Zunehmende Realitätsfremde
Arbeitsatmosphäre
Lob erfährt man kaum durch Vorgesetzte, eher hat man zunehmend das Gefühl, sich ständig für sein Verhalten und seine Arbeit rechtfertigen zu müssen. Leider schreitet folgende Entwicklung immer weiter fort: Vorgesetzte haben viel zu wenig Bezug zur Arbeit an der Basis- es werden Entscheidungen getroffen, die mit der Realität schlichtweg nicht vereinbar sind bzw. die Arbeit an der Basis nicht erleichtern, sondern erschweren. Dazu muss allerdings auch gesagt sein, dass dies ein generelles Problem im Bereich der Pflege darstellt, sprich immer mehr Reglementierungswahn, der die eigentliche Arbeit behindert statt fördert und das bei sowieso schon bestehender Unterbesetzung. Momentan ist es noch der Fall, dass die meisten der Vorgesetzten selbst mal an der Basis angefangen haben, folgende Generationen werden vermutlich direkt vom Studium aus ohne Realitätsbezug diese Führungspositionen besetzen, was die Situation noch mehr verschlimmert. Anständige Pflege kostet nunmal Geld in Form von ausreichender Anzahl von qualifizierten Mitarbeitern. Leider ist auch in der jetzigen Konstellation bereits deutlich spürbar, dass mit jedem weiteren Tag in führenden/leitenden Positionen die eigenen Anfänge an der Basis schlicht vergessen und verdrängt werden. Mit Pflege hat das schon längst nichts mehr zu tun, ein Krankenhaus ist nurmehr ein Wirtschaftsbetrieb, bei dem der Profit im Vordergrund steht und nicht Menschen und deren Schicksale. Allerdings möchte ich nochmal betonen, dass dies ein ALLGEMEINES Problem in der Welt der Medizin und Pflege darstellt und kein Alleinstellungsmerkmal dieser speziellen (noch öffentlich geführten) Klinik ist. Von Kliniken mit privaten Trägern möchte ich gar nicht anfangen- eine einzige Katastrophe für jemanden, der seinen Job aus Liebe zum Menschen und aus Berufung ausführt.
Kommunikation
Kommunikation findet meist nur statt, wenn etwas aus Sicht der Führungsebene "falsch" läuft. Lob und Anerkennung für die anspruchsvolle Tätigkeit sucht man oft vergebens.
Kollegenzusammenhalt
Wie überall- diejenigen, die an der Basis arbeiten versuchen natürlich zusammenzuhalten. Das klappt im einen Team mehr, im anderen weniger. Man hat das Gefühl, ohne jetzt böse Absicht unterstellen zu wollen, dass gut zusammenhaltende Teams durch den gegebenen Druck von "oben" auseinander gerissen werden. Zusammenhalt bedeutet Gegenwehr und schränkt die versuchte Kontrolle und Reglementierung von oben ein. Auf dieser Ebene ist es leider kein Miteinander, was mit Sicherheit von Vorteil wäre, den Arbeitern der Basis mehr Vertrauen und Möglichkeit zur Selbstgestaltung entgegenzubringen, denn die meisten wissen, was sie tun und zu tun haben.
Work-Life-Balance
Bemühungen, für eine gute Work- Life- Balance zu sorgen sind vorhanden- aufgrund des knappen Personalschlüssels und zunehmender Anzahl von Langzeitkranken und der Zunahme von psychischer Belastung und resultierenden Ausfällen leidet die Balance. Die Folge sind viele Überstunden durch sehr spontanes Einspringen. 12 Arbeitstage am Stück, gefolgt von 2 freien Wochentagen ist nicht gut und folgt zu noch mehr Ausfällen. Spontane Urlaubsanfragen sind meist nicht möglich, der Urlaubsplan wird im Voraus für das komplette folgende Kalenderjahr erstellt und Bedarf der Genehmigung. Auch hier wäre ein wenig mehr Selbstgestaltungsmöglichkeit wünschenswert.
Vorgesetztenverhalten
Siehe Bemerkung zu der Arbeitsatmosphäre
Interessante Aufgaben
Pflege an sich ist eine sehr vielfältige und abwechslungsreiche Tätigkeit. Arbeitsabläufe sind jedoch akkordähnlich durchgetaktet, Bürokratie und Zeitdruck nimmt immer mehr zu. Eine Pflegekraft hat mit der eigentlichen Aufgabe "Pflege" immer weniger zu tun. Auch hier muss dazu gesagt werden, dass es eine allgemeine Entwicklung im Bereich Pflege darstellt und kein klinikspezifisches Problem ist.
Umgang mit älteren Kollegen
Bei langdienenden Kollegen wird versucht, immer eine geeignete Lösung zu finden, die der körperlichen und psychischen Belastbarkeit der betreffenden entgegenkommt.
Arbeitsbedingungen
Stand der Technik, Ausstattung und Rahmenbedingungen sind recht ordentlich. Natürlich gibt es auch hier noch viel Luft nach oben. Das größte Problem warum das volle Potential nicht ausgeschöpft werden kann liegt einfach am Faktor Kosten.
Gehalt/Sozialleistungen
Auf diesem Gebiet gibt es nicht viel auszusetzen. Beim Gehalt wird sich an Tarifverträgen des öffentlichen Dienstes orientiert. Auch zusätzliche Leistungen im Bereich Alterssicherung und Vermögensbildung sind möglich. Allerdings bleibt abzuwarten, wie lange das noch der Fall sein wird.
Image
Grenzwertiges Thema- um das Image nach außen hin ist man sehr bemüht, dies stimmt aber nicht immer mit der Realität überein. Auch hier wieder ein generelles Pflegeproblem.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungsmöglichkeiten sind zahlreich, schon allein aufgrund der zunehmenden Spezialisierung einzelner Bereiche. Dies ist Fluch und Segen zugleich.