Abgrund des Berliner Arbeitsmarktes
Arbeitsatmosphäre
Großraumbüros für alle Mitarbeiter, außer der Geschäftsführung. Vertraulichkeit ist in fast keinem Bereich gegeben, was sich auf Mentalität und Atmosphäre niederschlägt. Die Arbeitsbelastung grenzt an missbräuchliche Verhältnisse die vom Unternehmen und den Führungskräften toleriert werden.
Kommunikation
Es gibt verschiedene Newsletter die auf Deutsch rumgeschickt werden obwohl die Belegschaft in Berlin sehr international ist. Daneben gibt es immer mal Meetings, die Deinen Feierabend noch tiefer in die Nacht verschieben, wenn Du daran teilnimmst.
Kollegenzusammenhalt
Den gibt es zum Teil. Der Teamspirit wird aber durch Unternehmen und Führungskräfte torpediert, in dem Druck "von Oben" ungefiltert weitergegeben wird. Das führt dann in den Teams zu einem bizarren Stimmungsbild, auch wenn der überwiegende Teil der Kollegen wirklich in Ordnung ist.
Work-Life-Balance
Absolut nicht vorhanden. Eine Entscheidung für die KWS ist eine Entscheidung gegen das eigene Leben. Ich hatte noch nie so wenig Schlaf, soziale Kontakte und Freizeit wie hier. Etliche Meetings starten spätestens 08:30 morgens und die letzten Meetings hören zwischen 19:00 Uhr und 20:00 Uhr auf. Mein Handy war ab 21:00 Uhr auf stumm gestellt, trotzdem hatte mein regulärer Arbeitstag zwischen 12 und 14 Stunden.
(Mein Team war relativ jung trotzdem hatte fast niemand Familie oder Kinder, das war defacto auch nicht möglich.)
Vorgesetztenverhalten
Lokal betrachtet, ungeschickt bis schlecht ausgebildet. Das größte Problem war aber das jeder von jedem verfälschte Informationen bekommen hat, bis zu einem Punkt an dem sich niemand mehr vertrauen konnte. Jetzt und von außen betrachtet ist es mir vollkommen unklar wie Menschen so miteinander umgehen können.
Interessante Aufgaben
Theoretisch "ja" mit einem großen ABER. Es gibt keinerlei Deckungskraft zwischen der Stellenanzeige, dem Interview was man hatte und seinem späteren Job. Mir hat es trotzdem spaß gemacht, auch wenn die Position mir als strategisch verkauft wurden und dann einen administrativen Teil von 110 % (gemessen an einer 40h/Woche) hatte. Strategisch wirken konnte man eigentlich nur durch massiven Einsatz von Überstunden.
Gleichberechtigung
Familienunternehmen aus der "Provinz" im landwirtschaftlichen Bereich. Da sollte man keine hohe Erwartungshaltung mitbringen. Klassische Rollenbilder, niemand der sich outen würde, zum Teil fragwürdiger Umgang mit dem internationalen Kollegium.
Umgang mit älteren Kollegen
Es gab nicht viele ältere Kollegen an meinem Standort. Die genaue Altersstruktur ist mir nicht bekannt. Die hohe Fluktuation, wenig Perspektive und der willkürlich wirkende Umgang von Führungskräften innerhalb der Teams, führen zu kurzen internen Karrieren.
Arbeitsbedingungen
In Anbetracht dessen, dass das Unternehmen seine Leute ins Office kommen lässt, sehr rückständisch. Man hat keinen festen Schreibtisch und muss seine Sachen in (halb)durchsichtigen Plastikkisten aufbewahren. Im Büro gibt es nicht genug Bildschirme sodass man, je nach Glück, manchmal auch nur mit dem Laptop-Bildschirm arbeiten kann. Dazu gibt es ganz billige Kabelmäuse und die lautesten Tastaturen die ich je gehört habe. (Im Großraumbüro macht das richtig spaß! Man kann nicht mal telefonieren wenn jemand neben Dir gerade eine E-Mail schreibt.) Mauspads gibt es auch nicht, sodass den ganzen Tag die Holzplatten der Tische mit den Mäusen (von IKEA???) abgehobelt werden.
Ich hatte mich darüber mehrfach beschwert und mir dann schlussendlich meine eigene Hardware angeschafft, die dann geduldet wurde.
Das Büro ist aber schön, deswegen 2 Sterne statt 1.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Im Büro wurden alle Flächen komplett durchgeheizt, selbst dann noch als die Regierung zum Energiesparen aufgerufen hat (wegen der Ukraine-Krise). Hätte man bei uns im Büro Sand aufgeschüttet und Sonnenschirme aufgestellt, hätten wir Karibik-Flair gehabt, selbst in den Stockwerken in denen keiner gearbeitet hat. Absurd und Rücksichtslos!
Gehalt/Sozialleistungen
Kann gut sein, wenn man dem richtigen Geschlecht angehört. Ich habe dem falschen Geschlecht angehört und habe deswegen 30% weniger verdient als meine direkten Kollegen.
Wie gesagt, Familienunternehmen aus der "Provinz". Da gibt es Sachen die gibt es gar nicht.
Image
Die KWS ist relativ unbekannt wenn man nicht direkt aus der Branche kommt. Es ist viel Inszenierung und Glorifizierung mit dabei und wenn man hinter die Fassaden schaut ist nicht alles Gold was glänzt.
Karriere/Weiterbildung
Kann ich nicht beurteilen