Hustle Culture meets desillusioniertes Management
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das neue Office ist wirklich schön. Mitarbeitende sind grundsätzlich zu talentiert für den Laden.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Alles, was ihr unter den einzelnen Punkten lesen könnt.
Verbesserungsvorschläge
Nehmt die Bewertungen hier ernst. Das sind keine Mimimi-Kommentare von Menschen, die gekündigt wurden. Ihr habt intern echte Probleme, die ihr angehen müsst, um zukunftsfähig zu bleiben. So, wie es jetzt ist, kann ich mir ernsthaft nicht vorstellen, dass jemand eure Agentur guten Gewissens weiterempfehlen würde.
Arbeitsatmosphäre
Hustle Culture hoch 10. Das interne Motto "Brechen oder Brechen lassen" könnt ihr in anderen Bewertungen bereits lesen. Vertraut mir, wenn ich euch sage, dass das KEIN witziger Kommentar war, der hier aus dem Kontext gerissen wird, sondern der Alltag einer Agentur, in der nicht wenige Mitarbeiter*innen über 100 Überstunden auf dem Konto haben. Demnach sind die Kolleg*innen alle ständig schlecht drauf, es wird sich fast täglich über die Arbeit aufgeregt.
Hinzu kommt, dass die Kritik an der derzeitigen Arbeitsatmosphäre vom Management einfach gar nicht ernst genommen wird. Ständig wird davon gesprochen, etwas zu verbessern, die ergriffenen Maßnahmen ändern dann aber nichts am Grundproblem. Ein Beispiel: Nach einer plötzlichen Massenentlassung im letzten Herbst wurde erst mal eine Reise mit der ganzen Agentur unternommen, in der einfach so getan wurde, als wäre Nichts gewesen. Diese wurde dann auch weniger für Teambuilding Maßnahmen (jetzt mal abgesehen vom gemeinsamen Trinken) genutzt und mehr für die Vorbereitung von Alltagsthemen wie Pitches.
Hier und da wird gesagt, dass "jetzt wirklich alles anders" wird, im Arbeitsalltag merkt man davon allerdings Nichts.
Kommunikation
Communication is a gift. House of Yas weiß schon lange nicht mehr, dieses erfolgreich einzusetzen. Kollegen werden wochenlang im Dunkeln gehalten über wichtige Entscheidungen.
Ein Beispiel, was die Kommunikation vom Management gut auf den Punkt bringt:
Einmal kam das Gehalt vier Tage zu spät auf dem Konto an. Von der Führung gab es dazu ein Schulterzucken und ein "Sorry Leute", von dem man weder Miete, noch Essen bezahlen kann.
Untereinander funktioniert die Kommunikation minimal besser. Allerdings sind viele Mitarbeitende unglücklich. Niemand fühlt sich in seiner Position wirklich sicher, da die letzten Jahre viel umstrukturiert wurde, sich allerdings Nichts zum Positiven verändert hat. Demnach ziehen sich die Mitarbeiter*innen in Gesprächen eher gegenseitig runter, als sich zu motivieren.
Kollegenzusammenhalt
War lange Zeit der ultimative Grund, hier zu arbeiten. Hat sich aber deutlich verschlechtert, da ganz im klassischen Agentur-Stil alle 2 Jahre die komplette Belegschaft ausgewechselt wird, weil entweder aufgrund wirtschaftlich miserabler Entscheidungen des Managements Leute gegangen werden (ist in meiner Zeit dort zweimal passiert, beide Male kam es komplett aus dem Nichts und die Leute standen von heute auf morgen vor der Tür) oder die Mitarbeitenden es einfach irgendwann nicht mehr aushalten, für solchen Niedriglohn jede Woche Überstunden schuften zu müssen. Demnach kann sich kein "Zusammenhalt" mehr einstellen; sobald man sich mit einer Person gut versteht, ist diese quasi schon wieder aus der Tür raus.
Lediglich ein paar "alte" Hasen gibt es, die sich aber auch viel zu toll fühlen, um mit den "Neuen" abzuhängen, also lieber in ihrer eigenen kleinen Clique abhängen und sich über das "fehlende Rückgrat" der anderen Kollegen lustig machen, wenn sich mal wieder jemand krank meldet.
Work-Life-Balance
More like: Work-Work-Balance. In Pitch-Phasen planen Beteiligte keine Freizeitaktivitäten nach den Arbeitstagen, weil sie wissen, dass sie eh nicht pünktlich aus der Agentur rauskommen oder keine Kraft haben, etwas zu unternehmen. Es wird versucht, Überstunden abzubauen, da aber eher mehr Projekte dazu kommen und die Belegschaft bewusst klein gehalten wird, um Geld zu sparen, funktioniert das natürlich nicht.
Aufgrund eines tollen neuen Büros wurden wir nach Corona zu 50% Anwesenheit im Office verpflichtet, woran sich allerdings nur ein Teil der Belegschaft gehalten hat. Finde ich, nachdem wir während des Lockdowns gelernt haben, dass Arbeiten im Homeoffice gut funktioniert, absolut lächerlich. Da Mitarbeitende teilweise lange ins Büro brauchen, wirkt sich das natürlich negativ auf die Work-Life-Balance aus.
Vorgesetztenverhalten
Ich finde es ja toll, dass die Agentur jeder Person die Möglichkeit gibt, auch mal ihre Management Phantasien auszuleben, egal wie jung, unerfahren oder eben auch ungeeignet diese Person ist. Bei einigen klappt das dann ganz gut, bei anderen leider absolut gar nicht. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass von den monatlich eingestellten Feedbackgesprächen vielleicht eins im halben Jahr gehalten wird, bei dem die vorgesetzte Person abgelenkt E-Mails schreibt, weil eigentlich keine Zeit und Lust für die Führungsaufgaben bleibt.
Das obere Management ist leider komplett desillusioniert in einer Welt gefangen, in der es die absolut tollste Vorstellung eines jungen Mitarbeitenden ist, sich für die "Erfolge" einer Kreativagentur abzurackern. Das Thema Wertschätzung wird hier nicht nur klein geschrieben, sondern ignoriert.
Interessante Aufgaben
Viel Abwechslung, da sich das Management ständig überlegt, mal was Neues auszuprobieren. Das macht solange Spaß, bis man merkt, dass die nächste Laune des Managements um die Ecke kommt und man auf einmal eine neue Aufgabe auf dem Tisch hat, für die eigentlich andere Menschen mit mehr Expertise von Nöten wären.
Gleichberechtigung
Ich habe mich wegen meines Geschlechts nie anders behandelt gefühlt. Hatte auch nie das Gefühl, dass beim Einstellungsprozess ein Geschlecht bevorzugt wurde.
Umgang mit älteren Kollegen
Gibts keine, weil kein Mensch mit Berufserfahrung für das Gehalt und die Arbeitsbedingungen arbeiten gehen würde. Stattdessen werden dann noch 10 weitere Praktikant*innen und Studis eingestellt, die die größten Projekte über Wasser halten. Als Kunde wäre mir der Mangel an Expertise suspekt, scheint aber wenige zu stören, solange Projekte immer pünktlich fertiggestellt werden.
Arbeitsbedingungen
Zwang zum Office Aufenthalt von 50% finde ich in der heutigen Zeit echt nicht mehr tragbar. Office ist aber schön, Geräte in Ordnung und werden bei Defekten zeitig ausgetauscht, damit der Hustle weitergehen kann.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
War mal Hauptthema auf der HoY-Agenda. Ist dann leider komplett unter den Tisch gefallen, als die Personen, die sich WIRKLICH (und nicht nur performativ) für das Thema interessiert haben, die Agentur verlassen haben. Seitdem passiert hier nichts mehr.
Vor dem Hintergrund des Sozialbewusstseins wurde meines Wissens ein längeres Content-Piece zum Thema Mental Health angekündigt. Das hätte ich cool gefunden, ist aber wohl nichts draus geworden. Stattdessen wird jetzt ein zielloser Podcast produziert, in dem weder Neues noch Interessantes erzählt wird. Ein Fokus auf Nachhaltigkeit ist hier auch nicht spürbar, obwohl das lange Zeit DAS Aushängeschild der Agentur war. War dann wohl mehr eine perfomative Sache, was witzig ist, da Mitarbeitende ganze Artikel über performativen Aktivismus verfasst haben.
Gehalt/Sozialleistungen
Intern wird immer von einem Branchenstandard gesprochen, der vielleicht vor 10 Jahren mal in dieser Form existiert hat. Nach Inflation und Co. so leider nicht mehr korrekt. Würde hier für das Gehalt nicht nochmal anfangen. Für Berufseinsteiger besser, vielleicht aber auch nur, weil diese ihren Wert aufgrund noch zu machender Erfahrung schlechter einschätzen können. Für HoY natürlich ein gefundenes Fressen.
Image
Anscheinend ist HoY aufgefallen, dass für die heutige Generation an Arbeitssuchenden Kununu Bewertungen ernstzunehmende Kriterien bei der Arbeitgeberwahl sind. Demnach werden jetzt nach einigen, zurecht schlechten Bewertungen die Mitarbeitenden darum gebeten, doch bitte bitte eine gute Bewertung abzugeben, damit die zu besetzenden Stellen schnell von neuen Studis und Berufseinsteigern gefüllt werden können.
Dabei wird sich immer wieder darauf berufen, dass die schlechten Bewertungen von eben den Mitarbeitenden kommen, die letztes Jahr gekündigt wurden. Wer den Taschenrechner zückt, merkt schnell: Es sind mittlerweile deutlich mehr schlechte Bewertungen eingetrudelt, als Leute gefeuert wurden. Scheint es in der Agentur TATSÄCHLICH Probleme zu geben, die man vielleicht einmal angehen sollte? Kann ja gar nicht sein, das müssen alles die verbitterten Menschen sein, die gefeuert wurden, na klar ;)
Karriere/Weiterbildung
500 € Weiterbildungsbudget, mit dem niemand was anfangen kann, weil keine Zeit da ist, eine Weiterbildung zu machen.