenken und Missgunst vergiftet. Beides wird durch den Kampf um Entfristungen angeheizt.
Kommunikation
Mir fehlte oft der Input, was der Kunde eigentlich will. Entweder wurde das nicht gut genug mit dem Kunden geklärt oder die Info ist nicht durchgereicht worden.
Kollegenzusammenhalt
Sehr unterschiedlich je nach Abteilung/Forschungsgruppe. In meinem Umfeld war ich zufrieden.
Work-Life-Balance
Ja, es gibt Gleitzeit, aber vor Corona war kein regelmäßiges Homeoffice erlaubt und schon gar nicht, wenn man Kinder zuhause hatte. Auch, dass man weiter weg wohnt, war kein Argument. Es gibt Kernzeiten und ein Zeiterfassungssystem. Von der Arbeitsbelastung eher Unterforderung, was auch nicht jeden glücklich macht.
Vorgesetztenverhalten
Kritik wurde oft nicht kommuniziert. Probleme wurden ausgesessen und im Zweifel ist ein Arbeitsvertrag dann einfach ausgelaufen, wenn man nicht zufrieden war. Auf private Probleme wurde gar nicht eingegangen, denn "das hat mit der Arbeit ja nichts zu tun". Heute geht sowas nicht mehr. Der heilige Grahl der Entfristung wurde einem immer wie eine Möhre vor die Nase gehalten, damit man bleibt und immer darauf hofft, doch noch entfristet zu werden.
Interessante Aufgaben
Manche Forschungsprojekte sind wirklich interessant. Zwischendurch muss man aber auch einfach Projekte abarbeiten, die wenig Raum für Forschung bieten. Projekte gehen oft nur 1 bis 2 Jahre oder sogar nur einige Monate, das reicht dann natürlich nicht für eine Promotion.
Gleichberechtigung
Es gab mal eine sehr gute BfC, die sich die Befristungsquoten von Teilzeitkräften und Bonuszahlungen für Frauen genauer angesehen hat, selbst die war befristet... ihr Vertrag ist dann leider "ausgelaufen". Jemand in einem solchen Amt sollte immer entfristet werden! Und eine engagierte BfC sollte man als Chance begreifen, als Arbeitgeber moderner und attraktiver zu werden.
Gehalt/Sozialleistungen
Bezahlung nach TvÖD und je nachdem, ob man gut verhandeln kann, schafft man es auch, Entgeltstufen nach oben zu klettern. Für Gruppenleiterpositionen verdient man meines Wissens nach nicht mehr als ein Wissenschaftler mit weniger Verantwortung.
Karriere/Weiterbildung
Wenn die Abteilung genug Geld hat, kann man viele Fortbildungen und Zertifizierungen machen. In schlechten Zeiten wird das gestrichen. Eine Promotion muss man komplett selbst organisieren inkl. Findung eines Themas und eines Doktorvaters/Uni. Man bekommt hier nicht mehr Unterstützung als in der Wirtschaft. In einzelnen Abteilungen klappt das besser, wenn dort ein Professor arbeitet. Unabhängig davon, ob man promoviert oder Projekte abarbeitet, man ist immer befristet.