Finger weg vom dualen Studium! / Spannende Tätigkeiten in einem sehr altmodischen Umfeld
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Bezahlung gemäß IGM (mehr oder weniger)
- Arbeiten am Zahn der Zeit in einem sehr spannenden, dynamischen Umfeld (Automobilindustrie)
- Guter Zusammenhalt unter den Kollegen
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- Undurchsichtige Entscheidungswege (Nur wer die richtige Person kennt bekommt, was er will)
- Extrem träge Entscheidungsprozesse (Ideen werden erst monatelang besprochen, ehe sie getestet werden; Viele Abteilungen möchten mitsprechen, aber keine möchte Entscheidungen treffen)
- Keine offene Fehlerkultur (Wer Fehler macht, die in den höheren Hierarchiestufen auffallen, wird gerne an den Pranger gestellt (Wie konnte das passieren?; Was haben Sie sich dabei gedacht?))
- Als dualer Student hat man leider kaum Mitspracherechte (Alle Handlungen, die nicht dem GROB-Standard entsprechen (z.B. Auslandssemester am Standort Bluffton) werden zunächst blockiert. Mit viel Einsatz und zahlreichen Meetings kann man (mit etwas Glück) sogar etwas Erreichen)
- Es gibt mMn ein starkes Abteilungsdenken (u.a. weil Teamevents nur abteilungsintern abgehalten werden)
- HomeOffice ist offiziell an 2 von 5 Tagen zulässig, inoffiziell wird (je nach Abteilung) gerne auch nur 1 Tag HomeOffice genehmigt
- Auf der Betriebsversammlung wurde vom CEO gefordert, dass die Mitarbeiter doch bitte mehr als 10h/Tag arbeiten sollen (um mit der asiatischen Konkurrenz mithalten zu können)
Verbesserungsvorschläge
- Weiterbildung sollte gefördert, nicht verhindert werden (Es wäre schön, wenn nicht 50% der dualen Studenten nach dem Bachelor die Firma verlassen müssten, um ein Masterstudium zu absolvieren)
- Es sollte Auto-Ladesäulen für die Mitarbeiter geben (Schließlich werden mit Anlagen für die E-Mobilität fast 30% des Umsatzes erwirtschaftet)
- Top-Down-Mentalität in den höheren Hierarchieebenen abschaffen
- Durchsichtigere Entscheidungswege schaffen und damit Flurfunk reduzieren
- Kantinen ausbauen (ich musste während meiner 30min Mittagspause im Schnitt fast 10min auf das Essen warten)
Arbeitsatmosphäre
Hervorragend auf kollegialer Ebene.
Je höher man in der Hierarchie steigt, desto mehr scheint die Devise zu lauten: "Fressen oder gefressen werden"
Kommunikation
Klassische Flurfunk-Firma.
Am schnellsten erfährt man Neuerungen über die Kollegen. Die offiziellen Kommunikationswege werden nur sehr spärlich und zeitversetzt befüllt/genutzt
Kollegenzusammenhalt
Top!
Ich habe in 4,5 Jahren keinen Kollegen kennengelernt, der mir nicht helfen wollte.
Sobald man jedoch in den höheren Hierarchieebenen Hilfe anfragt/Verbesserungsvorschläge einbringt, wird abgeblockt ("Das haben wir schon immer so gemacht!")
Work-Life-Balance
In den Entwicklungsabteilungen wird eine 45-50h-Woche erwartet. Personen, die vertragsgemäß eine 35h-Woche absolvieren werden (meiner Meinung nach) schräg angeschaut bzw. belächelt.
Urlaub kann jedoch (mit ausreichend Vorlauf) eigentlich immer genommen werden.
In den Fertigungsabteilungen wird die 35h-Woche gelebt.
Vorgesetztenverhalten
Es wird viel erwartet, aber nur selten unrealistische Forderungen gestellt.
Vorgesetzte (bis Abteilungsleiter) sind neuen Ideen gegenüber sehr aufgeschlossen.
Höhere Hierarchiestufen blockieren Verbesserungsvorschläge gerne. Stichhaltige Begründungen für eine Blockade habe ich nie erhalten. Entscheidungen werden selten begründet.
Interessante Aufgaben
Arbeiten am Zahn der Zeit sowie der Grenze des Möglichen! Extrem spannend, aber auch fordernd.
Innerhalb der Teams werden die Zuständigkeiten fließend verteilt (Du hast eine coole Idee? - Okay, probier's aus!)
Gleichberechtigung
Mir ist nichts negatives aufgefallen
Umgang mit älteren Kollegen
Mir ist nichts negatives aufgefallen
Arbeitsbedingungen
Laute, stickige, volle (aber moderne) Großraumbüros
Parkplätze, die weit von der Arbeitsstelle entfernt sind (10min Laufweg vom Parkplatz zum Stempelautomat sind die Regel)
Auf IT-Hardware-Bestellungen wartet man gerne mal 3-6 Monate
Benötigte Software wird teilweise aus Kostengründen nicht angeschafft (sind einmalig ~3000€ zu viel für ein Unternehmen mit knapp 1Mrd € Umsatz?)
Umwelt-/Sozialbewusstsein
In der Kantine gibt es teilweise Bio-Gerichte
Lichter/Maschinen werden teilweise sogar im Betriebsurlaub nicht ausgeschaltet ("Das haben wir noch nie gemacht!")
Gehalt/Sozialleistungen
Es wird nach IGM bezahlt, die Eingruppierungen sind aber unterdurchschnittlich
EG 8B (4166€/Monat) sind für einen Berufseinsteiger, der zuvor dualer Student war (und damit die internen Prozesse bereits kennt) mEn zu wenig.
GROB bietet die MetallRente an. Des Weiteren gibt es einen Betriebsarzt sowie zwei gute Kantinen
Image
Hat in den letzten Jahren sehr gelitten, insbesondere weil man immer mehr Leistung (u.a. Samstags- und Sonntagsarbeit) für immer weniger Gehalt/Zuschläge erwartet
Karriere/Weiterbildung
Externe Weiterbildungen werden ungerne gesehen.
Berufsintegrierte Masterstudien sind nur in absoluten Ausnahmefällen möglich. Um nach einem berufsbegleitenden Masterstudium mehr Gehalt zu erhalten, muss die Stelle gewechselt werden (was mEn künstlich erschwert wird). Das "Mehr-Wissen" der Master-Absolventen wird aber gerne (unentgeltlich) in Anspruch genommen.
Offiziell werden nur Techniker-/Bachelorabsolventen benötigt. Diese sollen aber bitte die gleiche Leistung wie Masterabsolventen erbringen.