Kleine Schönheitsfehler bei ansonsten prima Arbeitgeber
Gut am Arbeitgeber finde ich
Geschäftsführung offen für Gespräche
viele Freiheiten in der Entscheidung, wie man seine Aufgaben angeht
Bereitschaft, sich auf neue Ideen einzulassen
Sehr angenehmer Umgang mit Kollegen
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Technisch ist das Unternehmen nicht unbedingt auf der Höhe, hier ist einiges an Arbeit notwendig, sowohl, um sich bei technisch versierteren Kunden nicht zu blamieren, als auch, um Standardaufgaben deutlich(!) effektiver zu gestalten.
Die Prozesse sind häufiger noch Relikte aus der Zeit als 20-Mann-Bude. Auch hier wäre etwas Arbeit wünschenswert, um das Unternehmen handlungsfähiger zu machen.
Kleine Anmerkung: An sich hätte ich bei der Weiterempfehlung "ja" gedrückt, allerdings habe ich tatsächlich mittlerweile mehreren Freunden vom Unternehmen abgeraten, was immer am Mismatch der (meiner Meinung nach berechtigten) Gehaltsvorstellung des Freunds und des Gehaltsgefüges des Unternehmens lag.
Verbesserungsvorschläge
Mehr Kompetenzen der Geschäftsführung nach "unten" verteilen
Technischen Rückstand angehen
Arbeitsatmosphäre
Eine sehr angenehme Atmosphäre im Arbeitsalltag. Man arbeitet zusammen, wird nirgends blockiert und arbeitet gemeinsam auf das gleiche Ziel zu. Kleine Schwäche: Wenn keine Geschäftsführer und keine "Loyalisten" answesend, erfährt man gelegentlich die wahre, abweichende Meinung eines Kollegen zu Dingen. In der Regel halte ich das eher für individuelle (Falsch-)Wahrnehmung oder subjektives Empfinden, diese Abweichungen im Empfinden scheinen aber verbreitet.
Kommunikation
Die Geschäftsführung ist auffallend offen und ehrlich, auch von meinen Mitarbeitern erfahre ich offene und vollständige Information. Die Kommunikation unter mittleren Führungskräften scheint mir ebenfalls gut, ist aber im Arbeitsalltag deutlich seltener notwendig.
Teilweise erschreckend finde ich, dass viele Kollegen Gesprächsangebote nicht nutzen und, wenn sie dann doch mal in einem Meeting landen, in dem es um organisatorische Fragen geht, keinerlei Lust zeigen, sich einzubringen. Da kann aber das Unternehmen nichts für.
Kollegenzusammenhalt
Mir ist noch nie nicht geholfen worden, ziemlich egal, worum es geht. Es gibt (wie eigentlich immer) Mitarbeiter, denen ihre Sozialkontakte in der Firma sehr wichtig sind und Mitarbeiter, deren Sozialleben eher nicht auf der Arbeit stattfindet, naturgegeben ist der Zusammenhalt bei den ersten noch deutlich stärker. Als eher neuer Mitarbeiter fühle ich mich da aber in keinster Weise ausgegrenzt.
Teilweise gibt es kleine Grabenkämpfe zwischen Abteilungen. Das ist im Arbeitsalltag manchmal störend, allerdings sind die meisten Mitarbeiter und alle Führungskräfte bemüht, diese Gräben zu schließen. Dass so etwas dauert, ist meiner Erfahrung nach normal.
Es gibt außerdem ein paar "Loyalisten" in der Firma, also Mitarbeiter, die der Geschäftsführung gegenüber scheinbar bedingungslos loyal sind. In deren Gegenwart wird Kritik an Unternehmens- und Führungsstil wenig bis gar nicht geäußert, ansonsten sind die meisten Mitarbeiter diesbezüglich recht offen. Diese Situation hat Vor- und Nachteile, ist aber für mich ohne Auswirkungen.
Work-Life-Balance
Ein großes Thema in der Belegschaft sind die für IT-Verhältnisse ziemlich restriktiven (Über-)Stundenregelungen, die Geschäftsführung bügelt entsprechende Diskussionen zuverlässig nieder. Je "intimer" der Rahmen, desto deutlich wird, dass das einige Mitarbeiter ziemlich frustriert.
Abgesehen von dieser Problematik bemüht sich die Geschäftsführung sehr darum, allen Interessen der Mitarbeiter gerecht zu werden, und geht auch auf sehr individuelle Bedürfnisse ein. Auch als "kleine" Führungskraft habe ich einige Freiheiten, meinen Mitarbeitern eine gute WL-Balance zu ermöglichen.
Vorgesetztenverhalten
Die Vorgesetzten sind, wie bereits angesprochen, sehr offen in der Kommunikation, fast immer diskussionsbereit und nach meinem Empfinden fair.
Problematisch ist, dass die Geschäftsführung noch nicht ganz verinnerlicht hat, wie groß die Firma ist, wie bei einem 20-Personen-Laden landen unheimlich viele auch lächerliche Entscheidungen bei der Geschäftsführung (beispielsweise Anschaffung von Hardware für 20 €), aber auch viele Aufgaben mit mehr Reichweite liegen bei den beiden Geschäftsführern und werden nicht deligiert. Dadurch sind die beiden komplett überlastet; viel bleibt liegen oder wirkt über's Knie gebrochen. Dadurch läd sich das Unternehmen auch einige Hypotheken auf, die dringend bearbeitet werden müssten.
Interessante Aufgaben
Die Kunden sind für ein IT-Unternehmen sehr vielseitig, sowohl von deren Tätigkeitsfeldern auch von deren Charakter und Unternehmensstil.
Mitarbeiter, die sich für Themen interessieren, bekommen auch Raum, sich dieser Themen anzunehmen. Wenn man Probleme mit seinem Tätigkeitsbereich hat, wird einiges in Bewegung gesetzt, um diese Probleme zu lösen, auch beispielsweise ein Wechsel der Abteilung wird unterstützt, falls für eine Lösung notwendig.
Gleichberechtigung
Wie für IT-Unternehmen üblich, gibt es einen hohen Überhang an Männern, außer in Verwaltungstätigkeiten, wo weibliche Mitarbeiter dominieren. Das liegt aber offensichtlich am Angebot entsprechender Arbeitskräfte, meinem Empfinden nach ist das Geschlecht für die Bewertung der Arbeitsleistung und dem Umgang im Arbeitsalltag nicht relevant.
Umgang mit älteren Kollegen
Für ein IT-Unternehmen ist der Altersdurchschnitt relativ hoch, die Kollegen der verschiedenen Altersgruppen mischen sich aber recht gut, sowohl im Sozialverhalten als auch der Aufgabenverteilung. (Dienst-)ältere Kollegen haben meist ein ziemlich gutes Standing, da fachliche Kompetenz und Kenntnis des Produktportfolios in den meisten Positionen wichtiger sind als allgemeine technische Expertise oder Berufsbildung.
Arbeitsbedingungen
Die Büros sind recht groß, viele Mitarbeiter arbeiten sogar in Großraumbüros oder haben einen Arbeitsplatz "auf dem Gang". Das ist insbesondere oft störend, da einige Kollegen viel telefonieren, während im gleichen Raum andere konzentriert arbeiten müssen. Auch zwei Personen, die im gleichen Raum telefonieren, sind oft problematisch, Lösungen sind oft realitätsfern ("setz dich doch einfach in einen anderen Raum").
Arbeitsplätze der Mitarbeiter des Kernunternehmens sind spartanisch ausgerüstet, nur wenige Kollegen haben ihren Arbeitsplatz irgendwie persönlich gestaltet. Einige Dinge, z.B. herumliegendes verpacktes Essen am Arbeitsplatz werden auch nicht gern gesehen. Das ist insbesondere auffällig, da die Arbeitsplätze der Tochterunternehmen deutlich liebevoller ausgestattet sind.
Die technische Ausstattung ist akzeptabel bis gut, einzelne Ausreißer wie beispielsweise extrem billige Headsets oder mäßige Remote-Meeting-Infrastruktur trüben das Bild ein wenig.
Im allgemeinen Vergleich von Arbeitsplätzen, unabhängig vom Tätigkeitsfeld, wären es vermutlich 3-4 Sterne, in der IT sind die Erwartungen aber höher und werden von vielen Unternehmen erfüllt, daher nur 2.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Angesichts der Tätigkeitsfelder der Kunden ist das Thema Sozialbewusstsein durchaus sensibel, hier wird sowohl durch die eigentliche Tätigkeit des Unternehmens als auch darüber hinausgehend (z.B. Ablehnung einiger Kunden, Investitionsmaßnahmen in das Gemeinwohl) viel geleistet.
Umweltschutz wird, wie in vielen Unternehmen, von einigen Entscheidungsträgern eher als (für's Image) notwendiges Übel betrachtet, trotzdem gibt es durchaus einige Maßnahmen wie Job-Rad, Kooperationen mit Anbietern von Car-Sharing oder Mitfahrgelegenheiten etc.; außerdem ist die Umweltbelastung von IT-Unternehmen in der Regel ohnehin überschaubar.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt ist okay. Ob es überhaupt nennenswerte Spielräume gibt, hängt von der Position ab, der Erfolg von Gehaltsverhandlungen (nach meiner Wahrnehmung) eher vom eigenen Verhandlungstalent als objektiven Kriterien.
Das wären eigentlich 3 Sterne, ich vergebe aber nur 2, weil es scheinbar kein Konzept gibt, das Gehalt anzubieten, das Spitzenkräfte in der IT verlangen und auch verlangen können. Dementsprechend ist die Dichte solcher Spitzenkräfte, insbesondere unter dienstjüngeren Mitarbeitern, überschaubar, obwohl sie dringend notwendig wären.
Image
Bei Kunden: Weitestgehend gut, wenngleich viele Kunden gar nicht wissen, was sie eigentlich von einem IT-Dienstleister zu erwarten haben.
Bei Mitarbeitern: Es dauert bei vielen Mitarbeitern ein bisschen, sich an GRÜN zu gewöhnen, dann sind die meisten aber ziemlich zufrieden.
Am Arbeitsmarkt: GRÜN hat nicht den besten Ruf unter ITlern (die einzige Zielgruppe, die ich beurteilen kann). Das liegt zum einen am übersichtlichen Gehaltsangebot, zum anderen an der restriktiven Überstundenregelung, die vor allem in der Aachener Berufsschule ein wichtiges Thema zu sein scheint und daher vielen ausgebildeten Anwendungsentwicklern den Namen GRÜN negativ konnotiert.
Karriere/Weiterbildung
3 Sterne, da ich zu neu im Unternehmen bin, das zu beurteilen.