Gedöns und Profilneurosen
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das noch ganz gute Gehalt. Für einen vergleichbaren Job bekommt man woanders im Berliner Kulturbetrieb deutlich weniger.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
1.Den vorauseilenden Gehorsam dem Auftraggeber gegenüber. Nur weil ein Auftraggeber ein Auftraggeber ist, hat er deshalb nicht automatisch recht. Wenn der Auftragnehmer aber stur der Maxime "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing" folgt, dann muss er sich über schiefe Töne nicht wundern.
2.Die Dienstkleidung ist ein einziger textiler Konflikt. Das Humboldt Forum sollte im Dezember 2020 eröffnet werden. Was wird bestellt? Eine Sommerkollektion! Im Winter. Da die Sommerkollektion zur Hälfte aus Polyester besteht, schwitzt man im Sommer und friert im Winter. Auch alle bisherigen Nachbesserungen ändern nichts an der Tatsache, dass der Tragekomfort aufgrund des hohen Kunstfaseranteils ein Ärgernis bleibt.
Verbesserungsvorschläge
Mehr Selbstreflexion darüber, warum so viele KollegInnen gehen. Bringt ja nix, im Nachhinein auch noch allerältesten negativen Bewertungen zu kommentieren und ein Gespräch vorzuschlagen.
Arbeitsatmosphäre
Unter den Mitarbeiter*innen auf der Fläche vergleichsweise gut. In der Sicherheit bedenklich, da dort gerade wieder viel gekündigt wird. Über das Kassen-Team weiß man nichts. Vorhanden ist es aber.
Kommunikation
Meetings (Briefing) vor Schichtbeginn, um tagesaktuelle Besonderheiten mitzuteilen sind sehr gut und unerlässlich für das Überleben. Macht die Schichtleitung auch gut. Ähnelt in letzter Zeit aber eher einem Morgenappell der Bundeswehr: still gestanden und aufgepasst.
Kollegenzusammenhalt
Hängt vom Team ab, siehe oben. Die Kollegen im Betriebsrat kriegen von allen ab und zu einen auf die Mütze, obwohl die spontanen Wunderheilungen der Führungselite eher das Problem sind.
Work-Life-Balance
Dauerhaftes Dienstplandilemma. Die wenigen möglichen freie Tage zum blockieren werden oft ignoriert. Wird zum Problem, wenn private Termine (z.B. Behördengang oder Umzug) anstehen. Diensttausch klappt aber nicht immer. Beantragung von Urlaub ist inzwischen zermürbend und wenn man ihn dann endlich hat, wird er manchmal falsch berechnet.
Vorgesetztenverhalten
Fallen öfter mal aus der Rolle, weil ihnen nicht klar ist, welche das ist. Viele sind auch einfach zu jung und/oder haben keine Erfahrung, bilden sich aber auf ihre Rolle dafür umso mehr ein. Das ist bei dem antiquierten Hierarchiemodell des Unternehmens aber kein Wunder.
Interessante Aufgaben
Bei Events ab und zu spannende Aufgaben. Ansonsten liegt im Austausch mit BesucherInnen Lust und Frust und sorgt für die schönsten Anekdoten aus dem Leben eines Dienstleistenden. Steht man alleine auf einer Position, wird es schnell unangenehm. Stundenlanges Stehen, Blase zusammen kneifen (oder besser gleich Tena-Lady für m/w/d), nicht hinsetzen und „Tschüss“ sagen sind dann die Höhepunkte des Tages.
Gleichberechtigung
Kommt drauf an, wer wen wie sehr mag oder eben nicht.
Umgang mit älteren Kollegen
Sowohl Erfahrung als auch gesundheitliche Aspekte werden des Öfteren vermeintlich einfachen und schnellen Lösungen untergeordnet.
Arbeitsbedingungen
Anstrengend. Standards der Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz, der simple Toilettengang usw. werden permanent neu und kompliziert ausgehandelt, weil der Auftraggeber es gerne entweder so hätte oder so nicht oder auch mal so wie eben, aber anders. Man fragt sich inzwischen, ob der Auftraggeber überhaupt weiß was er will und wenn nicht, wie sinnvoll der Input der Führungskräfte der Service GmbH bei der Entscheidungsfindung ist.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Umweltbewusstsein: wird schon. Sozialbewusstsein: kommt auf die Definition an.
Gehalt/Sozialleistungen
13. Gehalt wäre immer noch schön. Oder ein Haustarif. Oder Überstundenzuschläge. Aber es muss gespart werden.
Image
Wer kann, sucht was anderes. Anfangseuphorie ist nach Medienskandal, Bußgeld, sehr hoher Fluktuation und nicht transparenten Führungsstilen weg.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt Weiterbildung, die vom Arbeitgeber finanziert wird, wenn es für ihn von Vorteil ist: z.B. Erste-Hilfe oder §34a. Externe Weiterbildungen müssen mühsam beantragt und begründet werden. Vorhandene interne Schulungen sind im Ansatz nicht schlecht, aber ziemlich naiv. Ansonsten gibt es nur den Aufstieg zur Schicht- oder Teamleitung. Unverdrossene bewerben sich für das Overhead (Verwaltung), ganz Mutige gleich in der Stiftung.