Wo ein wenig Licht ist, ist (leider) auch ein umso größerer Schatten!
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Man soll bitte nicht jede (berechtigte) Kritik oder jeden Einwand als „Majestätsbeleidigung“ verstehen. Es wird ganz bewusst indirekt Angst vermittelt, denn in der Tat kann man in der Gunst des Managements sehr sehr sehr schnell ganz tief fallen, und zwar mit allen Konsequenzen. Hier wurden schon „erfolgreich“ Exempel statuiert. Auch Teamleiter gehen potenziellen Konflikten möglichst eher aus dem Weg, selbst wenn die Ungerechtigkeit bzw Willkür auf der Hand liegt. In der gesamten internen Kommunikation steht nicht Effektivität bzw. der Firmenerfolg im Vordergrund, sondern viel mehr die Angst nicht irgendeinem (koreanischen) Vorgesetzten auf den Schlips zu treten. Ihre Befindlichkeiten genießen leider größere Priorität und machen u.a. viele Vorgänge sehr mühsam und schleppend, weil eben versäumt wird die Fakten klar auf den Tisch zu legen und auch auch mal (konstruktive) Kritik auszusprechen.
Verbesserungsvorschläge
Möchte man gute und sehr engagierte (europäische) MA langfristig an das Unternehmen binden und somit die Fluktuation endlich auf ein „gesundes Maß“ reduzieren, muss sich in 2020/21 sehr viel tun. Es gibt zwar ganz gute Ansätze eines Umdenkens bzw. einer internen Restrukturierung für überfällige Verbesserungen - diese müssen aber nachhaltig angepackt und konsequent umgesetzt werden, sonst verlieren diese an Glaubwürdigkeit und der Teufelskreis kann nicht durchbrochen werden. Ich bin überzeugt, dass die Belegschaft bei dieser Herausforderung sehr gerne konstruktiv mit gestalten will, was für das Unternehmen eine Riesenchance bedeutet und daher hoffentlich nicht vom Management vertan wird! Die sehr hohe Fluktuation in den letzten beiden Jahren hat dem Anschein nach endlich den Handlungsbedarf beim Management geweckt, denn bei dieser sehr kritischen Entwicklung muss einem auch logischerweise Angst und Bange sein. Der kontinuierliche und schnelle Abbau der sehr ausgeprägten sowie sehr altmodischen Bürokratie bzw. eine offenere interne Informationspolitik sowie viele Verbesserungen im Detail sind ohne Frage unumgänglich, will man bei den MA ein positives Zeichen setzen und somit auf langfristige Zusammenarbeit für gemeinsamen nachhaltigen Firmenerfolg bauen. Punkt!
Arbeitsatmosphäre
Die koreanische Arbeitskultur ist sehr konservativ und das spiegelt sich entsprechend in der Atmosphäre wieder - sprich es herrscht in den Büros nach meinem persönlichen Geschmack eine viel zu große Stille, die ich als extrovertierter und kommunikativer Mensch noch stets zu durchbrechen versuche - mit sehr unterschiedlichem Erfolg. Die einen Kollegen finden meine Art sehr erfrischend, die anderen Kollegen wiederum fühlen sich in ihrer Arbeit teils gestört, was mich letztendlich überhaupt nicht beeindruckt, denn die Stimmung in meinem Team ist nämlich insg. positiv und es wird zwischendurch auch sehr viel gelacht und gescherzt. Jetzt kommt der Schatten: Es herrscht eine spürbare, aber gleichzeitig latente Angst Fehler zu machen und entsprechend gerügt zu werden, besonders bei den koreanischen Kollegen und Vorgesetzten, was den Arbeitsfluss sehr stark ausbremst und die Effizienz nach "unten katapultiert". Besonders bei den koreanischen MA herrscht m.M.n. ein gewisser Druck möglichst lange im Büro KÖRPERLICH anwesend sein zu müssen, was schlicht überhaupt kein verlässlicher Maßstab für effiziente Arbeitsleistung ist!
Kommunikation
Das ist die allergrößte Schwäche und Baustelle des Unternehmens und seines Managements. Es werden so gut wie keine internen Informationen bzw. Entscheidungen nach unten weitergegeben, was bei den MA eine gewisse Verunsicherung und das Gefühl fehlender Wertschätzung und fehlenden Vertrauens erzeugt. Die (europäischen) Part Leader werden so gut wie gar nicht in die zukunftsweisenden Entscheidungen bzw. Überlegungen mit eingebunden, obwohl doch eben die einzelnen Teams das wertvolle Marktverständnis sowie den nötigen Überblick mitbringen. Gefühlt jeden Tag beruft das (koreanische) Management irgendwelche Meetings hinter verschlossenen Türen ein, aber es erfolgt 0,0 Feedback nach unten! Mit dieser Geschäfts- und Führungskultur bindet man in Europa keinesfalls (sehr gute) MA langfristig an ein Unternehmen! Bei sehr wichtigen individuellen noch ausstehenden Entscheidungen treibt eine teils überhaupt nicht nachvollziehbare und unbegründete „Aufschiebungstaktik" den MA in eine ermüdende Hartnäckigkeit und im schlimmsten Fall in eine (vermeidbare) Frustration/Resignation, welche beiden Seiten zusätzliche viel mentale Kraft abverlangt. Also, absolut unnötig!
Kollegenzusammenhalt
Keine Frage - die Kollegen sowie Kolleginnen sind grundsätzlich durch die Bank alle nett bis sehr nett. Meine direkten Team-Kollegen sind alle ausnahmslos sehr kooperativ und haben mich sehr schnell in ein starkes Team integriert und sind somit eine unersetzliche Bereicherung für meinen Arbeitsalltag (fachlich wie menschlich), was für mich extrem wichtig ist bei der Bewältigung vieler Baustellen im Unternehmen, wie bspw. ein unglaublich hoher Grad an Bürokratie sowie viel zu zähe Entscheidungswege und ineffizientes, beinahe lästiges (internes) Berichtswesen. Die vorbildliche Kollegialität in meinem Team (einschl. der europäischen Part Leader) ist der Hauptgrund, warum ich immer noch bei LOTTE arbeite und für mich daher schlicht unbezahlbar. Unterm Strich stehst du aber bei eskalierenden Konflikten ziemlich alleine da, denn man will möglichst nicht auch noch in die Schusslinie geraten.
Work-Life-Balance
Der allerbeste Kollegenzusammenhalt sowie die besten Vorgesetzten können einem langfristig leider auch nicht bei der Bewältigung der zu hohen Arbeitslast helfen. Es gibt zugegebenermaßen eine sehr faire Arbeitszeitregelung für bspw. den Abbau von Überstunden, wobei letztendlich die enorme Arbeitslast einen jedoch recht schnell wieder einholt. Im gesamten Vertrieb (Innen- sowie Außendienst) herrscht eine chronische Unterbesetzung, so dass im Urlaubs- bzw. Krankheitsfall der Service auch schonmal kurz vor dem Kollaps stehen kann. Insgesamt ist man wirklich sehr bemüht, den MA gewisse Benefits zu bieten (subventionierte Kantine, sehr moderne Kaffeemaschine, Events, Getränke sowie Obst und Gemüse), was ich persönlich sehr zu schätzen vermag, da diese für mich keineswegs selbstverständlich sind. Zudem können die MA ihre Urlaubszeiten insgesamt sehr frei und unabhängig gestalten. Weiter so!
Vorgesetztenverhalten
Bei diesem sehr wichtigen Punkt muss leider stark differenziert werden. Meine direkten (europäischen) Vorgesetzten sind ein Lichtblick im Unternehmen, da sie sich große Mühe geben den MA die sonst insgesamt viel zu kurz kommende Wertschätzung zu vermitteln. Zudem sind sie in allen Belangen für einen da und reagieren professionell sowie lösungsorientiert. Die unzureichenden sowie teils gar katastrophalen Führungsqualitäten sowie die zu geringe Sensibilität des (koreanischen) Managements hingegen werfen einen riesigen Schatten auf die Firma und zwingen mich dazu mind. 3 Sterne abzuziehen. Es mangelt bei der Zusammenarbeit an einer gewissen Empathie, welche für eine langjährige Zusammenarbeit einfach unerlässlich ist. Deswegen sind in den letzen zwei Jahren auch sehr viele (gute) MA gegangen und das Karussell wird sich mit Sicherheit noch weiter drehen. Es scheint die aber nicht wirklich zu interessieren, da der eigene persönliche Vorteil im Mittelpunkt steht und nicht das Zusammenhalten des Teams.
Interessante Aufgaben
Als waschechter Vertriebsmensch finde ich hier wirklich tolle Möglichkeiten mich in einem relativ neuen Feld zu etablieren und fachlich weiterzuentwickeln. Das Unternehmen hat mit seinen Produktlösungen sehr viel Potenzial auf dem Markt, wobei einem aber teils sehr wichtige unterstützende Sales Tools und leider auch interne essenzielle Produktschulungen fehlen.
Unterm Strich bleibt Sales eben Sales mit all seinen Aufgaben und Pflichten, wobei die Fülle der schier unendlichen internen Arbeiten, der sehr lästigen Bürokratie sowie der daraus resultierende stets präsente indirekte Druck die Motivation und Ausdauer auf Dauer dämpfen. Einige Aufgaben können eben - gerade aufgrund der dünnen Personaldecke - einfach nicht zeitnah erledigt werden, was m.M.n zu selten auf Verständnis stößt. Im Endeffekt ist die aktuelle Situation aber für beide Seiten schlicht ergreifend nicht befriedigend und muss daher als erstes angepackt werden.
Gleichberechtigung
Machen wir uns nichts vor - die koreanische Firmenkultur ist vergleichsweise sehr konservativ, daher werden die allermeisten (höheren) Managementaufgaben unter Männern verteilt. Es gibt aber auch (bes. in der koreanischen Zentrale) viele wichtige Positionen, die mit weiblichen Kolleginnen besetzt sind, welche erfreulicherweise sehr bemüht sind das europäische Team aus der Ferne bestmöglich zu unterstützen. Subtil wird jedoch immer wieder eine klare (koreanisch-traditionelle) Hierarchie vermittelt, die unantastbar ist. Man kann schon seinen Mund aufmachen, aber selbst sehr konstruktive MA-Feedbacks werden bestenfalls nur angehört, um sie dann ganz gezielt im Sande verlaufen zu lassen, was extrem frustrierend ist.
Umgang mit älteren Kollegen
Ein älterer Kollege wurde vor einigen Jahren wirklich sehr würdig in Form einer kleineren Feier in den Ruhestand verabschiedet, was mich positiv beeindruckt hat. Bei entsprechender Qualifikation, Erfahrung und Persönlichkeit werden sicherlich auch MA "50 plus" in den engeren Auswahlkreis aufgenommen und ggf. auch eingestellt.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsmittel sind allesamt sehr modern (e.g. höhenverstellbare Tische, zeitgemäße Hardware) in einem erst kürzlich renovierten Bürokomplex. Es gibt genügend (natürlich kostenlose) Parkplätze in einer eigenen Tiefgarage. Auch der Fuhrpark ist wirklich sehr großzügig - sprich bei Anspruch auf einen Firmenwagen kann man diesen innerhalb eines gewissen Budgets frei und sehr hochwertig konfigurieren. Diesen echt tollen Benefit sollte die Firma auf keinen Fall beschneiden! Nur sollte das Leasing-Budget für berufliche Vielfahrer wie mich fairerweise an das wesentlich bessere Preis-Leistungs-Verhältnis für "Wenigfahrer" angepasst werden. Nun gut - ich hatte selbst sehr große Vorbehalte gegenüber einem Großraumbüro, aber für mich persönlich überwiegen bei weitem die Vorteile. In den heißen Sommermonaten sorgt die Klimaanlage für erträgliche Bedingungen (für mich extrem wichtig!). Jederzeit kann man sich zwischendurch ohne Vorbehalte für eine kurze Auszeit zurückziehen, um mal kurz durchzuschnaufen. Top!
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Hierzu kann ich nur das Sozialbewusstsein beurteilen. Bei Krankheitsfällen (gerade bei längeren Ausfallzeiten) bzw. negativen Ereignissen (wie das Ableben eines nahen Verwandten) wird mit dem MA sehr behutsam umgegangen. Das finde ich in der Tat sehr löblich und sollte weiterhin konsequent gepflegt werden. Die zwei Sterne muss ich aber leider wegen zu großen Defiziten bei Konfliktlösungen abziehen.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehaltsniveau ist m.E. in Ordnung und es wird stets pünktlich ausbezahlt. Jährlich wird vom Management ein gewisser Prozentsatz für den Inflationsausgleich angewandt. Jetzt komme ich wieder zum Schatten: Das "Bonussystem" ist (Sorry!) schlichtweg untragbar und kann vom MA bei der jährlichen Gehaltsberechnung getrost ignoriert werden. Die Kriterien sowie ganz besonders die Einschränkungen machen das ganze Konzept sehr unfair und zwingen Vorgesetzte gerade dazu teils nach Willkür oder Tagesform bewerten zu müssen, was eine sehr große Unzufriedenheit herbeiführt und somit in keinster Weise für zusätzliche Motivation sorgt - sprich die beabsichtigte (anspornende) Wirkung wird komplett verfehlt! Zusätzlich sind im Vertrieb die Zielvorgaben auch noch absolut utopisch angesetzt. Das ganze Konzept wird folglich von den MA größtenteils nicht mehr adäquat ernst genommen und gar teils belächelt! Mit einer staatlich geförderten Gehaltsumwandlung kann man über eine Direktversicherung etwas für die Altersvorsorge tun. Aber eine echte firmenfinanzierte Betriebsrente gibt es hingegen nicht. Sehr schade - denn das wäre ein anderes sehr wirksames Tool gute MA möglichst lange an sich zu binden.
Image
LOTTE hat in Europa sicherlich (noch) nicht die selbe Brandpower wie vormals Samsung Chemical. Aber das ist auch nicht das eigentliche Problem. Die leider sehr hohe Fluktuation hat schon einen gewissen Imageschaden angerichtet. Der entsprechende Arbeitsmarkt ist gegenwärtig nun mal eben für gut bis sehr gut qualifizierte MA sehr arbeitnehmerfreundlich und das sollte dem Unternehmen sehr schnell bewusst werden. Die Firma profitiert nämlich grundsätzlich von den durchweg sehr guten persönlichen Geschäftsbeziehungen, welche die einzelnen MA mit den anspruchsvollen (Groß)-Kunden sehr mühsam aufbauen und pflegen. Folglich ist eben jeder Weggang sehr schmerzhaft und wirft das Unternehmen im schlimmsten Fall wieder weit zurück.
Karriere/Weiterbildung
Karrierechancen im klassischen Sinne tendieren gegen 0, denn wichtige Positionen im Management mit gewissen Befugnissen werden ausnahmslos mit koreanischen männlichen Expats aus der Zentrale besetzt. Weiterbildung über externe Dienstleister ist aber sehr gut möglich, wenn man sich selber aktiv um die Auswahl und die Organisation kümmert. In diesem Punkt wurden bisher keinerlei Kosten gescheut. Bitte unbedingt beibehalten, denn kontinuierlich gut geschulte sowie motivierte MA sind bei weitem das wertvollste Firmenkapital!