Ohne Worte (Jobcenter Bad Homburg)
Gut am Arbeitgeber finde ich
Einige Kollegen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Siehe Verbesserungsvorschläge.
Urlaubsplanung war meist kurzfristig möglich.
Verbesserungsvorschläge
Meine Meinung: Abreißen und alles neu machen. Kompetenz vor politischer Zugehörigkeit setzen. Faule Eier rausschmeissen, regelmäßige und gezielte fachliche Weiterbildungen, die auch was bringen. Dienstwagen für Aussendienstmitarbeiter (diese müssen ihr Privatfahrzeug dienstlich nutzen und erhalten gerade mal 20 €/Cent Kilometerpauschale), verpflichtende Seminare für Führungskräfte zu den Themen Mitarbeiterführung, Mitarbeitermotivation, Sozialem Verhalten, Empathie. Karrieremöglichkeiten ohne Seilschaften und Klüngelei ermöglichen, dem politischen Auftrag, Hilfebedürftigen einen nachhaltigen Wiedereinstieg in Arbeit zielgerichtet zu ermöglichen endlich umzusetzen. Eine funktionierende Möglichkeit schaffen, Sozialbetrug auf die Schliche zu kommen. Sinnvolle und zielgerichtete Wiedereingliederungsmaßnahmen erarbeiten. Aufhören, Steuergelder für sinnfreie Qualifikationen und Maßnahmen bei Trägern, die lediglich den Namen tanzen und Ringelpiez mit Anfassen beinhalten, zu verschwenden.
Eine gescheite Personalplanung zur Bewältigung das Arbeitsvolumens und der Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und -motivation.
Arbeitsatmosphäre
Ich erhielt den Eindruck, dass die Arbeitsatmosphäre von Gleichgültigkeit gegenüber den Arbeitnehmern und Kunden geprägt ist. Was zählt scheint der persönliche Machterhalt, bzw. das Festsitzen im eigenen Sessel zu sein. Lästereien bis fast zum Mobbing gehören meiner Meinung nach zur Untertnehmenskultur. Nur nach außen hin muss alles Sonnenschein sein, da große Angst vor negativen Schlagzeilen in der Presse vorherrscht.
Selbstständiges Denken erschien nicht erwünscht. Jeder Pups wird durch eine Dienstanweisung geregelt. Es werden dressierte Hunde und keine mündigen Mitarbeiter gezüchtet, weil so gewollt.
Kommunikation
Die Kommunikation über die Hirarchien hinweg ist zwar durchaus gegeben, nur verlässlich ist diese nicht. Was morgens gilt, kann nachmittags schon wieder obsolet sein, ohne das es einem mitgeteilt wurde. Es schwirren mehrmals wöchentlich etliche Dienstanweisungen per Mail durch die Gegend, die oftmals jedoch unausgegoren sind und mehr Fragen als Antworten aufwerfen, die Arbeitsabläufe unnötig verkomplizieren, den Handlungsspielraum und somit auch einen großen Teil des Ermessens auf Null reduzieren.
Kollegenzusammenhalt
Je nach dem in welchem Team man landet, kann es durchaus einen richtig guten Kollegenzusammenhalt geben. Ist auch logisch, da man häufig nur so die wirre und vordergründig von Aktionismus geprägte Organisation und das Verhalten der Spitze nach unten ertragen kann. Dennoch muss man immer vorsichtig sein, da es in jedem Team mindestens eine Person zu geben scheint, deren Hauptinteresse darin liegt, alle anderen schlecht dastehen zu lassen, indem Unwahrheiten und teilweise sogar Rufmordgerüchte in Umlauf gebracht werden. Wichtig hierbei zu wissen ist, dass eine klare 2-Klassengesellschaft existiert (Beamte vs. Nichtbeamte). Wer einen Beamtenstatus besitzt, hat mehr oder weniger Narrenfreiheit und ist - zumindest von Seiten der Nichtbeamten - unantastbar. Dies äußert sich u.a. dann auch im Umgang von Beamten zu Nichtbeamten.
Work-Life-Balance
Es herrscht Gleitzeit und somit ist eine Work-Life-Balance durchaus möglich. Jedoch ist im Bereich des Jobcenters das Arbeitsvolumen derart hoch, dass man schlichtweg keine Kraft mehr nach der Arbeit hat, um am Leben wirklich noch teilzunehmen. Viele Mitarbeiter leiden unter chronischen Belastungskopfschmerzen. Ein nicht unerheblicher Teil zeigt klare Burnout-Symptome. Es herrscht daher auch wenig verwunderlich eine hohe Krankheitsrate (teilweise über mehrere Wochen und sogar Monate am Stück).
Vorgesetztenverhalten
In der Regel sind die Vorgesetzten Beamte. Daher gilt gegenüber Nichtbeamten ein zwar nach außen hin durchaus freundlicher Ton, der sich bei genauerer Betrachtung für mich und viele meiner Kollegen jedoch als Grinsen und **** -Denken herausstellt. Zudem fehlt es 99% der Vorgesetzten an angemessenem Sozialverhalten, Empathie und vorallem an Führungsqualitäten. Man könnte fast meinen, man wäre bei der Bundeswehr im Jahrer 1965 gelandet. Ständige Kritik und die Machtausübung durch subtiles Hinweisen auf einen Jobverlust sind das Mittel erster Wahl zur Mitarbeitermotivation. Es gilt der Grundsatz: nicht gemeckert ist schon gelobt.
Interessante Aufgaben
Am Anfang ist alles neu und daher auch spannend. Jedoch ist aufgrund der unzähligen Dienstanweisungen kaum ein freies Arbeiten möglich, da es nur wenig Handlungsoptionen gibt. Nach kurzer findet man sich in einem Hamsterrad wieder, dass sich endlos und immer schneller dreht.
Gleichberechtigung
Ja, die gibt es. Lustigerweise ist die Führung des Kommunalen Jobcenters in Bad Homburg fest in weiblicher Hand. Wenig überraschend ist der Frauenanteil bei den Mitarbeitern deutlich höher als der männliche Anteil. Insofern herrscht eine teilweise unglaubliche Stutenbissigkeit vor, die zum Glück jedoch vor den wenigen männlichen Mitarbeitern meist Halt macht. Eine geschlechterunabhängige Gleichberechtigung scheint dennoch vorhanden.
Umgang mit älteren Kollegen
Ältere Kollegen sind meist Beamte und bieten somit wenig Angriffsfläche. Insofern wird mit ihnen meist auch gut umgegangen.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen sind der Arbeitsatmosphäre gleich. Man sitzt in schmucklosen Büros. Die IT ist häufig veraltet. Bis die IT einem mal einen Drucker einrichtet kann es schon 2 Tage dauern. Ein neuer Toner für den Drucker ließ einmal sogar 2 Wochen auf sich warten. Man lernt schnell Post-Its zu schätzen. Neue Kollegen warten auch durchaus schon mal 1 Woche auf einen Systemzugang. Arbeitsmittel müssen per Formular über den Vorgesetzen/die Vorgesetzte in der Regel mit einigen Tagen Vorlauf beantragt werden. Gehen einem also Büroklammern aus, der Locher geht kaputt, der Tacker hat keine Munition mehr etc., bleibt häufig übergangsweise nur der Weg zu den Kollegen. Wer Wasser möchte bringt es sich mit od. kann aus dem Wasserhahn trinken. In der Kaffeeküche stehen im Schnitt 5-8 Kaffeemaschienen pro Flur, die von Privat mitgebracht und somit auch nur privat genutzt werden können. Zumindest gibt es einen Kühlschrank und eine Mikrowelle für alle und einen Spüle. Den Spüllappen und das Spülmittel muss man sich aber selbst mitbringen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Mir kam es so vor, dass als öffentliche Behörde dieser Punkt nicht auf der Agenda der "Heeresführung" zu stehen scheint. Es wird gedruckt und kopiert, was das Zeug hält. Natürlich alles in doppelter und häufig auch in 3-facher Ausführung. Paperless Office ist ein Fremdwort. Man Arbeitet noch mit simplen Handakten. Die e-Akte ist zwar seit Langem geplant. Die Einführung hat sich jedoch über Jahre hinweg verlässlich und wenig überraschend verschoben. Angeblich soll ab Herbst diesen Jahres endlich ein Go-Live stattfinden. Wer mal 1200 Seiten am Stück in einem 15qm-Büro ausgedruckt hat (Laserdrucker s/w), der lacht über die Feinstaubbelastung durch Dieselfahrzeuge.
Gehalt/Sozialleistungen
Es gilt der Tarif des öffentlichen Dienstes. Witzigerweise heisst das aber nicht, dass jeder für die gleiche Aufgabe und gleiche Position auch das gleiche Gehalt bekommt, obwohl dies so vorgesehen sein sollte. Gehaltszusagen entpuppten sich in nicht wenigen Fällen nur als Lippenbekenntnisse bzw. als Lockvogel zur Vertragsunterzeichnung. Im Vertrag selbst wird lediglich der Basistarif erwähnt. Zb. bei der Gehaltsstufe 9, die weitere Unterstufen von a-c hat, die wiederum in Stufen von 1-5 unterteilt sind, steht nur Stufe 9 nach TVöD im Vertrag. Hat man sich also im Vorstellungsgespräch auf ein Gehalt von 9 c, Stufe 3 geeinigt, steht dennoch nur Stufe 9 nach TVöD im finalen Vertrag. Was man letztendlich bekommt, zeigt die Lohnabrechnung.
Es ist auch nicht selten vorgekommen, dass Mitarbeiter letztendlich deutlich weniger erhalten haben, als vereinbart.
Sozialleistungen gibt es keinen nennenswerten.
Image
Unterirdisch. Ein Lob sucht man auf den Sozialen Netzwerken in der Regel vergeblich. Das Klientel, sprich die Arbeitssuchenden, sind durch die Bank weg unzufrieden bis teilweise richtig wütend ob der vielen Fehler und meiner Meinung nach Unfähigkeiten bei der Antragsbearbeitung und einer vielleicht sogar gewollten Zermürbungstaktik vieler Mitarbeiter gegenüber den Hilfebedürftigen.
Karriere/Weiterbildung
Ich bekam den Eindruck, welcher mir auch von vielen Kollegen bestätigt wurde, dass wenn man das richtige Parteibuch hat oder mit jemandem gut kann, der das richtige Parteibuch besitzt oder schlichtweg verwand, liiert oder was auch immer mit einem Entscheidungsträger/einer Entscheidungsträgerin ist, der kann durchaus einen kometenhaften Aufstieg hinlegen. Das wichtigste Kriterium für eine karrieretechnische Weiterentwicklung scheint nicht die Arbeitsqualität oder die Kompetenz zu sein, sondern die Fähigkeit stoisch ohne Fragen und vorallem ohne Kritik seinen Job zu machen, bzw. so zu tun. Wenn man dann noch die richtigen Leute kennt und diese von der eigenen erfolgreichen Arbeitsdressur überzeugen konnte, steht einem ein Wechsel in ein interessanteres Aufgabengebiet, einer Befürderung zur Teamleitung und weiter kaum etwas im Wege.