Viel Potential wird verschenkt
Gut am Arbeitgeber finde ich
Produkt, Kollegen und die Flexibilität im Alltag. Es kann total gut tun in dieses Umfeld zu kommen und es gibt durchaus positive Dinge im Arbeitsalltag derer man sich immer wieder bewusst werden muss. Das Kollegium ist untereinander sehr wertschätzend und aufgeschlossen und es ist trotz hoher Fluktuation gut möglich Anschluss zu finden. Projektreisen sind ein Highlight, der Mehrwert durch den Verein ist super.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Das Gehalt steht in keinem Verhältnis zu der vorgegebenen Zielsetzung die übrigens eher eine Zielvorgabe ist an der nicht ernsthaft verhandelt werden kann. Das Gehalt muss zwingend angepasst werden und darf nicht mit dem "Social Business"-Ansatz gedrückt werden. Der Erfolg kommt hier mit dem Social Business und verdient eine Beteiligung der Mitarbeitenden daran wie in jedem anderen Unternehmen auch.
Die Bewertungen hier seit Juni wirken zudem sehr seltsam. Das hilft sicher nicht der Glaubwürdigkeit.
Verbesserungsvorschläge
Gebt den Mitarbeitenden ernsthafte Anreize und ehrliche Kommunikation. Es muss möglich sein mit dem Unternehmen zu wachsen, sich finanziell so verbessern zu können dass man davon langfristig leben kann. Das Unternehmen muss erwachsen werden und für seine Mitarbeitenden Verantwortung übernehmen. Wachstum ist natürlich aber ohne Kommunikation wieso die Planzahlen so hoch gesetzt werden wird krasser Frust erzeugt, die Kapazitäten sind hier einfach nicht unendlich. Und zeigt bitte häufiger Wertschätzung für das bereits erreichte anstatt nur panisch auf die nächsten Zahlen zu schauen und Druck zu machen. Die Zielsetzung sollte nicht von oben anhand nicht begründeter Wachstumsziele vorgegeben werden sondern individuell an der Leistung der Mitarbeiter*innen festgelegt werden und erreichbar sein, sodass derjenige motiviert in den Tag start kann, wissend seine Ziele bei vernünftiger Arbeit zu erreichen oder überperformen zu können.
Arbeitsatmosphäre
Im Vertrieb ist man die meiste Zeit "allein" unterwegs. Dabei hat man natürlich Kontakt mit den Kunden in den Märkten. Die Kontakte sind in der Regel freundlich aber auch unfreundliche Mitarbeitende bei den Kunden muss man abkönnen. Unter den Kolleg*innen sollte man regelmäßig telefonieren um im Austausch zu bleiben sonst wird es schnell einsam. Die Mitarbeitenden bei Lemonaid sind der größte Bonus den man hier bekommt. Nett, freundlich und wegen des guten Zwecks dabei - Der Spirit wenn man aufeinander trifft ist immer gut. Im Kontakt mit der Führung gibt es viele Veränderungen. Der Druck wird größer und wenn man alles zu 100% nach Wunsch erfüllen möchte macht man sich kaputt. Man muss für sich einstehen und manchmal den Kopf zu machen.
Kommunikation
Aus der Geschäftsführung kommt leider gar nichts. Und das bei einem Unternehmen, dass eigentlich von einer Vision leben sollte für die die meisten guten Leute hier anfangen. Hier wird das größte Potential verschenkt das dieses Produkt und die Mitarbeitenden haben. Wenn man auch seiner Führungsebene nicht viel Kommunikation an die Hand gibt, wo soll sie dann herkommen? Es wird zumindest in der direkten Zusammenarbeit in der Abteilung versucht was besser zu machen, das ist zu merken und besonders die Regionalleitung gibt sich hier wirklich Mühe. Abteilungsübergreifend passiert hier allerdings nichts, der Flurfunk muss Ersatz leisten und das ist meistens nicht die konstruktivste Kommunikation.
Kollegenzusammenhalt
Das Kollegium ist wohl das größte Incentive das Lemonaid zu bieten hat. 1 mit Sternchen. Leider ist die Fluktuation so immens hoch, dass man bei Firmenevents nach einem Jahr nur noch die hälfte kennt.
Work-Life-Balance
Hier hat sich viel verändert. Da es einen variablen Gehaltsanteil gibt wird der Arbeitsaufwand stark über die vorgegebenen Ziele gesteuert. In vielen Regionen wäre die Bewertung bei einem Stern wenn man diese erreichen möchte. Es gibt aber auch bessere und schlechtere Zeiten in der Hinsicht, wobei der Druck bisher immer nur größer wurde und nicht mehr zurückgegangen ist. Dafür kann man sich den Tag selbst planen und man ist für sich selbst verantwortlich, die Arbeitszeiten sind flexibel es passt auch mal ein Arztbesuch zwischendurch rein und man muss sich nicht rechtfertigen. Verpasste Ziele führen auch nicht dazu, dass man sich grämen muss, gibt aber halt keinen Bonus den man eigentlich braucht für ein Minimumgehalt. Die Entwicklung ist hier aber klar negativ und für das Gehalt absolut nicht zu rechtfertigen. In Gesprächen mit Außendienstler*innen anderer Firmen bemerkt man schnell: Kein Konkurrent macht so viele Kundenbesuche wie Lemonaid. Beobachtet man hier die Regionalleiterebene (bewusst nicht gegendert) wird es noch viel schlimmer und es wird erwartet, dass man an Werktagen komplett dem Arbeitgeber gehört und immer gesprungen wird wenn was ist.
Vorgesetztenverhalten
Aus der Geschäftsführung heraus gibt es keinerlei Kommunikation an die Mitarbeitenden ausser einer Präsentation zum Sommerfest bei der klar zu merken ist welche Abteilung gerade von der Führung gemocht wird oder eben nicht und das liegt natürlich gerade daran wie die Zahlen sind. Im direkten Miteinander begegnete man mir immer menschlich aber ohne besonderes Interesse. Kritik und Feedback ist natürlich erwünscht, die große Problematik ist hier nur die Einbettung in den Alltag, die Kommunikation ist dabei oft unglücklich. Ich habe nach der Einarbeitung nie wieder eine Mitfahrt durch einen Vorgesetzten erlebt. Hier hätte man die Möglichkeit und auch die Pflicht mit seinen Mitarbeitenden auf Augenhöhe Potentiale im Verkauf zu erkennen, zu motivieren, neue Impulse zu geben und neue kurzfristige Zielsetzungen zu formulieren um zu fordern und zu fördern. Stattdessen wird die komplette Verantwortung über das Vertriebsgebiet den Botschafter*innen zugewiesen und nur dann gehandelt wenn mal schlechte Zahlen zu sehen sind anstatt sich an die eigene Nase zu fassen, dass auch die Führungskraft der Verantwortung über das Gebiet gerecht werden muss. Flache Hierarchien nehme ich btw nicht wahr.
Interessante Aufgaben
Da keinerlei interessante Aufgaben weitergegeben werden hat man wenig Möglichkeiten den Arbeitsalltag spannend zu gestalten. Das positive im Vertrieb ist, dass man "draußen" unterwegs ist sodass man eine gewisse Eintönigkeit der Aufgaben schon überwinden kann. Durch die vielen Gespräche die man mit Kunden führt ist der Tag zumindest nie ganz gleich. Es gibt so viel Potential in den Mitarbeitenden das man mit Delegation von Aufgaben aktivieren könnte aber es bleibt schlicht ungenutzt.
Gleichberechtigung
Die Frage ist hier an welchen Maßstäben Lemonaid sich messen muss. Im Vergleich zu vielen anderen Unternehmen ist man hier sicherlich weiter was bestimmte Themen angeht, zumindest in der Theorie ist man sich vieler Probleme bewusst. In der Realität ist das Kollegium wenig Divers im deutschen Team. Mein Eindruck ist, dass es bei den Internationals besser funktioniert. zudem sind in meinem Team fast nur Männer unterwegs, im Büro hingegen ist der Frauenanteil sehr hoch. Wenn Lemonaid sich an den eigenen moralischen Ansprüchen in der Außendarstellung und Wahrnehmung messen muss ist hier noch viel Potential für Verbesserungen.
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt im Grunde keine wirklich alten Kollegen. Die die da sind werden im Alltag behandelt wie jeder andere auch. Nichtsdestotrotz hat man den Eindruck dass die Führung für das hippe Image lieber auch ein junges Team hat und damit gibt es definitiv Nachholbedarf in diesem Bereich.
Arbeitsbedingungen
Laptop, Smartphone und Auto sind mittlerweile sehr gut ausgestattet, man kann mit der Leitung und dem Innendienst super absprechen was man braucht und in der Regel ist hier immer alles möglich gewesen. Salesforce als CRM ist auf sehr hohem Niveau.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Sozialbewusstsein: Top im Bereich Lieferkette (Fair Trade und darüber hinaus engagiert) und Vereinsarbeit.
Umweltbewusstsein: An vielen stellen wird viel probiert. (Elektro-Autos wo es bereits Sinn macht, moderne Abfüllanlage etc.) Dennoch ist die Grundlage des Unternehmens eben Fair-Trade Rohstoffe aus dem globalen Süden zu importieren um diese in Fair-Trade Produkten in Europa und vielen weiteren Ländern zu verkaufen. Dazu werden viele Rohstoffe und schwere Glasflaschen um die Welt geschippert, was sicherlich nicht Umweltschonend ist. Hier wird der Wandel sozialer Ungerechtigkeiten über das Umweltbewusstsein gestellt aber das ist Konzeptmittelpunkt und für mich absolut vertretbar, denn nicht jeder kann jeden Kamp kämpfen. Catering das Lemonaid stellt ist immer rein vegan und Verbesserungsvorschläge werden idR ausprobiert. Glas-Mehrweg und Keramikprodukt sind auch eine wichtige Umweltentscheidung im Produktdesign.
Gehalt/Sozialleistungen
Ich kann mir Lemonaid eigentlich nicht mehr leisten. Zusätzlich zu den 5 cent pro Flasche kann man sagen, dass die Mitarbeitenden hier auch einen Preis zahlen. In dieser Position wahrscheinlich ca 10.000 € brutto im Jahr zum Branchendurchschnitt. Nur weil ein großer Konkurrent ebenfalls schlecht zahlt ist das keine ordentliche Rechtfertigung für diese Gehälter, denn die meisten zahlen mehr für deutlich geringere Ziele. So wie jetzt ist es nur schwer möglich in diesem Unternehmen alt zu werden und in teureren Metropolregionen eine durchschnittliche Miete und eine Familie zu finanzieren.
Image
Das gute Image macht das Unternehmen natürlich aus. Im Umgang mit den eigenen Mitarbeitenden muss hier einiges aufgearbeitet werden und die Geschäftsführung täte gut daran die Machtkritik die wir in der Projektarbeit gut bedenken auch in der direkten Umgebung zu reflektieren.
Die Vereinsarbeit und das Produkt sind wirklich auf sehr hohem Niveau.
Karriere/Weiterbildung
Neben dem Gehalt ist wohl der größte Kritikpunkt dass Mitarbeitende in diesem Unternehmen absolut nicht gefördert werden. Freunde von Führungskräften haben eindeutig die besseren Aufstiegschancen.