Flop statt Top Job
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Agentur hat Druck von globaler Ebene. Den auszuhalten, ist für keinen einfach. Alles läuft eng und ohne Berührungsängste ab, die Mitarbeiter sind teils sehr bodenständig, im Herzen teils freundliche Menschen und mit der Region verwurzelt, auch wenn ein paar von ihnen so tun als seien sie Werbe-Celebrities und einen pseudolockeren Persönlichkeitsbattle austragen als wäre man in einem High-School-Film. Man darf nicht vergessen: Eine kleine No-Name-Agentur namens JNB hat einige in die jetzige Position gebracht, in die sie bei McCann vielleicht nie gekommen wären. Und dann Höhenflüge? No nice Business.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Im Grunde spielt man die eigene, nach außen propagierte Werbephilosophie im Büroalltag durch / die besagte „Truth well told“: aus Fakten eine Story machen, deren tatsächlicher Wahrheitsgehalt bzw. Wert leider schnell durchschaut und am Ende verschwindend gering ist. Die „Big Idea“ ist das sicher nicht.
Verbesserungsvorschläge
Was besser sein sollte, geht aus dem oben Kritisierten hervor. Langfristig denken und handeln wäre sicher eine gute Sache.
Arbeitsatmosphäre
Fast der halbe Mitarbeiterstamm verließ gestresst die Firma innerhalb eines Jahres inklusive des CEO. Geblieben sind die, die sich (nicht unbedingt durch Kompetenz) schon vor Jahren in Machtpositionen bugsiert haben oder von „Ziehvätern oder -müttern“ hereingehoben wurden. Das verheißt nichts Gutes fürs Arbeitsklima. Eine Kultur des Misstrauens statt Vertrauens.
Kommunikation
Es wird viel geredet: über Projekte, Workload und Deadlines und dass noch schneller gearbeitet werden muss. Oder hinter verschlossenen Türen über andere. Mit viel aufgesetzter Euphorie und Fake Faces wird subtil Druck weitergegeben - welcome Happy Show. Traue aber niemandem, denn im Worst Case wendet sich das Blatt. Allein, dass hier auf dieser Plattform (unter JNB McCann) die positiven Bewertungen gefakt oder sogar in Auftrag gegeben wurden, zeugt vom Wesen der Kommunikation im Alltag.
Kollegenzusammenhalt
Oberflächlich betrachtet, sind alle Best Friends. Tiefer geblickt, sind aber viele Rival(Inn)en der Rennbahn. Wer den Draht nach oben hat oder sich mit den „V-Männern“ unterhalb gut stellt, kann sich in Sicherheit wiegen. Wichtig ist: Bleib niemals echt, das Fachliche interessiert ohnehin kaum keinen. Schon eher, wie du aussiehst, dich verkaufst und andere gegeneinander ausspielst - nach außen mach aber bloß auf Happy Family und positive Thinker. Wer hier Talente hat, macht sich beliebt.
Work-Life-Balance
Vergiss es. Ganz egal, was man Dir beim Einstellungsgespräch erzählt.
Vorgesetztenverhalten
Manche waren mal als nette Menschen zu JNB gekommen. Die gelebte Fassade des McCann-Konzerns veränderte sie jedoch. Gut gemeint ist außerdem nicht immer gut gemacht und der vermeintlich gute Draht über das allzu bestrebte mittlere Management nach unten ist leider der falsche Informationsfilter, um Fehlerquellen aufzudecken. Letztere bleiben leider oft systemimmanent und sind kaum den Sündenböcken zuzuordnen. Die flachen Hierarchien sorgen zudem dafür, dass die Macht nach unten umso mehr abgegrenzt wird - ein historisches Problem der Menschheit, sich in „Kasten“ einteilen zu wollen und die Grenzen umso härter zu ziehen, je mehr sich diese zu vermischen beginnen.
Interessante Aufgaben
Seit die Geschäftsführung sich zur Hälfte aufgelöst hat und die Ex-Kreationsleitung nach UK verflüchtigt, kann von wirklich großen kreativen Aufgaben nicht mehr gesprochen werden. Small Ideas rule.
Gleichberechtigung
Ganz oben gibt es keine Frauen. Dennoch werden/wurden die richtigen beizeiten befördert, um direkt unterhalb solidarisch mit der Geschäftsführung das Zepter zu schwingen. Umgekehrt ist ebenfalls Vorsicht geboten, denn spätestens wer nach oben kam oder kommt muss aufhören, transparent und kollegial nach unten zu bleiben. Immerhin herrscht dabei Gleichberechtigung, hier gilt für Männer und Frauen das Gleiche.
Umgang mit älteren Kollegen
nicht wirklich erwähnenswert, denn langjährige fachliche Erfahrung dienen nicht dem Unternehmensziel, das als übergeordnetes im Grunde nicht existiert. Man hangelt sich von Kundenbudget zu Kundenbudget und zu euphorisch gehypten bei möglichst effizientem Workflow statt langfristig durch Qualität, Fantasie und fundierte Beratungskompetenz überzeugen zu wollen. „Beratung“ ist intern nahezu gleichbedeutend mit Projektmanagement, das jede/r selbstbewusste 25-jährige/r hinbekommt, sobald sie Excel-Tabellen anlegen und Druck ausüben kann. Ältere, erfahrene und besonnene MA, die sich nicht mehr persönlich profilieren müssen, werden daher im Grunde nicht gebraucht. Respekt für die fachliche Erfahrung Älterer zu erwarten wäre in einem überzogen jung-dynamischen Umfeld ohnehin fehl am Platz.
Arbeitsbedingungen
Sind stark vom Kollegenzusammenhalt geprägt, vor allem bei denjenigen, die eng wie im Hühnerstall zusammensitzen müssen. Ansonsten: großzügige, Schall schluckende Flure und einen eigenen Schreibtisch und Schlüssel kriegt auch fast jeder. Kostenfreies Müsli &Co. hebt vielleicht bei einigen die Laune, wird aber auch langweilig und ersetzt keine fehlende Work-Life-Balance
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es gibt nicht viele Firmenwagen - das spart CO2. (Klimaneutralität usw. sind ja immer gute Argumente, um an Material und Mitteln zu sparen.) Prinzipiell kommen die Mitarbeiter mit recht hohem Bildungsstand ins Unternehmen, das befördert vermutlich ein generelles Umweltbewusstsein beim Einzelnen. Gemeinsam gelebt wird es aber nicht wirklich. Sozialbewusstsein kann schon angesichts der kleinen HR-Abteilung nicht überbordend sein. CSR bleibt reine Imagesache auf globaler Ebene, auch wenn das Management sich bemüht, für mehr Ruhe und Verantwortung zu sorgen. Hier fehlen intern Personalexperten und empathische Menschen, die ihre Mitarbeiter wirklich sehen und aus dem Nichts eine Verantwortungskultur entwickeln.
Gehalt/Sozialleistungen
Nicht transparent nachvollziehbar. Leistungen wie 13. Monatsgehalt fehlen.
Image
Interessant daran ist, was sich hinter dem „Image“ eines großen Namens verbirgt
Karriere/Weiterbildung
Flache Hierarchien fördern Ellenbogenkultur und Vorankommen. Protegiert wird, wer sich hervortut. Deshalb schmücken sich einige gerne mit fremden Lorbeeren oder hauen bewusst den Falschen in die Pfanne, wenn Fehler passieren. Die Mitarbeiter haben wenig Chancen, ihr Können und die eigene Arbeitsweise beim Management transparent zu demonstrieren. Der persönliche Erfolg bemisst sich an Endergebnissen und Kundenfeedback, an deren Strippen diejenigen ziehen, die vor Ort sind, aber denen es teilweise an Erfahrung und Empathie für die Realisation mangelt. Eigene Fehler werden gern auf Umsetzer verlagert, auch um deren Relevanz für das Unternehmen gezielt zu untergraben und statt dessen das eigene Ansehen zu befördern. Schade. Genau hier ist interne Zusammenarbeit und Förderung statt Wettbewerb gefragt