Ausbaufähige Vorbildfunktion in der Lehramtsausbildung
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Möglichkeit, sich berufsbegleitend weiterzubilden, ist positiv hervorzuheben. Man kann auch sagen, dass die Ausbilder im Rahmen ihrer Möglichkeiten hilfsbereit sind. Ein Bestandteil des Referendariats war auch ein Erste-Hilfe-Lehrgang. Das ergibt Sinn.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Hier verweise ich auf die unten erwähnten Ausführungen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Transparenz der Entscheidungen. Man hatte teilweise den Eindruck, dass die Kriterien, die zur Bewertung herangezogen werden, schwer vorhersehbar sind, auch wenn es Dokumente gibt, in denen Positivmerkmale beschrieben sind. Diese sind aber zum Teil sehr schwammig formuliert.
Verbesserungsvorschläge
Die Zentralisierung der beiden großen Seminarstandorte Halle und Magdeburg sollte in jedem Fall reflektiert werden, hier wären kleinere Standorte, die gleichmäßig im Land verteilt sind, für alle besser (siehe Hessen).
Das überbordende Anfertigen von Papierbergen, wie zum Beispiel bei Unterrichtsentwürfen, sollte auf ein erträgliches und sinnvolles Maß reduziert werden. Das spart Ressourcen, die man für die Weiterentwicklung von praktischen Fähigkeiten einsetzen könnte.
Beim Umgang mit Seiteneinsteigern sollte die Laufbahnverordnung für die Entscheidungsträger nicht nur als Handlungsempfehlung angesehen werden, sondern verbindlich umgesetzt werden - die Einhaltung dieser Verpflichtung sollte auch überprüft werden! Dazu zählt beispielsweise die Aufteilung des Ausbildungsunterrichts in eigenverantwortlichen und mentorengestützten Unterricht innerhalb der entsprechenden Ausbildungsphasen. Es kann auch nicht sein, dass einige Referendare im berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst vom ersten Tag an mit der eigenständigen Übernahme von Klassenleitungstätigkeiten überfordert werden. Das ist verboten!
Hinsichtlich der Vermittlung von Unterrichtspraxis sollte man sich an belastbare aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse orientieren und veraltete Glorifizierungen teils irrelevanter und kontraproduktiver Methoden wie "Lesen durch Schreiben" hinterfragen oder ablegen.
Der Ablauf der Seminare sollte strukturierter und zielorientierter erfolgen. Immerhin wird das ja auch von den Referendaren bei jedem Unterrichtsbesuch erwartet. Dabei sollten die Ausbilder auch mehr Input aus der Praxis in das Seminar geben und weniger, teilweise ineffiziente, Gruppenarbeiten als Methode heranziehen. Nicht jeder Mensch kann mit der reflexiven Seminardidaktik viel anfangen. Daher sollte man auch das Qualitätsmerkmal der Differenzierung im Seminar praktisch umsetzten.
Die Ausbilder
Die Ausbilder waren in Ordnung. Allerdings hatten sie teilweise sehr seltsame Vorstellungen von der Wirklichkeit. Es kann aber auch sein, dass sie gezwungen waren, unrealistische oder teilweise stark veraltete Konzepte umzusetzen. Die Rahmenbedingungen deuten jedenfalls darauf hin.
Spaßfaktor
Wer im Anhäufen von Bergen an Bürokratie in engen Zeitabständen Spaß empfindet, ist im Referendariat am LISA richtig. Andernfalls ist der Spaßfaktor eher gering. Man lernt aber in jedem Fall neue Leute kennen.
Aufgaben/Tätigkeiten
Die Fokussierung der seminaristischen Ausbildung liegt auf den Unterrichtsbesuchen. Alles andere ist relativ egal. Der Informationsgehalt innerhalb der Seminare scheint von Seminar zu Seminar unterschiedlich zu sein. Insgesamt erschien mir der Kompetenzzuwachs aber eher gering. Teilweise wird die Zeit auch einfach nur totgeschlagen.
Variation
Man springt oberflächlich von einem Thema zum anderen und wiederholt diese manchmal. Dafür ist teilweise innerhalb mancher Seminare kaum Struktur und Progression erkennbar.
Respekt
Der gegenseitige Respekt lag im Bereich des berufsspezifischen Durchschnitts.
Karrierechancen
Die Karrierechancen sind in dem Fall eher klar. Der Abschluss bescheinigt dem Kandidaten, dass er Lehrer werden könnte. Ob der Abschluss den Kandidaten zur Ausübung des Berufes befähigt, wird derjenige anschließend selber sehen, sofern er es nicht schon erkannt hat.
Arbeitsatmosphäre
Ich hatte den Eindruck, dass sich alle Mühe geben, den Stimmungspegel aufrechtzuerhalten und eine positive Grundhaltung an den Tag zu legen. Trotzdem nahmen emotionale Erscheinungen wie Frustration und Gereiztheit bei vielen Auszubildenden zu. Das förderte Abbruchtendenzen.
Ausbildungsvergütung
Die finanzielle Entlohnung für die grundständig ausgebildeten Referendare ist eher mickrig. Da haben es die Seiteneinsteiger ausnahmsweise (!) besser. Dafür müssen sie aber auch mehr arbeiten.
Arbeitszeiten
Um die ganzen Unterrichtsbesuche vorzubereiten, gehen Unmengen von wertvollen zeitlichen Ressourcen drauf. Das soll dem Ausbildungserfolg dienen und wird nicht weiter entlohnt.