Guter Job für den Einstieg ins Cockpit… lädt jedoch nicht zum Verweilen ein.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Als Erster Offizier erhält man einen leichten Einstieg in die Fliegerei und das auch wenn man direkt „frisch“ von der Flugschule kommt. Die Kosten für das Type Rating, sowie die entstehenden Hotelkosten etc. werden im Austausch gegen eine faire Bonding Regelung von der Firma übernommen, was bei vielen Firmen/Airlines keine Selbstverständlichkeit ist.
Die Embraer 190 ist aus Pilotensicht ein tolles Flugzeug welches ich gerne fliege.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Ich denke meine Meinung hierzu wird aus meinen Einzelbewertungen relativ eindeutig.
Verbesserungsvorschläge
- PROCEEDING REGELUNG VERBESSERN!
Es entsteht einfach sehr viel Frust bei den Kollegen des fliegenden Personals durch Proceedings bei welchem man wie in einem Viehtransporter mit 7 Kollegen in einem Sprinter ohne wirkliche Ausstattung für 4h von Köln nach Amsterdam oder Luxemburg gekarrt wird. Das geht soweit dass ich meine Proceedings komplett selber organisieren und finanziere!
- Gehaltsstruckturen verbessern und einen Anreiz für einen Verbleib in der Firma schaffen anstatt horrende Kosten für Training von neuem Personal auszugeben weil die meisten Kollegen nach einem Jahr wieder kündigen.
- Kommunikation verbessern.
Arbeitsatmosphäre
Arbeitsatmosphäre schafft man sich während des Fluges mit seinen Kollegen selber... innerhalb der Crews ob im Cockpit oder der Kabine finde ich die Atmosphäre gut. Mit Kollegen im Büro möchte ich lieber nichts zutun haben. Oft wird auf Emails nicht geantwortet. Die vorgelebte Arbeitsatmosphäre durch das Management ist katastrophal.
Kommunikation
Kommunikation in dieser Firma ist eine Katastrophe. Man erfährt die meisten Infos durch Hörensagen von Kollegen. Es werden sehr oft Neuigkeiten groß angepriesen und im Nachhinein passiert doch nichts. Es wird viel versprochen aber nur wenig eingehalten. Zu vielen Themen gibt es eine Ankündigung und dann wird über dieses Thema nie wieder gesprochen. Es sollte regelmäßige Zoom Meetings mit den Cockpitbesatzungen geben... Es gab 3 Meetings und dann nie wieder.
Kollegenzusammenhalt
Ich empfinde den Zusammenhalt innerhalb des fliegerischen Personals als gut. Es ist eine kleine Firma und man arbeitet somit durchaus öfter mit den gleichen Kollegen zusammen. So lernt man sich eher kennen und macht auch gerne verschiedene Aktivitäten zusammen im Layover.
Bei Kollegen aus dem Büro z.B.
Crewplanung habe ich das Gefühl dass sie das fliegenden Personal gerne unterstützen würden aber durch Vorschriften vom Management daran gehindert werden.
Work-Life-Balance
Sehr schlecht! 5 Tage on, 2 Tage off (Kapitäne sogar meistens 6 Tage on, 2 Tage off). So geht das immer weiter... Ich persönlich habe meistens ca. 50-60 Blockstunden und 150-180 Duty hours. Es gibt keinen Ausgleich für eine hohe Anzahl an Duty hours. Durch Proceedings geht viel Zeit verloren. Dazu kommt ein neues Procedure nach dem das Proceeding von seinem Wohnort nicht mehr angeboten wird obwohl man Naher am Einsatzort wohnt als von Köln (Home Base) aus zu proceeden.
Ich bezahle meine Proceedings komplett selber da ich so 2h schneller in Amsterdam bin… dafür erhalte ich keinen Zuschuss des Arbeitgebers.
Mit einer neuen und
arbeitnehmerfreundlicheren Proceeding
Regelung könnte extrem viel Frust bei den Arbeitnehmern abgebaut werden.
Dies ist allerdings auch nach mehrfachen Vorschlägen durch uns
Besatzungsmitglieder ausdrücklich nicht gewollt.
Dazu kommt ein schlechtes Requestsystem bei dem oft die requesteten Off-Tage nicht mehr angezeigt werden und man vergisst welche man bereits eingetragen hat... Ich persönlich muss einen Kalender an meinem Kuhlschrank benutzen um einen Überblick über meine Off-Tage zu haben.
Requestete Off-Tage wurden aber bei mir bis jetzt immer genehmigt.
Vorgesetztenverhalten
Kindisch... Es gibt in dieser Firma noch viele wichtige Herausforderungen zu bewältigen um weiter zu funktionieren und voranzukommen... trotzdem nutzt man in der Führungsetage lieber seine Zeit um alle Mitarbeiter unter Generalverdacht zu stellen es hätte jemand die Kaffetasse der Vorgesetzten geklaut...
Ich empfinde niemanden in Führungspositionen als geeigneten Ansprechpartner und wüsste nicht mit wem ich bei Problemen in Kontakt treten sollte.
Interessante Aufgaben
Beim ACMI Geschäft kann man sich nicht immer aussuchen was man fliegt...
Aktuell fliege ich sehr oft die gleichen Strecken, teils 5 Tage hintereinander die selben Destinationen...
Durch verschiedene Kunden und Charterflüge kann allerdings schnell viel Abwechlung entstehen und man fliegt auch mal an Destinationen oder Routen welche man auch bei klassischen Airlines wie Lufthansa oder Condor nicht fliegen würde.
Das finde ich persönlich interessant und man erlangt sehr viel Erfahrung für seine fliegerische Karriere besonders wenn man noch wenig Flugerfahrung mitbringt.
Gleichberechtigung
Ich sehe keinen Grund für eine ungleiche Behandlung. Aus meiner Sicht haben alle Pilot:innen und Flugbegleiter:innen die gleichen Aufstiegschancen.
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt keine Karriereentwicklung.
Nach einem Jahr bekommt man etwas mehr Bruttogehalt, die nächsten Gehaltstufen sind nach 5 und 10 Jahren... Nach 15 Jahren erreicht man die höchste Gehaltsstufe…. Das wars.... Seniorität zählt eigentlich nichts.
Arbeitsbedingungen
Die Flugzeuge sind in die Jahre gekommen, das merkt man ihnen schon an... Grundsätzlich fliege ich die Embraer
E190 trotzdem sehr gerne.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es ist eine Airline… da kann man denke ich nicht viel erwarten… Das Geschäft läuft nunmal durch das Verbrennen von Kerosin.
Allerdings wird im Cockpit bei den Flugplänen immer noch mit Papier gearbeitet welche vor jedem Flug ausgedruckt werden müssen.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt als Erster Offizier ist nicht das Beste in der Branche aber auch nicht auf dem niedrigsten Niveau. Ich bin grundsätzlich zumindest nicht ausdrücklich unzufrieden.
Es gibt eine betriebliche Rentenversicherung.
In einem Monat wurde mir das Gehalt mit
3 Tagen Verspätung ausgezahlt.
Image
Es wird nicht gut über das Image der Firma geredet...
Es wurden ganz offensichtlich Follower auf Instagram für den Firmenaccount gekauft um sein Image auszupolieren (GER hatte bei meiner Einstellung etwa 12.000 follower… aktuell sind es 567.000. Zum Vergleich: Condor hat 203.000 und Eurowings hat 390.000 follower [Stand Nov. 24]
Ich wurde von meinen Vorgesetzten aufgefordert hier bei Kununu eine Bewertung abzugeben.
Ehemalige Kunden sind nach meinen Erfahrungen nicht gut auf German Airways zu sprechen…
Karriere/Weiterbildung
Man bekommt als Erster Offizier einen leichten Einstieg ins Cockpit. Auf Grund der geringen Größe der Firma kann man schnell weitere Aufgaben neben der Tätigkeit als FO ausüben wenn man das möchte.
Ich persönlich empfinde German Airways eher als Sprungbrett mit keiner richtigen Karrierechance, da es keine vernünftige Gehaltsstrucktur gibt welche mich zum Verbleib in der Firma motivieren könnte.