In vielerlei Hinsicht eine tolle Arbeit, aber mit großen Problemen.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Wenn man das Ganze drumherum ausblenden kann, dann kann die Arbeit vor Ort mit den KlientInnen sehr erfüllend sein. Es gibt jeden Tag Grund zur Freude und Anlass zum Lachen. Bei welchem Job wird einem schon täglich von KlientInnen gesagt: "Ich mag dich"...
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
An strukturellen Fehlentscheidungen wird zu lange festgehalten. Autoritärer Führungsstil der pädagogischen Leitung. Entscheidungen werden zu sehr davon beeinflusst, dass die Leitung toll da stehen möchte, aufgrund einer gefühlten Konkurrenzsituation zu den anderen oberbayerischen Lebenshilfen. Es wird teilweise ein irres Tempo vorgegeben.
Verbesserungsvorschläge
Googlen nach "sunk cost fallacy" um zu verstehen, warum an strukturellen Fehlentscheidungen so lange festgehalten wird.
Die Stimmen der Mitarbeiter ernst nehmen. Ich habe es erlebt, dass Zustandsbeschreibungen durch Führungskräfte sehr geschönt werden und sich die Probleme vor Ort dann nur türmen.
Arbeitsatmosphäre
Leidet sehr darunter, dass wir zu einer Einrichtung wurden, in der nicht geschlossen und entschlossen gehandelt wird, wenn MitarbeiterInnen von Straftaten durch Klienten betroffen waren (Nötigung mit körperlicher Gewalt, mehrere Diebstähle). Aufgrund der persönlichen Überforderung und schweren pädagogischen Fehlentscheidungen durch eine mir gleichgestellte Führungskraft, wurden diese Probleme nicht angegangen.
In meinem Team hatten wir, nur für uns genommen, eine herausragende Arbeitsatmosphäre, in der sich alle gegenseitig unterstützen, sowie Vertrauen ineinander.
Kommunikation
Unsere Teamsitzungen waren immer produktiv, konstruktiv und lösungsorientiert. MitarbeiterInnen fühlten sich meistens frei Kritik zu üben und Dinge zu hinterfragen.
Bei Großteams, also der Anwesenheit aller Einrichtungsmitarbeiter, war leider ein Teil der KollegInnen zu eingeschüchtert, um offen zu sagen, was sie denken.
Die Einrichtungsleitung war bei Teamsitzungen so gut wie nie anwesend. Daher war ich in einer Sandwich Position, also Überbringer von Botschaften in die eine oder andere Richtung.
Kollegenzusammenhalt
Top in meinem Team. Bessere Teamplayer als meine KollegInnen kann man sich nicht wünschen.
Leider war ich zum Schluss die einzige der drei Führungskräfte, die für Zusammenhalt unter den KollegInnen gesorgt hat. Die großen Probleme im anderen Team haben mein Team mit belastet.
Work-Life-Balance
Es ist in diesem Berufsfeld schwierig, da Betreuung rund um die Uhr stattfindet und man auch einspringen muss, wenn KollegInnen krank werden. Es wird möglich gemacht, private Termine wahrzunehmen. Jeder wünscht sich, mehr freie Wochenenden zu haben. Je nach Qualität der Dienstpläne und Außmaß des Mitarbeitermangels sind es 0-3 freie Wochenenden pro Monat.
Vorgesetztenverhalten
Völliges Führungs- und Haltungsvakuum, seitdem die Fehlentscheidung getroffen wurde, eine Einrichtungsleitung für 3 räumlich getrennte und unterschiedliche Einrichtungen zu installieren, anstatt eine Führungskraft präsent zu haben.
Das ging nur so lange gut, wie wir in meiner Einrichtung alle an einem Strang gezogen haben. Anderthalb Jahre nach der Abschaffung der präsenten Leitungsstelle war dies nicht mehr der Fall. Als Führung und Haltung durch die Einrichtungsleitung benötigt und eingefordert wurden, wurde sie mir und uns verweigert.
Leider wird durch meine Leitung bis heute der Grund für die Probleme in meiner Einrichtung nicht ernst genommen, sondern sogar bagatellisiert. In mehreren gescheiterten Vermittlungsgesprächen wurde nur um den heißen Brei herum geredet. Die Einrichtungsleitung war in diesen Gesprächen überfordert.
Interessante Aufgaben
Die Arbeit mit den KlientInnen macht umheimlich viel Sinn und Freude. Man kann viel im Leben der Menschen bewegen und ermöglichen, dass sie so selbstbestimmt und angstfrei wie möglich Leben können.
Zeitweise hatten wir eine Personalsituation, die uns Projekte und besondere Ausflüge ermöglicht hat.
Gleichberechtigung
Geschelchtsidentifikation spielt keine Rolle dabei, ob MitarbeiterInnen Aufstiegschancen haben und ob sie im Team aktzeptiert werden. Es kommt hier wirklich auf den Charakter an.
Umgang mit älteren Kollegen
Das Alter spielt keine große Rolle. Wir hatten KollegInnen, die im höheren Alter eingestellt wurden und die sehr wertvolle Arbeit geleistet haben. Grundsätzlich ist die Arbeit körperlich belastend, das muss einem klar sein.
Arbeitsbedingungen
Inzwischen ist die Einrichtung nicht mehr komplett barrierefrei. Technik ist störanfällig.
Gehalt/Sozialleistungen
Kommt sehr darauf an, wie viel Glück man mit der Wohnungssituation hat. Für mich persönlich ist es ok.