Es ist nicht alles Gold was glänzt
Gut am Arbeitgeber finde ich
Zwischen dem Großteil der Kollegen herrscht guter Zusammenhalt.
Zusammen ist man weniger allein. Die Produkte sind interessant. Das Gehalt wird pünktlich bezahlt.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Betrachtet man die Fluktuation des Unternehmens, so muss man sich ernsthaft die Frage stellen, warum das Interesse an Mitarbeiterbindung so gering ist.
Einige wenige scheint das nicht zu stören. Den Großteil offensichtlich schon. Wertschätzung sucht man vergebens. In einer Zeit, in der alles ersetzbar ist, gilt das in diesem Unternehmen nicht nur für das Inventar.
Mit dem jährlich steigenden Umsatz wird nicht verschwenderisch umgegangen. Schließlich muss man seine Schäfchen ja gut beisammenhalten.
Die Inflation trifft uns alle und man kann wohl kaum erwarten, dass der Arbeitgeber das auffängt. Gehälter sind ausgezeichnete Stellschrauben, wenn es um Einsparpotenziale geht.
Die Geschäftsleitung ist im Übrigen ein ausgezeichnetes Vorbild was angemessene Arbeitsleistung angeht. Die Trennung in eigene oder zu eigen gemachte Leistung ist kleinlich. Hier zählt ausnahmsweise der Teamgedanke.
Verbesserungsvorschläge
Homeoffice und echte Weiterbildungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter, Schulungen in Sozialkompetenz für die Geschäftsleitung.
Würde ein Betriebsrat etwas bringen, könnte man darüber nachdenken, einen zu installieren. Effektive Mitarbeiterbindung durch kreative Ansätze wie echte Wertschätzung, um der Fluktuation entgegenzuwirken.
Arbeitsatmosphäre
Unter Druck werden Diamanten geformt.
Ein Ansatz, den man hier ernst nimmt. Das Arbeitsklima als „unzufrieden“ zu bezeichnen, wäre geprallt. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Das ungerecht verteilte Arbeitspensum muss ja irgendwie gestemmt werden. Und wie soll sich der Mitarbeiter auf seine Tätigkeit konzentrieren, wenn überall nette Kollegen für einen Plausch bereitstehen?
Daher wird gleich mal vorsichtshalber jegliche soziale Interaktion im Keim erstickt. Sind ja auch nicht zum Quatschen da.
Kommunikation
Um Spannung im täglichen Ablauf zu gewährleisten werden Informationen absichtlich bis zu Letzt zurückgehalten. Wie man sich für bestimmte, für seinen Arbeitsablauf notwendige Informationen qualifiziert, habe ich leider nicht herausgefunden.
Kollegenzusammenhalt
Abteilungsabhängig. Für Neue gibt es so etwas wie Welpenschutz. Nicht immer zur Freude der Kollegen. Diese müssen dann zu Ihren sowieso zahlreichen Aufgaben abfangen, was wohlwollend liegenbleibt.
Work-Life-Balance
Work hard, work harder and harder.
Viele Abteilungen sind chronisch unterbesetzt. Gutes Personal ist so schwer zu finden. Und bezahlt wollen sie auch noch werden.
Außerdem hat so ein Wochenende mit Kollegen auch was für sich. Das macht man doch gerne für seinen aufmerksamen Arbeitgeber.
Immerhin gibt es eine Zeiterfassung, die alle 15 Minuten abrechnet.
Mit so viel Flexibilität muss man erstmal umgehen können. Aber auch hier kann man auf die Unterstützung der Geschäftsleitung zählen.
Vorgesetztenverhalten
Empathielosigkeit, Unterdrückung, Erniedrigung und Überwachung sind an der Tagesordnung. Vertrauen sucht man hier vergebens.
Die Geschäftsleitung verhält sich arrogant und von Oben herab. Gerne werden intime Details der Mitarbeiter ausgeplaudert. Mit leeren Versprechen werden Mitarbeiter bei Laune gehalten.
Für Menschen mit masochistischen Neigungen ist das der perfekte Arbeitgeber.
Veränderungen sind ungern gesehen. Immerhin „haben wir das schon immer so gemacht.” Ob durch die Übernahme jetzt alles besser wird wage ich zu bezweifeln.
Interessante Aufgaben
Abteilungsabhängig. Interessant muss reichen. Angemessene Vergütung steht auf einem anderen Blatt.
Gleichberechtigung
Familienplanung sollte doch bitte mit den Unternehmenszielen abgestimmt werden.
Umgang mit älteren Kollegen
In einem Wort: Respektlos. Loswerden bevor sie das Rentenalter erreichen. Da kann man auf private Belange keine Rücksicht nehmen.
Arbeitsbedingungen
Manche Abteilungen sind immer noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen. Veraltetes Equipment passend zum veraltetem Warenwirtschaftssystem. Updates gibt es nur für ausgewählte Mitarbeiter. Alle anderen bekommen das schon irgendwie hin.
Das Gebäude ist mit zwei Wetterzonen ausgestattet. Kalt oder Heiß.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Greenwashing vom Feinsten.
Gehalt/Sozialleistungen
Viele Kollegen bezeichnen das nicht mal ansatzweise marktkonforme Gehalt als das, was es ist: Schmerzensgeld. Am Ende könnte man tatsächlich seine Familie davon ernähren. Unvorstellbar!
Sollte man standhalten und nicht in Krankenstand geraten, wird eine kleine Prämie gezahlt. Fast etwas überraschend: die Kitagebühren übernommen.
Nicht zu vergessen: es gibt Kaffee und Milch und gelegentlich etwas Süßes. Hier sollte man sich in Mäßigung üben.
Image
Es ist nicht alles Gold was glänzt.
Aber man kann ja auch Blech schön polieren.
Die Außenwirkung ist sehr wichtig. Hier wird viel Energie in das Bild der vielen Möglichkeiten und Menschlichkeit investiert.
Auch Familienfreundlichkeit steht hoch im Kurs. Fragt sich nur, für wessen Familie.
Das ISM Image hat in der Branche und Umgebung dann doch langsam Lackschäden. Wie sonst kann man erklären, dass Externe einen auf die Missstände ansprechen?
Da trösten auch Sommerfeste und Weihnachtsfeiern nicht drüber hinweg.
Karriere/Weiterbildung
Das Versprechen auf Weiterbildung ist eine humoristische Einlage in der Stellenanzeige. Eigentlich sollte man bereits alles beherrschen. Und sollten sich neue Möglichkeiten in der Tätigkeit auftun, kann man dafür dankbar sein und das durch den Einsatz seines Urlaubes oder Freizeit zeigen.
Soviel Einsatz und Eigenverantwortung muss schon drin sein.
Mit gebeugtem Rücken steigt man schneller.