Eine meiner schlimmsten beruflichen Erfahrungen
Gut am Arbeitgeber finde ich
Wenn man drin ist, hat man einen sicheren Job.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Ob man damit glücklich wird, hängt dann aber von jedem Einzelnen selbst ab.
Jede behördliche Entscheidung müssen zuständige Mitarbeiter und Vorgesetzte bestätigen. Um sich hier vornehmlich von allen Seiten abzusichern, kann dies Monate und sogar Jahre dauern. Sodass Wichtige Entscheidungen für die Stadt mitunter gar nicht getroffen werden können. Im Gegenzug ist man als Mitarbeiter aber einzig und allein vom direkten Vorgesetzten und seinem Gutdünken abhängig. Meiner Meinung nach ein Unding im Öffentlichen Dienst.
Verbesserungsvorschläge
Es wird mit dem Slogan "Arbeiten für die beste Stadt der Welt” geworben, um neue “Hauptstadtmacherinnen und Hauptstadtmacher" anzuwerben. Ich frage mich aber, wie die Berliner Verwaltung derart aufgebläht, es nicht schafft, diese Stadt auch nur ein wenig besser zu machen. An allen Ecken und Enden fehlt es hier doch. Statt immer nur auf neue Imagekampagnen zu setzen, sollte hier wirklich intensiv an der Stadt gearbeitet werden.
Arbeitsatmosphäre
Kollegen ok, aber toxische Atmosphäre aufgrund unfähiger Führungskraft
Kommunikation
Kommunikation auf gleicher Ebene hervorragend. Mit Vorgesetzten und anderen Verantwortlichen äußerst anstrengend. Man bemerkt immer ganz offensichtliche Hintergedanken. Man steigt nicht durch und ist immer auf der Hut, nichts "falsches" von sich zu geben. Erinnert mich sehr an meine Schulzeit im Ostberlin der 1980er Jahre.
Kollegenzusammenhalt
Auf gleicher Ebene meistens ok. Sollte man aber an "freiwilligen" Veranstaltungen außerhalb der Arbeitszeit nicht interessiert sein, kann es einem seitens der Führungskraft übel genommen werden. Man gilt dann schnell als "nicht teamfähig". - Gegenteilige Begriffe zu Teamfähigkeit sind übrigens Eigenständigkeit, Selbstvertrauen, Autarkie...
Work-Life-Balance
Eigentlich wie im ÖD üblich gut. Nur wenn es die Führungskraft nicht verstanden hat, dann eher schwierig.
Vorgesetztenverhalten
Fachliches Wissen in Ehren, aber nicht jeder ist aufgrund seines Fachwissens zur Führungskraft geboren. Schade, dass man hier so etwas erleben muss. Trotz Einarbeitung wurde ich nicht mit ausreichend Aufgaben versorgt. An manchen Tagen hatte ich nur eine einzige E-Mail zu beantworten, an anderen Tagen noch nicht einmal das. Dennoch wurde ich ständig von meiner Vorgesetzten auf unangenehme Weise kontrolliert. Beim Betreten meines Raums wurde alles mit Blicken abgescannt: Wo ist das Handy? Was trinkt er gerade? Was ist auf dem Monitor zu sehen? Womit beschäftigter er sich, wenn er keine Aufgabe hat? - Absolut toxisch! Und wenn ich spontane Fragen nicht korrekt beantworten konnte, wurde alles akribisch festgehalten, um es mir Wochen und Monate später vorwerfen zu können.
Interessante Aufgaben
Von fünf Wochenarbeitstagen hatte ich höchsten einen Tag wirklich etwas zu tun. Wenn man nicht viel tun möchte im Job, kann dies eine günstige Alternative sein. Wenn ich meine Zeit für Geld eintausche, ist mir das aber zu wenig.
Gleichberechtigung
Es gab hier in meiner Zeit eine landesweite Umfrage zu bestehendem Migrationshintergrund der Mitarbeiter. Seltsam nur, dass ich als einziger Migrant meiner Abteilung als erster in der Probezeit gehen durfte...
Umgang mit älteren Kollegen
Ich war auch der Älteste. Studenten und frische Absolventen lassen sich seitens der Führungskraft besser beeinflussen und formen. Wenn man bereits im Leben steht, seine Erfahrungen gemacht hat und persönliche Verantwortung trägt, ist man nicht mehr so leicht formbar. Dies kann als unbequem gelten.
Arbeitsbedingungen
Home-Office möglich, technische Ausstattung ok, auch für zu Hause. Räumlichkeiten bei der Behörde angenehm. Höhenverstellbare Tische. Aber Uralt-Telefon am Platz.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Irgendwie vorhanden. - Politische Entscheidungen und behördliche Prozesse (ein Thema für sich) verzögern aber das Meiste ins Unendliche, bzw. ins Unmögliche.
Gehalt/Sozialleistungen
ÖD, was soll man sagen. Es gibt aber keine Garantie, dass mach mit Masterabschluss höher als E 11 kommt.
Image
Image lässt sich produzieren. Die Wahrheit sieht meistens ganz anders aus. Würde ich also nicht überbewerten.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt diverse Möglichkeiten der Fortbildung, unter anderem die Verwaltungsakademie. Die Kurse, die ich besuchen durfte, waren aber in großen Teilen so schlecht und die Dozenten derart unfähig, dass ich fast gar nichts mitgenommen habe.