Nur eine Übergangslösung
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das Gehalt wird pünktlich gezahlt. In guter Erinnerung bleiben auch die gelegentlichen Betriebsausflüge und –reisen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Mangelnder Respekt gegenüber den MitarbeiterInnen und ihren Bedürfnissen; Kontrollzwang und daraus resultierende Spannungen innerhalb des Teams
Verbesserungsvorschläge
• Veränderung durch Einsicht: Die Arbeitsabläufe und Normen, die zur Gründungzeit der Stiftung aktuell waren (wie die alte Rechtschreibung), haben sich in der Zwischenzeit verändert. Das Akzeptieren dieser Tatsache und eine Offenheit gegenüber frischen Ideen würde das Image der Stiftung verbessern
• Ein respektvoller Umgang gegenüber den MitarbeiterInnen und konstruktives Feedback würden sich positiv auf das Arbeitsklima auswirken
• Den MitarbeiterInnen Freiräume gewähren. Nur so gelingt eine erfolgreiche Entfaltung im Beruf – das soll vor allem in der Kunst, wo die Freiheit der menschlichen Vorstellungskraft zelebriert wird, selbstverständlich sein
Arbeitsatmosphäre
Das Arbeitsklima ist geprägt von Anspannung und Druck, was sich sowohl negativ auf die eigene Arbeit als auch das kollegiale Miteinander auswirkt. Das vom Vorstand vorgeschriebene Regelwerk ist Gesetz – egal, wie anachronistisch es aus heutiger Sicht erscheinen mag. So wird beispielsweise jede Email ausgedruckt, zur Begutachtung im Sekretariat ausgestellt und gegebenenfalls vom Vorstand handschriftlich korrigiert. Jeder Fehler wird damit öffentlich zur Schau gestellt, was wiederum zu zwanghafter Selbstkontrolle führt. Man überlegt sich zweimal, wie man seine Aufgaben erledigt, ehe man überhaupt damit angefangen hat. Entsprechend ineffizient ist der Arbeitsfluss: man muss permanent Rücksprache mit den KollegInnen halten, um Kritik zu vermeiden. Diese sind jedoch teilweise nicht immer bereit, für Rückfragen zur Verfügung zu stehen. Selbständige Arbeit und Eigeninitiative – Qualitäten, die sonst positiv bewertet werden – sind hier fehl am Platz. Dies kann der beruflichen und persönlichen Entwicklung langfristig schaden.
Kommunikation
Man muss hier zwischen der Kommunikation auf offizieller und inoffizieller Ebene unterscheiden. Nach außen hin – und in formalen Belangen des Arbeitsverhältnisses – pflegt die Stiftung einen sehr guten Ruf. Hier erfolgt sowohl schriftliche als auch mündliche Kommunikation stets zuverlässig, was ein Bewerbungsverfahren ungewöhnlich transparent gestaltet. Ist man dann jedoch in der Position, Arbeitsanweisungen zu erhalten, variiert der Ton von sachlich bis cholerisch – je nach Laune des Vorstands. Was Mitarbeitergespräche angeht, hat sich die Situation seit dem letzten Eintrag verbessert. Diese finden nun angekündigt statt und geben genügend Raum für Kritik seitens des Arbeitnehmers. Damit wird zumindest theoretisch eine Grundlage für Veränderung geboten; ob diese jedoch praktisch umgesetzt wird, ist fragwürdig.
Kollegenzusammenhalt
Je nachdem, in welchem Bereich man arbeitet, variiert der Kollegenzusammenhalt. Jeder ist sich des Drucks auf Vorstandsebene bewusst, doch wie damit umgegangen wird, hängt von einem selbst ab. Manche KollegInnen solidarisieren sich untereinander und helfen sich gegenseitig, andere übernehmen selber die Kontrolle und überwachen alle offenen Arbeitsvorgänge. Entsprechend schwankt die Teamdynamik: man sitzt im selben Boot und doch ist man einsam. Nichts versinnbildlicht diese Stimmung besser, als die weitgehend wortlosen Mittagspausen, wo man zusammen allein das tägliche Pausenbrot isst.
Work-Life-Balance
Die lange Anfahrtszeit und die schlechte Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel wirken sich besonders negativ auf die Work-Life-Balance aus. Durch die Intensität der angespannten Arbeitsatmosphäre ist es zudem schwierig, nach Feierabend abzuschalten.
Vorgesetztenverhalten
Wer Diplomatie und konstruktive Kritik erwartet, wird hier enttäuscht. Ob mündlich oder schriftlich, die Unzufriedenheit des Vorstandes bekommt man in direktem Ton zu spüren.
Interessante Aufgaben
An und für sich sind die Aufgaben anspruchsvoll und interessant. Allerdings ist man in der Freiheit, wie man diese erfüllt, stark eingeschränkt. Die Rechercheergebnisse müssen nach einem spezifischen Muster im Datenbanksystem eingetragen werden, welches jedoch aufgrund der hohen Fluktuationsrate des Personals nicht einheitlich definiert ist. Folglich wird in stundenlangen Besprechungen aufs Neue debattiert, welche Angaben wo auf welche Weise gemacht werden. Dies hemmt die Effizienz der Arbeit, ebenso wie die Tatsache, dass das Recherchematerial in der Forschungsbibliothek nur für langjährige Kenner leicht zugänglich ist. Bis man in einer Bibliothek ohne Inventarnummern das gewünschte Buch gefunden hat, ist die Motivation für die eigentliche Aufgabe bereits verflogen.
Gleichberechtigung
Männer und Frauen werden gleich behandelt; wie es bei der Vergütung aussieht, ist unbekannt.
Umgang mit älteren Kollegen
Jüngere und ältere KollegInnen werden gleich behandelt; wie es bei der Vergütung aussieht, ist unbekannt.
Arbeitsbedingungen
Neben dem, was bezüglich der Räumlichkeiten und Pausenordnung bereits geschildert wurde, ist hier der penetrante Rauchgestank zu betonen. Der Vorstand nimmt sich die Freiheit, in Anwesenheit der MitarbeiterInnen zu rauchen. Umgekehrt wird es den MitarbeiterInnen aufgrund von „Geruchsbelästigung“ untersagt, ein warmes Mittagessen zu sich zu nehmen.
Es wird viel Wert auf Sauberkeit und Ordnung am Arbeitsplatz gelegt (was grundsätzlich positiv ist). Problematisch wird dies, wenn solche Standards zum Großteil von den eigenen MitarbeiterInnen anstatt von einer Reinigungskraft aufrechterhalten werden sollen. So leisten diese abwechselnd am Ende jedes Arbeitstages etwa eine Stunde Innendienst: dazu gehört beispielsweise die Reinigung der Kaffeemaschine, das Entleeren aller Mülleimer oder das Wechseln der Hand- und Küchentücher. Selbst, wenn die Reinigungskraft da war, steht diese Routine auf der Tagesordnung. Wer arbeitet, um zu dienen, mag damit einverstanden sein.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Die Tatsache, dass in Anwesenheit der MitarbeiterInnen geraucht wird, zeugt vom mangelnden Sozialbewusstsein des Vorstands. Es wird auf Mülltrennung geachtet und darauf hingewiesen, Papier zu sparen. Kontraproduktiv ist in dieser Hinsicht jedoch das oben erwähnte Ausdrucken von Emails.
Gehalt/Sozialleistungen
Wie bereits in den anderen Beiträgen erwähnt wurde, sind die Gehälter beziehungsweise das Honorar niedrig. Jahre des Studiums zahlen sich hier finanziell nicht aus.
Image
Das nach außen getragene seriöse Image wird hinter den Kulissen leider nicht verwirklicht. Wer dies erkennt, zieht logischerweise die Konsequenzen und kündigt.
Karriere/Weiterbildung
Man hat die Stelle, die man hat – ein Wechsel in einen anderen Tätigkeitsbereich ist möglich, bedeutet aber nicht immer unbedingt eine „Beförderung“ im klassischen Sinne. Sucht man eine Stelle, in der man den Rest seiner Kunsthistorikerlaufbahn (wo unbefristete Beschäftigungsverhältnisse bekanntlich leider rar sind) „absitzen“ kann, ist man hier richtig. Ist man ein Querdenker, der berufliche und persönliche Weiterentwicklung sucht – sei es in Form von Fortbildungen oder neuen Projekten – schaut man sich besser anderweitig um. In diesem Fall sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es sich hierbei nur um eine Übergangslösung handelt.