Hohe Ambitionen und der schöne Schein
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Energiewende braucht viele Hände und Köpfe die mithelfen. Die Standards für die Arbeitsbedingungen sind sehr modern.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Große Kluft zwischen oberer Führung und Belegschaft. Zwischen den idealisierten Kultur- und Marketingbotschaften und der eigenen Inszenierung als Markenbotschafter auf Linkedin wird so mancher Manager aus Erwartungsdruck zum Persönlichkeitsschauspieler. Andere bewerten sie nach ihren Taten, sich selbst nach ihren Absichten.
So geht keine Führung. Von Rhetorik und Business-Phrasen geprägte Kommunikation.
Verbesserungsvorschläge
Weniger Tamtam um die eigene Bedeutung und Großartigkeit, mehr Mut zum Zeigen von Schwächen. Manager/innen, wenn ihr euch nicht wahrhaftig für eure Leute interessiert und unangenehme Themen schönredet, dann werdet ihr nie ein Team formen auf das ihr euch verlassen könnt.
Arbeitsatmosphäre
Der nun gegangene CEO hat sich damit gebrüstet eine offene Arbeitsatmosphäre geschaffen zu haben wo vorher verschlossene Türen gewesen wären. Tatsächlich waren die Menschen hinter den Türen früher aber gut vernetzt und hatten Interesse füreinander. Heute ist es alles sehr anonym. Bei mir gab es kein tieferes Gemeinschaftsgefühl mehr, auch wenn die offiziellen (auch hier als Antworten von HR verfassten) Narrative dies stets gebetsmühlenartig glauben machen wollen. Wer an einem Tag eine CEO-Abschiedsparty schmeißt mit dem wissen am nächsten Tag massenhaft Leute zu entlassen, der hat jegliches Fingerspitzengefühl verloren. Trotz des Wissens darüber zeigte man sich unfähig den Plan zu ändern. Für mich ist das Fatalismus mit aktiver Verantwortungsverweigerung.
Kommunikation
Offene ehrliche Kommunikation auf Augenhöhe die eine echte Verbindung und Vertrauen schafft. Das habe ich mir immer gewünscht. Vorgefertigte Videobotschaften, Q&A sessions mit vorher einzureichenden Fragen, Maßregelung, wenn man in öffentlichen Terminen unangenehme Fragen gestellt hat, haben bei mir eher den Eindruck hinterlassen, dass ich es mit Politikern zu tun habe, die ihre Botschaften los werden wollen und sich dabei auf gut Rhetorik verlassen. Kommunikation die in zwei Richtungen geht und von gegenseitigem Interesse geprägt ist schien mir höchstens aufgesetzt aber nicht wahrhaftig.
Kollegenzusammenhalt
Sehr viel Homeoffice schadet dem Zusammenhalt. Da sich bei LB aber viele gleichgesinnte finden, war die Arbeit im Team schon von Zusammenhalt geprägt.
Work-Life-Balance
LB versucht sehr viel über Prozesse und Angebote zu regeln. Sabbatical, 38-Stunden-Woche, Gym, Bio-Obst etc etc. Das gibt es im Überfluss. Arbeitsdruck, fehlendes Vertrauen, entfremdung mit dem Management, Hidden-Agendas und fehlende Wertschätzung (Ich rede nicht von einem unpersönlichen Gut gemacht über den Videostream) konnten das alles für mich nicht aufwiegen. Unsicherheit, Stress und chronische Erschöpfung waren die Folge.
Vorgesetztenverhalten
Viel Management, wenig bis keine Führung. Was ich bei Vorgesetzten erlebt habe:
- Sie richten sich nach Vorgaben der Geschäftsführung, von HR oder den Direktoren.
- Sie versuchen freundlich und positiv aufzutreten.
- Sie sprechen eine junge (teils kumpelhafte) Sprache die nahbar wirkt.
- Sie halten Termine ein und machen ansprechende Präsentationen.
- Sie sprechen von Transparenz und Fairness
Was ich von Vorgesetzten nicht oder zu wenig erlebt habe:
- Auch ungefragt aufrichtiges Feedback geben
- Ziele und die dazu anzuwendende Strategie erklären anstatt Aufgaben zu definieren.
- Offen fragen Stellen wo man selbst nicht Experte ist anstatt dies über Business-Sprache zu kaschieren.
- Einsatz für die eigenen MA, auch wenn sie sich dafür aus der eigenen Komfortzone bewegen müssten oder einen Konflikt mit anderen Managern riskieren
- Im Management Prioritäten aushandeln anstatt es die Teams ausbaden zu lassen.
- Verantwortung für Fehlentscheidungen übernehmen (Und ich meine nicht Sprüche wie "Hinterher ist man eben schlauer")
- Echte Emphatie und persönliches Interesse zeigen
- Präsenz im Büro zeigen anstatt einen Direktorenjob in Teilzeit aus dem HomeOffice zu machen
Interessante Aufgaben
Energiewende ist spannend. Aber die Fesseln des Konzerns und die zunehmende Kluft zum Strategischen Zirkel hat einen immer mehr das Gefühl eines kleinen Rädchens gegeben.
Gleichberechtigung
Diversity Management wird glaubhaft betreiben. Wenig Frauen in der IT ist wohl kein internes Problem sondern der generellen Situation geschuldet.
Umgang mit älteren Kollegen
Auch Kollegen kurz vor der Rente werden beim Stellenabbau ohne Gewissensbisse vor die Tür gesetzt. Generell ist LB kein Unternehmen mit normaler Altersverteilung. Es gibt kaum ältere Kollegen. Vielleicht fühlen die sich auch nicht von LB angesprochen. Ob sie bei Bewerbungen geringere Chancen haben genommen zu werden mag ich nicht beurteilen. Aktive Diskriminierung habe ich nicht erlebt, aber auch nicht, dass sie und ihre Stärken/Bedürfnisse irgendwo berücksichtigt wurden.
Arbeitsbedingungen
Gute Ausstattung in Technik und Büro, da bleiben kaum Wünsche offen
Umwelt-/Sozialbewusstsein
In der Sprache und Kommunikation absolut. Aber der Kompass, welcher am Ende schwierige Entscheidungen traf, war für mich dann doch immer auf kurzfristigen Profit gepolt.
Image
Im persönlichen Umfeld höre ich zuletzt immer öfters dass LB auch nicht mehr das ist was es mal war. Die Google-Bewertungen sind vielleicht etwas einseitig aber zeigen für mich schon auf, wie LB in letzter Zeit Prioritäten gesetzt hat.
Karriere/Weiterbildung
Die Angebote sind sehr vielfältig und breit aber irgendwie ungezielt und unambitioniert. Keine Führungskraft noch HR schienen mir ein Konzept zu haben, wie man die eigenen MA individuell in ihren Stärken gezielt fördern könnte und auf Basis von Zielen in sie und ihre Kompetenzen investert.