Seifenoper in konservativen Gewand
Arbeitsatmosphäre
Die Kultur am Standort Glatten interpretiere ich als stark politsch, intrigant bis einschüchternd. Ich habe einen starken Lobbyismus wahr genommen. Das Management und der Betriebsrat sind bemüht die eigenen Positionen zu stärken und Widersacher oder Personen die nicht in ihr System passen mundtot bzw. handlungsunfähig zu stellen. Ein bestimmter Charaktertyp könnte zur L´orange passen, für die Mehrzahl vor allem junger Leute auf Dauer vermutlich eher ungeeignet. Hat man eine konservative Lebenseinstellung, einen introvertierten Charakter und kann sich gut unterordnen könnte die Person gut zur L´orange passen. Ist jemand eher weltoffen, hat mehrere Unternehmen kennen gelernt, hat eine starke Persönlichkeit und Tatendrang/ Umsetzungswillen wird es derjenige früher oder später sehr schwer haben.
Kommunikation
Es wird viel "gebruddelt", übereinander, miteinander, über die Chefs, über die Kollegen, doch Kritik an den richtigen Stellen zu platzieren trauen sich nur wenige. Der Flurfunk funktioniert super, die Gerüchteküche ist stets ordentlich am brodel. Mich schockierten und faszinierten inbesondere die Betriebsversammlungen, die Auftritte des Betriebsrates sind im Werk legendär. Ich konnte miterleben das Führungskräfte an der Versammlung öffentlich an den Pranger gestellt wurden, gefühlt als Bauernopfer, dass der Pöbel spurt.
Kollegenzusammenhalt
Wenn man positiver Teil des Lobbyismus ist und/oder ein Teil der Teams mit entsprechenden Verbindungen und Schutz ist, dann erlebt man einen erstaunlichen Zusammenhalt. Doch auch ihr ist sich natürlich jeder selbst der Nächste.
Work-Life-Balance
Die habe ich als gut erlebt. Durch die tarifliche Bindung an eine 35-Stunden-Woche, die sich auch in einem vernüftigen Rahmen einhalten lässt, kann Berufs- und Privatleben gut kombiniert werden. Es wird auch Mitarbeitersport wie Lauf- oder Radfahrtreffs angeboten.
Vorgesetztenverhalten
Ich habe Vorgesetze als bedacht und ruhig erlebt. Mir fehlte öfters die Sinnhaftigkeit zu übertragenen Aufgaben und die Klarheit im Gesamtkontext. Viele Dinge wurden teils mehrmals angegangen und vom 100sten ins 1000stel bearbeitet, doch die Umsetzung blieb aus.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben fand ich interessant und abwechslungreich, erfüllt habe ich mich selten gefühlt, weil eben oft für die Tonne gearbeitet wurde und die Rückdeckung der Vorgesetzen und des Arbeitsumfeldes fehlte.
Gleichberechtigung
zwischen den Geschlechtern ja.
Umgang mit älteren Kollegen
Gut. Ich habe L´orange regelrecht als Elefantenfriedhof wahrgenommen. Es gibt über alle Ebenen hinweg auffällig viel lang gediente Mitarbeiter. Einige haben bestimmt Jahrzehnte für ihre Position "gekämpft", das verteidigt man natürlich.
Arbeitsbedingungen
Teilweise fehlt Klimatisierung und Frischluftzufuhr in den Arbeitsbereichen. Ergonomisch war ich zufrieden.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es wird eine gewisse Sozialromantik verkörpert. Ich nahm diese eher als Imagekampagne bzw. Politikinstrument und Sauger für persönliche Informationen war.
Gehalt/Sozialleistungen
IG-Metall Standard.
Image
Regional gut.
Am freien Markt scheint die L´orange ihren Platz noch nicht gefunden zu haben. In den letzten Jahren wurde das Unternehmen mehrmals verkauft.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungen werden angeboten.
Karrieremöglichkeiten würde ich als Kombination aus Können, Sympathie und Goodwill beschreiben.