Medialine - Eine bittersüße Erfahrung
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Kollegen
- Mitarbeiter-Events (Firmentripp nach Mallorca, schöne Weihnachtsfeiern, Weihnachtsbaumschlagen, usw)
- gelegentliche Goodies (Adventskalender, Corona Masken mit Firmenlogo, USB-Sticks, usw)
- Duz-Kultur
- lockerer Umgang mit Kollegen
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- man wird gelegentlich auf Aktivitäten in Voicechats und Videospielen während Krankmeldung oder mit gekündigten Kollegen angesprochen
- hohe Erwartungshaltung bei geringem Lohn
- es wird mit zweierlei Maß gemessen (Dinge, die bei einigen Angestellten akzeptiert werden, werden bei anderen Kollegen kritisiert)
Verbesserungsvorschläge
Die Ausbildungsvergütung muss dringend erhöht werden.
Die Ausbilder
Die Ansprechpartner für Azubis waren sehr freundlich und haben so gut geholfen, wie es ihnen möglich war.
Der Abteilungsleiter war zwar meistens beschäftigt, hat aber ebenfalls sein Bestes gegeben, um uns Azubis zu unterstützen und sich für uns eingesetzt.
Das machte oft den Eindruck, als würde es sich um viel leeres Gerede handeln, aber ich bin mir sicher, dass er es gut gemeint hat.
Manchmal fehlte es ihm leider an Selbstbeherrschung.
Spaßfaktor
Die Arbeit im Support machte mir persönlich und den meisten anderen Kollegen auf Dauer wenig Spaß, jedoch habe ich auch einige Kollegen kennen gelernt, die Spaß an Ihrem Job hatten. Ich schätze, dass muss jeder für sich selbst beurteilen. Ein dicker Pluspunkt sind die Kollegen, die sich sehr kollegial und freundlich verhalten, Ausnahmen bestätigen die Regel.
Aufgaben/Tätigkeiten
Wenn die Auslastung des Teams gering war, hatte man Zeit für die Schule zu lernen oder sein Berichtsheft zu führen. Da die Auslastung meistens eher hoch war, musste man des Öfteren seine Freizeit dafür investieren.
Man bekommt zu Beginn der Ausbildung sehr rasch Zugänge zu den IT-Infrastrukturen der Kunden und hat im Anschluss die selben Aufgaben wie ein normaler Supporter + sogenannte "Azubiaufgaben". Diese beinhalten beispielsweise die Reinigung und Vorbereitung der Meetingräume, das Auffüllen von Toilettenpapier, usw. Typisches Housekeeping eben.
Man hat als Azubi quasi mehr Arbeit als ein normaler Angestellter, bekommt aber nur ein Drittel des Lohns dafür.
Die technische Ausstattung des Standortes, an dem ich meine Ausbildung abgeschlossen habe war gut. Es werden höhenverstellbare Arbeitsplätze mit ausreichend modernen Office-Bildschirmen und Docking-Stations bereitgestellt. Man muss erwähnen, dass an diesem Standort viel wert auf eine moderne Ausstattung gelegt wird, da dieser häufig für Meetings mit (potenziellen) Kunden genutzt wird und gemeinsam mit dem Hauptstandort quasi das "Aushängeschild" der Firma darstellt.
Variation
Als Azubi in der Support-Abteilung besteht die Hauptaufgabe logischerweise aus First-Level-Support.
Jedoch wurde vor Beginn der Ausbildung angekündigt, dass man sich als Azubi alle verschiedenen Abteilungen der Firma für ein paar Wochen anschauen kann. Dies ist leider nie passiert, obwohl wir es mehrfach angesprochen haben.
Das höchste der Gefühle waren einige Einsätze im Managed-Services Team, um bei der Installation oder Einrichtung von Serverhardware zu helfen. Leider fanden diese Einsätze zu unregelmäßig und selten statt, um viel dabei zu lernen.
Respekt
Es gibt gelegentlich Vorfälle, in denen man von seinem Abteilungsleiter verbal missbraucht wird:
Hier sind ein lauter, sehr aggressiver Ton, ins Gesicht fliegende Spucketröpfchen, unfaire Vorwürfe und Drohungen leider die Regel. Dies ist leider nicht nur mir, sondern mehreren Kollegen passiert, sowohl in persönlichen Gesprächen als auch in Teammeetings.
Fairerweise muss man erwähnen, dass in den Teammeetings nie eine einzelne Person "fertig gemacht" wurde, sondern das gesamte Team. Das machte das Ganze wesentlich erträglicher und führte zu einigen "Schmunzeleien" und "Memes" im Team, da die meisten Kollegen ein solches Verhalten anscheinend nicht ernst nehmen können.
Meiner persönlichen Meinung nach ist das kein zeitgemäßer Führungsstil und hat in einer Firma, die sich nach Außen hin so modern und fortschrittlich gibt, nichts verloren.
Apropos Kollegen: Von den meisten Kollegen und Vorgesetzten im Team wird man sehr respektvoll und freundlich behandelt, man hat oft das Gefühl, mit Freunden zu arbeiten, weshalb ich hier wenigstens 2 Sterne vergeben muss.
Karrierechancen
Die Chance übernommen zu werden ist ziemlich hoch, jedoch bestehen (jedenfalls im Support) nach der Übernahme keine sonderlich großen Aufstiegschancen, außer dem Wechsel in eine andere Firma.
Das beste Beispiel hierfür ist ein sehr kompetenter und freundlicher Teamleiter, der seit ungefähr zehn Jahren bei Medialine arbeitet: Sein Gehalt ist niedriger als das Einstiegsgehalt vergleichbarer Stellen, außerdem musste er sprichwörtlich darum kämpfen, damit ihm ein Firmenwagen derselben Klasse wie Teamleiter aus anderen Abteilungen gewährt wird. Ist die Supportabteilung weniger Wert?
Arbeitsatmosphäre
Wie schon oben erwähnt, hat man oft das Gefühl, gemeinsam mit Freunden zu arbeiten. Das liegt unter anderem daran, dass das der Altersdurchschnitt des Supportteams in Wiesbaden ziemlich niedrig ist und die meisten immer ein offenes Ohr haben, falls man Unterstützung benötigt. AusnahmeN bestätigen die Regel.
Ausbildungsvergütung
Die Azubis von Medialine bekamen das geringste Gehalt in der gesamten Berufsschulklasse, hatten jedoch mit die größte Verantwortung. Viele müssen sich nebenbei etwas dazuverdienen, um über die Runden zu kommen.
Die Begründung für die geringe Vergütung ist eine Mischung aus "das Wissen, welches du hier mitnimmst, ist dein Lohn" und "wenn die Vergütung zu hoch ist, wäre der Gehaltssprung nach der Übernahme zu gering".
Die Azubis der Firmen, die von Medialine aufgekauft werden, bekommen meist eine wesentlich höhere Ausbildungsvergütung, was für großen Unmut bei den "nicht eingekauften" Azubis sorgt.
Es ist nicht gerne gesehen, wenn man sich bei anderen Kollegen oder Vorgesetzten darüber beschwert, da man "die Firma dadurch in ein schlechtes Licht rückt" und "gegen die Firma hetzt".
Ich werde nie vergessen, wie mir ein Vorgesetzter vorschlug, dass ich doch zur Tafel gehen soll, wenn das Geld nicht für Lebensmittel reicht.
In zwei von drei Jahren wurde mir immerhin das Azubi-Jahresticket für die Öffis bezahlt, weshalb ich zwei Sterne gebe.
Arbeitszeiten
Die Arbeitszeiten sind fair. Natürlich kann man in der IT nicht immer pünktlich Feierabend machen, aber das ist eben Teil des Berufs und völlig akzeptabel, da man die Überstunden nach Rücksprache mit der Team- und Abteilungsleitung meist vollständig ausgleichen kann.