Veraltete Strukturen und Kommunikationsdefizite
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die komplexe Infrastruktur und die vorhandenen Systeme bieten gute Möglichkeiten, neue Ansätze zu evaluieren und sich selbstständig fortzubilden. In einigen Abteilungen wurden Weiterbildungsinitiativen unkompliziert unterstützt.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Transparenz ist ein Wort was man im C-Level nicht kennt und entsprechende Kritik, sowohl von Kunden als auch von Mitarbeitern, wird oft ignoriert oder man versucht entsprechend die Stimmen der lauten Mitarbeiter einzudämmen. Das ist nicht ein Einzelfall, sondern ganz klar System.
Leider versucht man auch jeden möglichen Cent umzudrehen, während man jährlich mehrere Millionen Gewinn verzeichnet (siehe Bundesanzeiger).
Alles wird auf kurz und knapp gemacht, gerade bei komplexen Projekten und Deadlines werden regelmäßig nicht eingehalten und riskiert damit das ganze Projekt.
Jeder Verbesserungsvorschlag wurde bis ins kleinste Detail diskutiert und am Ende wurde nichts draus.
Man schaut sich oft auch die falschen Dinge ab von Unternehmen, so z.B. hat man überlegt wieder das "Homeoffice"-Pilotprojekt einzustellen weil andere große Unternehmen auch zurückrudern und man so das "familiäre", bzw. die Unternehmenskultur wahren will.
Verbesserungsvorschläge
Hört mehr auf eure Mitarbeiter, kommt endlich im 21. Jahrhundert an und seid wirklich ein Unternehmen was in der IT-Branche sich hervorheben will. Dazu gehört auch das man Mitarbeiter nicht zwingt an Orte zu ziehen die im nirgendwo sind.
Ideen oder Verbesserungsvorschläge von Kollegen sollten definitiv mehr Gehör erhalten und auch umgesetzt werden statt diese immer wieder in wochenlangen Meetings auszudiskutieren um sie dann abzuschmettern.
Das "wir" ist nicht mehr existent. Das ist schon vor langer Zeit verloren gegangen als man diese Größe erreicht hat und immer noch denkt man könnte "familiär" sein.
Arbeitsatmosphäre
In einzelnen Führungsebenen zeigen Vorgesetzte Engagement, um gute Ergebnisse zu erzielen. Allerdings lässt dieses Engagement in höheren Hierarchiestufen – bis hin zur Geschäftsleitung – häufig nach. Viele Mitarbeitende bringen ihre Ideen nicht ein, da sie befürchten, dass diese auf ablehnende oder herabwürdigende Kommentare stoßen. Zudem kommt es gelegentlich zu Konflikten zwischen Abteilungen, wobei unterschiedliche Prioritäten und das unterschiedliche Eingehen auf Beiträge von jüngeren und erfahreneren Mitarbeitenden eine Rolle spielen.
Kommunikation
Die interne Kommunikation ist stellenweise uneinheitlich. So werden beispielsweise Änderungen nicht immer zeitnah oder umfassend an alle relevanten Abteilungen und Standorte kommuniziert, was zu unerwarteten Reaktionen führt. Auch die Transparenz gegenüber Kunden bleibt hinter den Erwartungen zurück; Reaktionen erfolgen häufig erst nach erheblichem öffentlichen Feedback und in Form allgemeiner "Pressemitteilungen". Das ist leider die Regel und nichts einmaliges.
Kollegenzusammenhalt
Innerhalb einzelner Abteilungen besteht ein guter Zusammenhalt. Der bereichsübergreifende Austausch kann jedoch durch fokussierte Interessen der einzelnen Teams erschwert werden, sodass eine ganzheitliche Zusammenarbeit nicht immer gewährleistet ist.
Work-Life-Balance
Dank Gleitzeit konnte man sich relativ gut anpassen, allerdings wurde mit der Zeit ein Modell etabliert, bei dem Remote-Arbeit nur in Abstimmung mit den Vorgesetzten möglich ist und feste Anwesenheitstage (z. B. mittwochs) vorgeschrieben sind – verbunden mit klaren Vorgaben zu Überstunden und Minusstunden. Zudem mussten Mitarbeitende im Bereitschaftsdienst auf die Nutzung privater Geräte zurückgreifen, da keine speziellen Diensthandys oder SIM-Karten bereitgestellt wurden.
Vorgesetztenverhalten
Kommentare wie "Wenn es dir nicht passt kannst du ja kündigen" waren leider die Regel in kritischen Situationen. Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge von Mitarbeitenden, auch von Auszubildenden, fanden nicht immer Gehör, sodass alternative Sichtweisen teilweise wenig berücksichtigt wurden.
Gleichberechtigung
Die Gleichberechtigung wird grundsätzlich befolgt. Allerdings können individuelle Ausdrucksformen – etwa ein bevorzugter Name, der nicht den amtlichen Angaben entspricht – zu "Problemen" führen. Besonders für transsexuelle, nicht-binäre und intersexuelle Personen gab es in der Vergangenheit vermehrt Schwierigkeiten.
Arbeitsbedingungen
Obwohl auf der Karriereseite mit modernen, höhenverstellbaren Tischen geworben wird, erhalten Mitarbeitende in der Probezeit oder als Auszubildende diese Ausstattung teilweise nicht. Dies wird mit der Sorge um eine kurzfristige Mitarbeiterbindung begründet.
Das Tische wiederverwendet werden können ist wohl nicht bekannt.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Umweltbewusstsein ist top. Von "man verwendet die Abwärme des Rechenzentrums zum Heizen der Büros" bis hin zu "wir versuchen unsere Systeme so zu optimieren, dass diese nicht unnötig viel Strom benötigen".
Hetzner engagiert sich sehr bei sozialen Projekten und Vereinen, was sehr löblich ist.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Unternehmen zahlt jährlich eine Gewinnbeteiligung und bietet diverse interne Benefits an. Das Grundgehalt war jedoch zum Zeitpunkt meiner Tätigkeit vergleichsweise niedrig, sodass ein wesentlicher Teil des Einkommens über die Bonuszahlung erzielt wurde. Gespräche über Gehaltserhöhungen gestalteten sich oft als herausfordernd. Hier kann man, wenn man Glück reden wenn man eine, vielleicht zwei Gehaltserhöhungen bekommt.
Benefits sind auch ein Thema wo man leider sehr schläfrig ist. Während andere Unternehmen z.B. Leasingräder / Diensträder durch Gehaltsumwandlung anbieten, hat man sich strikt dagegen gewehrt mit Begründungen wie "steuerrechtlich zu komplex".
Image
Hetzner ist zu groß geworden mit der aktuellen C-Level Etage. Man denkt noch das man jeden Kollegen kennen kann beim Namen, was bei >300 Mitarbeitern weltweit einfach nicht möglich ist. Oft müssen Kollegen mit ihren Ideen alleine ziehen weil sie keine Unterstützung von Vorgesetzten / C-Level erhalten. Man traut sich selten Risiken einzugehen.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildung ist hin und wieder ehern Diskussionsbedürftig. Karriere scheitert i.d.R. bei Gehaltsverhandlungen.