Sorry Lindner Hotels, …das war nix! Viel Stress. Zu wenig Geld. Work-Life-Balance offensichtlich ein Fremdwort.
Verbesserungsvorschläge
Leider war dies für mich ein "beruflicher Ausflug", an den ich mich nicht so gerne erinnere. …Wenn das wirklich das coolste und lockerste sein soll, was die Hotellerie zu bieten hat, befindet sich die Branche zurecht in der Krise. Jeans, weiße T-Shirts, offene Hemden und Vans zu tragen, machen alleine keinen tollen Arbeitgeber aus.
Schaut auf die Dinge, die wirklich wichtig sind und verbessert diese!! Geht besser mit Euren Angestellten um. Stichwort: Work-Life-Balance, Bezahlung!!
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre war von den Räumlichkeiten her echt ansehnlich. Neues Hotel halt. …ein sinnvollerer Pausenraumraum wäre schön gewesen.
Ansonsten wirkte es für mich eher wie ein Dogma "ganz man selbst zu sein."
Ein bisschen hatte es den Charakter von "Chakka, du schaffst es"-Seminaren und kapitalistischer Esotherik: "Sei offen und verbinde Dich. Sei neugierig. Ich fühle mich positiv verbunden. ich bin positiv überrascht. Sei inspirienend. ich fühle MICH. Ich bin Teil des Ganzen. blablabla." uvm.
Zu Beginn (vor Hoteleröffnung) wurde an alle dazu u.A. ein brainwash-Workbook ausgeteilt, indem man sich solche und andere Inhalte zu eigen machen sollte, um an die Werbeslogans des Unternehmens zu glauben, damit man sie dann später als "Explorer" über die Gäste "in die Welt zu tragen" weiß.
Ich werde dieses Workbook für Anthropolgen der Nachwelt aufheben!
Kommunikation
Naja. …an mir ist viel vorbeigegangen, da ich nicht in den damaligen Whats-Gruppen aktiv gewesen bin. So gab es dann Meetings, zu denen ich nicht kommen konnte, weil mir einfach niemand bescheid gegeben hat. Das hätte besser laufen können.
Ansonsten empfand ich es in erster Linie wertschätzend untereinander (zumindest mir gegenüber).
Kollegenzusammenhalt
Den habe ich selbst in meinem Bereich und sehr nahem Umfeld sehr positiv erlebt. Dennoch weiß ich, dass viele meiner Kolleginnen und Kollegen aus teilweise anderen Abteilungen auch sehr schnell nach der Eröffnung eher in Konkurrenz zu einander standen.
Work-Life-Balance
Ehrlich gesagt, ich habe selten so unausgeglichen und ungesund gelebt, wie während meiner Zeit bei me and all.
Irgendwie schien man in dem gesamten Betrieb nicht in der Lage zu sein, längerfristig Dienstpläne zu erstellen (und teilweise auch die Maximalarbeitszeit von 10h einzuhalten). Es kam nicht selten vor, dass man erst am Wochenende die Dienste für die kommende Woche mitgeteilt bekommen hat.
Mein soziales Leben hat damals sehr stark gelitten, da ich Freunden, Bekannten, Familie einfach nie fest sagen konnte, ob ich in der übernächsten Woche da Zeit haben werde. "Müssen wir halt spontan gucken."
Man hatte mir damals einen "coolen, lässigen Arbeitsplatz" versprochen bei dem man "ganz manselbst" sein konnte.
Am Ende war es mit einer Ausnahme der schlechteste Job, den ich bisher hatte. Selbst während meines Studiums hatte ich interessantere (Aushilfs)Jobs mit mehr Lockerheit, Freiheit und mehr Einkommen (!) und vor Allem Planbarkeit für das sonstige Leben!
Vorgesetztenverhalten
Auch mit der Chefetage spricht sich per Du an und es wurde sich stets bemüht, lockeren, kumpelhaften und netten Umgang mit allen zu pflegen.
Dennoch blieb bei mir im Nachhinein auch ein teilweise gänzlich anderer Eindruck hängen. Zwei Beispiele:
Es ist einfach kein schöner Anblick, wenn man weinende Arbeitskolleginnen sieht, die nachdem sie aus der Chefetage kommen, sagen: "Es ist den ganz egal, wie es uns geht. Die wollen, dass der Laden ab morgen läuft." …dies war während der Eröffnungsphase (September/Oktober 2016) nachdem auch diese Kollegin teilweise unzulässig lange Schichten von mehr als 12 Stunden geleistet hat.
Darüber hinaus frage ich mich, ob es dem Managemant bewusst ist, welche psychologischen Folgen es haben kann, wenn man Angestellten anbietet, bzw. sich beim Eventeigenen Tattoowierer, das Firmenlogo unter die Haut stechen zu lassen und dies auch noch befördert, damit es für eigene Werbezwecke nutzen kann.
Dies ist schlicht unseriös und wirkte auf mich einfach nur verstörend. Für jemanden, der mit solchen Praktiken eine "Bindung zum Unternehmen" erzeugen will, möchte ich einfach nicht arbeiten. Dies alleine, wäre damals schon ein Kündigungsgrund für mich gewesen.
Interessante Aufgaben
Geht so. Nicht wirklich. Der "me and all-Kosmos" ist sehr überschaubar. Im Endeffekt ist es halt Hotellerie, wie wahrscheinlich an vielen anderen Orten auch.
Gleichberechtigung
Zumindest auf der Ebene der Geschlechtergleichberechtigung schien es mir so.
Gehalt/Sozialleistungen
11,24EUR Brutto trotz/mit/wegen Studienabschluss. …was soll man dazu sagen?
Andere Kollegen und Kolleginnen bekamen einen leicht anderen (höheren/niedrigeren?) Lohn. …Die gesamte Gehaltsstruktur wurde allerdings auch bewusst nicht transparent gemacht.
Schade: Auch hier hat man es meiner Meinung nach verpasst, im Kern wirklich etwas anders/moderner zu machen.
An so vielen anderen Orten lässt sich wirklich leichter und entspannter Geld verdienen.
Karriere/Weiterbildung
Mich hatte man damals als "Quereinsteiger" geworben.
So wie ich die Ausschreibung damals las, klang es für mich nach einem ausprobierenswertem Experiment und es hätte echt gut werden können, wenn die hochgesteckten Erwartungen des Arbeitgebers an sich selbst mit der eigentlichen Tätigkeit, wie sie am Ende war, annähernd übereingestimmt hätte.
Als dann aber relativ schnell nach Anstellung klar war, das der Bereich für den man mich in erster Linie gelockt hatte (Eventplanung), von einer externen Firma übernommen wurde, bin ich für mich schon ins Grübeln gekommen, wo denn für mich eine Zukunft in diesem Betrieb liegen könnte. An der Bar? An der Rezeption? Social Meida 'Manager/Managerin'?…naja, ich wollte (und sollte?) ursprünglich ja anderes (Eventkonzeption) und leider blieb von den anfangs gemachten Versprechnungen und Erwartungen eigentlich so gut wie nichts übrig.