Schlechtes Vorgesetztenverhalten, ein schwaches Produkt und vieles mehr. Eine ehrliche Rezension.
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Man bekommt einen ersten Einblick in den Alltag eines Beraters.
- Es ist eine sichere Arbeitsstelle, da gicom dringend Manpower benötigt. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich.
- Die neuen Mitarbeiter sind alle nett. Darauf wird beim Einstellungsprozess geachtet.
- Der Entwicklungsstandort in Brodhausen gefällt mir persönlich sehr gut. Schön hell und offen gestaltet
- Der Vorstand besteht aus drei Personen. Dadurch ist eine gewisse Gewaltenteilung gegeben. Dies ist notwendig bei einem solch kleinen Unternehmen, da die Personen im Vorstand oft unterschiedlicher Meinung sind.
- Der Bewerbungsprozess war sehr angenehm. Keine unangenehmen oder unangebrachten Fragen. Dies ist mittlerweile allerdings Standard.
- gicom bildet eine tolle Möglichkeit, seine "Softskills" zu optimieren und zu verbessern (z.B. Umgang mit extremen Stresssitutionen).
- Die Anzahl der Urlaubstage ist branchenweit überdurchschnittlich!
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Ich denke, ich habe mit dieser Bewertung meine Kritik zu negativen Punkten gut beschrieben. Mir persönlich ist es wichtig, ein ehrliches Bild über gicom zu verfassen, da ich das Gefühl habe, dass die Firma mit Ach und Krach versucht das Image über Konunu und die Social Media Kanäle (LinkedIn) so gut es geht positiv zu halten.
Vor allem das Vorgesetztenverhalten (natürlich je nach Projektteam) und die Arbeitsatmosphäre sind meiner Meinung nach nicht in Ordnung. Da ich mich vor allem dadurch über einen längeren Zeitraum sehr schlecht gefühlt habe, ist es mir wichtig eine ausführliche Rezension zu schreiben, in der ich vor allem auf das Vorgesetztenverhalten, aber auch auf viele andere Punkte, eingehe.
HINWEIS:
Zur besseren Lesbarkeit wurde in dieser Rezension das generische Maskulinum verwendet. Die in dieser Rezension verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.
Verbesserungsvorschläge
Ich habe viele Verbesserungsvorschläge. Einige davon liste ich hier auf, ohne dabei zu viele Details zu nennen.
- Bezahlt Eure Mitarbeiter nicht nur mit Gehalt, sondern auch mit persönlicher Wertschätzung und Dankbarkeit.
- Mitarbeiter halten. In Gesprächen welche man untereinander geführt hat wurde deutlich, warum viele Mitarbeiter bereits nach 12 - 18 Monaten kündigen. Die Gründe dafür sind wahrscheinlich unterschiedlich. Einige davon werden mit Sicherheit in meiner Rezension aufgegriffen
- Führungskräfte schulen / austauschen. Führungskräfte sollen natürlich auch fachliche Vorarbeiter sein. Viel wichtiger ist aber die persönliche Komponente. Characktereigenschaften wie Empathie und Einfühlungsvermögen sollten eine Grundvoraussetzung für eine Führungskraft sein.
- Überdenkt das Wissensmanagement. Es ist das typische Bild bei kleinen Unternehmen. Das gesamte Wissen hängt an wenigen Mitarbeitern. Das ist super Risikoreich und so werden diese wenigen Mitarbeiter auch nie entlastet werden.
- Mitarbeiter schulen und sich so als Arbeitgeber neben der großen Konkurrenz der vielen Unternehmensberatungen interessant machen. Man muss auch mal über den Tellerrand hinaus schauen und sich fragen, was möchten junge abmitionierte Menschen? LERNEN! Also gebt Ihnen die Chance.
- Softwarequalität verbessern. gicom vertreibt und implementiert eine hauseigene Standardsoftware. Diese ist allerdings so mit Fehlern durchlöchert, dass sie bei fast keinem Kunden korrekt funktioniert. Dies sorgt aufgrund der hohen (aber gerechtfertigeten) Frustration beim Kunden zu sehr unangenehmen Terminen, in denen man sich versucht zu rechtfertigen.
- Entwicklung und Beratung müssen enger zusammen arbeiten. In der modernen IT-Welt, vor allem in SAP-Wasserfall Projekten, sollten Berater und Entwickler enger zusammenarbeiten und sich gegenseitig mehr unterstützen. Oft gab es die Situation, dass die Analyse eines Fehlers in der Software gar nicht schwer war und von einem Berater hätte durchgeführt werden können, allerdings das notwendige Wissen dazu fehlte. Andersherum fehlte den Entwicklern oft der fachliche Kontext, was sie überhaupt entwickeln. Diese Kluft entsteht denke ich zum einen durch veraltete Strukturen und zum anderen, wie oben schon genannt, durch Einschüchterung der Vorgesetzten, Fragen zu stellen.
- Hierarchie-Struktur beenden: Ich persönlich finde dieses "Ich Chef, du Arbeitnehmer/Student" etwas albern und ebenfalls veraltet. Man sollte sich immer auf Augenhöhe begegnen.
- Standort überdenken. So "jung und hip" wie sich gicom online darstellt, ist der Standort definitiv nicht. Overath ist eine halbe Stunde mit der Bahn/Auto von Köln enfernt und somit in der "absoluten Pampa". Für Mitarbeiter ist es demnach nicht möglich, sich nach der Arbeit zusammen in einer Bar oder einem Restaurant zu treffen und was interessantes zu unternehmen.
- Social Media Auftritt überdenken: Wie schon beschrieben sind die LinkedIn-Posts der HR Abteilung sehr unangenehm anzuschauen und spiegeln ein absolut falsches Bild der Realität dar. Als Verantwortllicher würde ich dieses toxische "geposte" sofort stoppen.
- Den Slogan "ECHT IRRE" empfinde ich persönlich als sehr peinlich. Was soll das bedeuten? Der Spruch hat tatsächlich einen Ursprung, allerdings ist der schon Jahre her und die Mitarbeiter, welche diesen erstellt haben, schon lange nicht mehr im Unternehmen. Der sollte vielleicht mal überarbeitet werden.
- Nicht jede Person ist so "hip" und "cool" wie die HR-Abteilung und der Vorstand. Manche Sprüche kann man sich auch sparen.
Arbeitsatmosphäre
Es kommt drauf an mit wem man zusammengearbeitet hat. In meinem Team war durchgehend angespannte und schelchte Stimmung. Ich persönlich habe mich den großteil der Zeit über sehr unwohl gefühlt.
Kommunikation
Man sollte sich vieles selber beibringen. Das ist im Grunde i.O., bei solch einer spezifischen Software aber unmöglich. Persönliche Erklärungen wurden nicht gerne gegeben, da die wenigen Wissensträger komplett überlastet waren (und wahrscheinlich immer noch sind).
Kollegenzusammenhalt
Auch hier, es kam drauf an. Die Stimmung untereinander im Projekt war nicht gut. Wenn man vom Kunden im Termin gegrillt wurde, haben sich die Vorgesetzten schützend eingesetzt.
Work-Life-Balance
Nicht besonders oft, aber hin und wieder, saß ich bis in den späten Abend am Laptop und habe auf Nachfrage Aufgaben erledigt. Dies ist in der Beratungsbranche üblich. Bei gicom ist es so, dass Arbeitsstunden für interne Aufgaben nicht fakturiert werden können und somit nicht im Buchungstool dokumentiert sind. Allerdings hat man überdurchschnittlich viele Urlaubstage (Betrachtung innerhalb der IT- und Beratungsbranche, Industrie-, Handels und DienstleistungsKonzerne ausgeschlossen).
Vorgesetztenverhalten
Das schlechte Vorgesetztenverhalten hat mich schlussendlich dazu gebracht, mich für eine Kündigung zu entscheiden, da es absolut unprofessionell war. Die Person, welche mir vorgesetzt war, war vor allem unempathisch und hatte leicht cholerische Züge. Ich war dadurch komplett eingeschüchtert und habe mich teilweise nicht mehr getraut Fragen zu stellen. Meistens bekam man die Antwort, dass man selber recherchieren und mal nachdenken soll. Ich kann verstehen, dass man bei dem Workload und der schlechten Projektstände sehr angespannt ist, jedoch sollte man zu seinen Mitarbeitern und Teammitgliedern immer respektvoll und freundlich sein.
Interessante Aufgaben
Ist halt eine hauseigene Software mit SAP-Schnittstellen. Muss man mögen (mir persönlich hat es keinen Spaß gemacht). Allerdings wird man selbstbewusst und lernt den Berateralltag auf direkte und ehrliche Art und Weise kennen. Man ist wahrscheinlich für alles was einem zukünftig beruflich entgegenkommen wird vorbereitet (Haben auch gicom-Alumnis erzäht).
Gleichberechtigung
Ob Mann oder Frau, alt oder jung, hier wird kein Unterschied gemacht!
Umgang mit älteren Kollegen
Top, Mensch ist Mensch!
Arbeitsbedingungen
Das Office war total veraltet und runtergekommen (wurde laut Social Media nun endlich erneuert). Es gab keine Home-Office Pauschale. Die Toiletten sind mitten im Büro und haben genau wie die Küche kein Fenster. Das ist nicht schlimm oder schlecht, aber es fühlt sich alles etwas erdrückend an.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Soweit man als Beratungshaus etwas unternehmen kann wurde es umgesetzt (Ladestationen für E-Autos, Wasserspender).
Gehalt/Sozialleistungen
Durchschnittliches Gehalt. Wer in jungen Jahren viel verdienen möchte, ist hier an der falschen Adresse. Die internen Gehaltssprünge sind klein.
Image
Kundenperspektive:
Man hatte das Gefühl, einige Kunden bereuten es, Ihre Prozesse mit gicom umzusetzen. Die Projekte laufen meiner Meinung nach nicht gut. Die Anforderungen der Kunden können manchmal nicht gut umgesetzt werden und es wird oft nach einer "Ausrede" gesucht, warum dies oder jenes nicht so funktionieren kann, wie es soll. Teilweise sind die Kunden dadurch sehr sauer und die Termine werden dadurch zu einem Höllenritt.
Mitarbeiterperspektive:
Untereinander war man sich im großen und ganzen einig, das Unternehmen in naher bis mittelfristiger Zukunft verlassen zu wollen. Die positiven Bewertungen auf Kununu kann ich mir nicht wirklich erklären. Ich persönlich wurde nur wenige Tage nach meinem Einstieg von der HR-Abteilung freundlichst daran erinnert, eine Bewrtung auf Kununu zu verfassen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt viel zu wenige, bzw. gar keine Einblicke und Eindrücke von dem Unternehmen hatte, um es anständig bewerten zu können. Eine fundierte Meinung kann man sich (meiner Meinung nach) nach einigen Monaten im Projekt bilden.
Karriere/Weiterbildung
Da das Produkt sehr spezifisch ist, lernt man wenig inhaltliches, was man in seinem späteren Berufsleben anwenden kann (Außer man bleibt im SAP Umfeld). Softskills werden automatisch trainiert, da man mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen wird und sich dies so automatisch aneignet. Sinnvolle Schulungen und Weiterbildungen sind eine Seltenheit