Die Monotonie der Telefonie: Kaum Partizipation, dafür Repression und mangelnde Reflexion. Aber: Tolles Kollegenteam!
Gut am Arbeitgeber finde ich
Flexibilität! Arbeitsbelastung ist angemessen. Nettes Kollegenteam. Gute Anbindung.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die mangelnde Selbstreflexion und geringe Professionalität der Führungsebene.
Verbesserungsvorschläge
Privates und berufliches trennen. Bessere Kommunikation mit der Haspa. Bessere Kommunikation mit den eigenen Mitarbeitern. Mehr Partizipationsmöglichkeiten. Professionellerer Umgang mit konstruktiver Kritik. Offener sein für Verbesserungsvorschläge. Transparenteres Aufzeigen von (fehlenden) Karrieremöglichkeiten -> Die Mitarbeiter*innen nicht hinhalten. Keine so offensichtliche Bevorzugung einiger Mitarbeiter. Andere Belohnungssysteme als belegte Brötchen.
Arbeitsatmosphäre
Positiv hervorzuheben ist die lockere, freundliche Atmosphäre zwischen den Kollegen im Bereich des Service Centers. In allen anderen Bereichen habe ich persönlich eine Verschlechterung der Atmosphäre in den letzten fünf Jahren wahrgenommen. Meiner Empfindung nach liegt die hauptsächliche Ursache darin, dass der Druck auf die Führungsebene zugenommen hat und sich dies unmittelbar auf die Mitarbeiter*innen auswirkt. Aufgrund dessen nehme ich die Arbeitsatmosphäre insgesamt als angespannt wahr. Die Arbeit der Kundenservicemitarbeiter*innen ist ebenfalls stressig, da das Anrufaufkommen konstant hoch ist. Dies stufe ich jedoch als "natürlichen" Belastungsfaktor dieser Art von Arbeit ein. Dessen sollte man sich also bewusst sein, wenn man einen Job in der Telefonie in Betracht zieht.
Kommunikation
Meiner Meinung nach ist die Kommunikation einer der ausbaufähigsten Bereiche in diesem Unternehmen.
HD ist in Teilen bemüht, eine transparentere Kommunikation zu etablieren. Allerdings funktioniert die Kommunikation zwischen der untersten Ebene (SC-Mitarbeiter) und der Führungsebene meiner Meinung nach kaum. Mir erscheint es so, als wäre die Führungsebene durchaus der Ansicht, dass die Kommunikation ganz gut läuft. Diese Wahrnehmungsdiskrepanz und eine mangelhafte Reflexionsfähigkeit einiger Führungskräfte erschweren einen konstruktiven Austausch. Ich möchte hier nur kleine Beispiele nennen, um den Rahmen nicht zu sprengen: Teilweise werden Änderungen an Prozessen der Haspa nicht weitergegeben und man stolpert während eines Kundentelefonats darüber. Dies hat mich schon häufig in unangenehme Lagen gebracht. Dazu kommen fehlende Infos über Schreiben, die an Kunden rausgehen, sodass man zuerst einen Teamleiter befragen muss, bevor man dem Kunden am Telefon antworten kann. In vielen Fällen weiß auch der Teamleiter nicht Bescheid, muss auch nachfragen und alles verzögert sich. Die Verantwortung dafür sehe ich definitiv in einer misslungenen Kommunikation zwischen HD und der Haspa.
Kollegenzusammenhalt
Der Kollegenzusammenhalt ist einer der Gründe, warum ich so lange bei diesem Unternehmen geblieben bin. Ich habe es immer so wahrgenommen, dass die meisten Mitarbeiter, genau wie ich, viel Verbesserungspotenzial im Unternehmen gesehen haben. Hierdurch hat sich ein Zusammenhalt gegen die teilweise absurden Vorgänge, Führungsstile und die Monotonie der Arbeit entwickelt. Ich habe diesen Austausch immer als sehr angenehm wahrgenommen, um sich nicht zu fühlen, als würde man alleine gegen Windmühlen kämpfen. Da man täglich einen neuen Arbeitsplatz einnimmt, lernt man im Laufe der Zeit alle Kollegen kennen. Leider hat sich auch hier in den letzten Jahren einiges verändert, da die Fluktuation immer höher wird. Ein weiterer Wermutstropfen ist, dass, EINIGE WENIGE, Kollegen die Privatsphäre nicht respektieren. Schade daran ist vor allem, dass die Teamleitung nichts dagegen unternimmt! So gehören die optische Beurteilung von Mitarbeitern, aufdringliches Flirten, sexistische Kommentare, despektierliche Äußerungen und ein lebendiger Buschfunkt voller Gerüchte/Lästerei leider zum Arbeitsalltag dazu. Nichtsdestotrotz ist das Kollegenteam eine großer Pluspunkt!
Work-Life-Balance
Wenn man die Verärgerung über interne Missstände nicht mit nach Hause nimmt, dann ist die Work-Life-Balance tatsächlich gut. Sobald man das Gebäude verlässt, kann man die Arbeit hinter sich lassen. Als Kundenservicemitarbeiter*in hat man zwar keine Mitsprache, aber dadurch auch kaum Verantwortung. Dadurch habe ich die Arbeit geistig nie "mit nach Hause genommen". In den seltenen Phasen von geringem Anrufaufkommen und an Samstagen ist es möglich, durchzuatmen, einen Kaffee zu holen, nette Gespräche mit seinen Kollegen zu führen oder auch mal einen Text für die Uni zu lesen. Die Teamleiter haben nichts dagegen, solange man seiner Arbeit gewissenhaft nachgeht und keine Warteschlange entsteht. In dieser Hinsicht empfinde ich HD als kulant und offen. Man arbeitet sich in diesem Job definitiv nicht zu Tode, sollte sich allerdings darüber bewusst sein, dass die Arbeit sehr eintönig ist. Man wird kognitiv und körperlich nicht gefördert. Dies kann durchaus zu einem Boreout führen. Als ich Vollzeit gearbeitet habe, haben mich die ständig gleichen Gespräche, Fragen und Probleme am Telefon deutlich mehr belastet als in der Zeit als Werkstudent*in.
Vorgesetztenverhalten
Meiner Meinung nach verwischen die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben viel zu stark. Es ist lobenswert, dass HD flache Hierarchien aufweist und einen kollegialen Umgang zwischen Mitarbeitern und Führungskräften anstrebt. Allerdings erscheinen mir die meisten Vorgesetzten für diese Art des Führungsstils nicht geeignet, sodass es häufig zu unprofessionellen Verhaltensweisen kommt. Um das Verhalten einiger Vorgesetzter nicht zu entschuldigen, aber immerhin in "Schutz zu nehmen", möchte ich erneut darauf hinweisen, dass mir das Vermögen zur Selbstreflexion nicht gerade ausgeprägt/geschult erscheint. Dies führt u. a. dazu, dass konstruktive Kritik an internen Prozessen oftmals als persönlicher Angriff gewertet wird. Zudem erscheint es so, als würde man in diesem Unternehmen nur aufsteigen, wenn man eine gute, besser noch eine romantische Beziehung zu einem Vorgesetzten führt. HD streitet dies ab. Mein ganz persönlicher Eindruck ist, dass die Kollegen über hellseherische Fähigkeiten verfügen, denn den meisten ist breit vor dem AC bekannt, wer eine neue Stelle bekommt. Zufall oder nicht,
neue Stellen gibt es immer dann, wenn ausgewählte Mitarbeiter weiter kommen wollen.
Interessante Aufgaben
Man sollte sich bewusst sein, dass HD ein Service Center ist. Herausfordernde und interessante Aufgaben findet man hier nicht! Die tägliche Arbeit ist von vorgegebenen Strukturen und Prozessen geprägt, die das selbständige Denken nicht fördern. Dies ist allerdings nicht dem Unternehmen an sich anzulasten, sondern hat einfach was mit der Art der Arbeit zu tun. Für "Nicht-Banker" gibt es anfangs allerdings einiges an Fachwissen zu lernen, darauf sollte man sich einstellen.
Gleichberechtigung
Die Gleichberechtigung zwischen Geschlechtern, sexueller Orientierung, Hautfarbe, Religion usw. ist meiner Meinung nach vollständig gegeben. Niemand wird aufgrund dieser Aspekte benachteiligt. Dies hat mir immer gut gefallen. Es gibt trotzdem nur drei Sterne, weil ich, wie oben bereits geschrieben, das Gefühl habe, dass man intern nur vorankommt, wenn man gute Beziehungen zu Vorgesetzten hat. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass es Positionen gibt, die extra für bestimmte Mitarbeiter*innen erschaffen werden und die Besetzungen vieler Stellen schon vorher ausgemacht werden, sodass das Assessment Center nur pro forma ist. Die Gleichberechtigung hinsichtlich beruflicher Perspektiven ist meiner Meinung nach überhaupt nicht gegeben. Zudem gibt es einige langjährige Mitarbeiter*innen, die sich "mehr erlauben" können, als andere. Hierdurch ist z. B. die Verteilung der Samstagsschichten nicht vollständig gerecht. Ich selbst möchte mich auch dazuzählen und zugeben, dass ich diese bevorzugte Behandlung aufgrund meines Status als Student*in mit wenig Wochenarbeitszeit und guten Beziehungen zur Führungsebene auch genutzt habe, um "Extrawürste" durchzusetzen.
Umgang mit älteren Kollegen
Ich denke, dass der Umgang der Kollegen untereinander mit älteren Kollegen sehr gut ist. Allerdings bin ich selbst unter den jüngeren Kollegen einzuordnen und kann dies nicht vollständig beurteilen. Seitens der Führungsebene konnte ich keine Diskriminierung aufgrund des Alters feststellen. Einen Punkt Abzug gibt es dafür, dass ältere Kollegen, die schon lange im Unternehmen sind, zum einen bevorzugt behandelt werden (s. o.) und zum anderen beruflich kaum Perspektiven bei HD haben.
Arbeitsbedingungen
Ich finde die Arbeitsbedingungen durchschnittlich. Bei Verbesserungsvorschlägen und Wünschen seitens der Mitarbeiter*innen brüstet sich HD gern damit, dass es im Vergleich zu anderen Unternehmen mit dieser Tätigkeit gute Arbeitsbedingungen und Bezahlung gibt. Leider wird sich bei dieser Argumentation immer nur "nach unten" und nicht "nach oben" orientiert. Schade! Positiv hervorzuheben ist die Flexibilität in der Schichtplanung. Es gibt zwei mal wöchentlich eine kostenlose Obstlieferung. Dies ist mittlerweile aber auch Standard in vielen Unternehmen. Ein kostenloser Wasserspender sollte gar nicht erst als Bonus erwähnt werden. Ab und zu werden belegte Brötchen o. ä. ausgegeben. Davon hat man aber nur was, wenn man auch gerade an dem Tag zu der Zeit arbeitet und es rechtzeitig in die Küche schafft. Es gibt eine sehr begrenzte Anzahl an 10-Min.-Massageterminen am Arbeitsplatz, die von der Arbeitszeit abgezogen werden. Diese sind hart umkämpft und schwer zu kriegen. Die Tastaturen sind verschmutzt und die Arbeitsplätze an sich oft klebrig und schnuddelig. Seit Jahren wird hier Besserung versprochen. Der Geräuschpegel ist aufgrund der Beschaffenheit der Arbeit hoch, aber ertragbar.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Seit Jahren wurden Unmengen an Druckerpapier verschwendet, weil für jeden erdenklichen Arbeitsschritt eine doppelte Ausfertigung an Ausdrucken getätigt wurde. Diese wurde direkt aus dem Drucker in eine danebenstehende Datenschutz-Mülltonne verfrachtet. Diesbezüglich hab es einige Vorschläge von Mitarbeiter*innen, die aber angeblich aufgrund interner Vorgänge nicht umgesetzt werden konnten. Dank der Systemumstellung aus 2019 passiert dies glücklicherweise nicht mehr. Ansonsten kann ich keinerlei umweltbewusste, nachhaltige oder klimaethische Bestrebungen erkennen. In diesem Bereich kann HD noch einiges aufholen. Die Auseinandersetzung oder ein Diskurs zu dieser Thematik hat meines Wissens nach auch noch nicht offen stattgefunden. Zum Thema Sozialbewusstsein kann ich nichts sagen, weil mir nichts einfällt. Das spricht, denk ich, für sich.
Gehalt/Sozialleistungen
Ich finde, das Gehalt bewegt sich am unteren Ende des noch gerade Annehmbaren. Dieser Aspekt ist seit Jahren ein stark diskutiertes Thema innerhalb des Unternehmens. Es gab in den letzten fünf Jahren durchaus Entgegenkommen seitens der Geschäftsführung. Schritt für Schritt tut sich was. Erst seit kurzem wurden Sozialleistungen eingeführt, die ich aufgrund meines Ausscheidens aus dem Unternehmen allerdings nicht beurteilen kann. Trotzdem denke ich, dass sich hier noch einiges optimieren lässt. Als Werkstudentenjob ist die Bezahlung für die Arbeitsbelastung angemessen. Insgesamt finde ich, dass HD ein guter Arbeitgeber für Studenten ist, die keine Ambitionen hinsichtlich eines internen Aufstiegs haben und das Unternehmen nach Beendigung des Studiums verlassen. HD ist sehr flexibel in der Schichtgestaltung und es ist kein Problem wegen Prüfungen frei zu kriegen oder mal spontan etwas zu tauschen. Die Weihnachtsfeiern sind zudem ganz nett gestaltet.
Image
HD hat kein gutes Image bei den Mitarbeiter*innen der Hauptauftraggeberin Haspa. Teilweise kommt es zu unhöflichen, beinahe diskriminierenden Begegnungen mit Haspa Mitarbeiter*innen, die sich verächtlich und überheblich gegenüber HD Mitarbeiter*innen verhalten. Als ich selbst meine Ausbildung bei der Haspa gemacht habe, wurde mir HD als ein Haufen gescheiterter, ehemaliger Haspa-Angestellter beschrieben. Es herrschte die Auffassung, dass "die Leute von HD" fachlich nichts können und/oder zu faul sind, bestimmte Aufgaben zu erledigen und deswegen die Anrufe an die Filialen weiterleiten. In diesem Punkt herrscht leider bis heute eine schlechte, intransparente Kommunikation. So wissen die Haspa Kollegen einfach nicht, welchen internen Regelungen HD unterliegt und es kommt häufig zu Missverständnissen.
Karriere/Weiterbildung
Ich denke, die Beurteilung der Aspekte "Gleichberechtigung" und "Vorgesetzte" stellt meine Ansichten hierzu gut dar. Insgesamt sind die Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten als eingeschränkt zu beurteilen. Dies hängt wiederum mit der Unternehmensstruktur zusammen, die wenig neue Positionen zulässt. Die Fluktuation im Kundenservicemitarbeiter*innen Bereich ist sehr hoch, die in der Ebene der Führungskräfte hingegen sehr niedrig. Dies ist ein zweischneidiges Schwert, da einige Vorgesetzte schon so alteingesessen sind, dass es mir so erscheint, als würden sie Neuerungen, konstruktiver Kritik und Verbesserungsvorschlägen als persönliche Kritik wahrnehmen. Zudem sind die meisten Führungskräfte untereinander privat befreundet. Dies erweckt insbesondere bei der Besetzung neuer Stellen den Eindruck, als würde es keinen fairen Wettbewerb geben.