Wohl eher Mindestlohn GmbH
Gut am Arbeitgeber finde ich
Selbst banale Dinge wie Handyhalterungen, Ladekabel und funktionierende Akkus für die Smartphones sind Mangelware. Diese fallen auch ständig aus und man muss sich mit Kundenlisten behelfen oder auf das eigene Navi zurückgreifen. Strafzettel zahlt der Fahrer grundsätzlich selbst.
Am schäbigsten ist aber, dass FahrerInnen ohne Skrupel in Fahrzeugen mit defekten Öfen losgeschickt werden und dann die entstehenden Abgase einatmen dürfen. Wenn jemand nicht spurt, wird Druck ausgeübt, rumgeschrien und argumentiert, dass sonst die Kollegen einspringen müssten. Entsprechend herrscht auch unter den FahrerInnen eine ausgeprägte Hackordnung. Die meisten bleiben auch nicht lange oder lassen sich regelmäßig krankschreiben. Und diese Rotation ist Teil des Ausbeutungskonzepts. Notfalls kommen Subunternehmer zum Einsatz. Die Arbeitsbedingungen dort sind dann ein Kapitel für sich.
Nach einer kurzen Einarbeitung darf man sich als Neuling die Abläufe mehr oder weniger selbst erschließen. Klare Hygienekonzepte gibt es nicht. Die Ersatzboxen für die Menüs werden munter von Kunde zu Kunde weitergereicht und wenn überhaupt sporadisch gereinigt – selbst in Zeiten von Corona.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Da es sogar an Putzlappen mangelt, werden Öfen, Fahrzeuge, Boxen und wer weiß was noch mit demselben ollen Filz geputzt. Schockierend ist ebenfalls der Umgang mit Lebensmitteln. Fast täglich landet Essen in der Tonne, sei es durch Unterbrechung der Kühlkette oder falsche Kalkulation. Essen, welches man noch an die Tafel spenden könnte. Aber dies verstößt gegen die Firmenpolitik. Und von so etwas wie Mülltrennung scheint man in Rheine noch nichts gehört zu haben.
Im Grunde ist keiner für irgendetwas zuständig. Entsprechend fällt die Planung der Touren aus. Kommt es wegen der mangelnden Organisation zu Verspätungen, müssen die FahrerInnen den Frust der Kunden auffangen. Zumal die Kundenhotline in Rheine häufiger nicht besetzt zu sein scheint.
Es überrascht nicht, dass offensichtlich auch bei der IT-Sicherheit gespart wurde. Wer für den aktuellen Cyber-Angriff bei Apetito verantwortlich ist, hat sich deswegen einen Orden verdient. Oder noch besser: Apetitos Bundesverdienstkreuz!
Verbesserungsvorschläge
Hier wird an allen Ecken und Enden gespart. Vor allem bei den Beschäftigten, deren Sicherheit und den Hygienestandards. So erwirtschaftet der Mutterkonzern Apetito einen Milliardenumsatz. Die KurierfahrerInnen erhalten den Mindestlohn; die Wochenend- und Feiertagszuschläge sind ein Witz; bei den Abrechnungen wird gemauschelt, wo es nur geht. Von Weihnachtsgeld brauchen wir bei der Menülogistik gar nicht erst anfangen.
Abgesehen von fünf Tagen Freiplanung im Monat können die FahrerInnen (alles Teilzeitkräfte und Minijobber) jederzeit eingesetzt werden. Wenn mal wieder jemand ausfällt oder kündigt, wird erwartet, dass die restlichen FahrerInnen einspringen. So sammeln sich schnell mal bis zu 60 Überstunden und mehr an. Mehrmals im Monat kommt man auch in den Genuss des Bereitschaftsdienstes, der dann mit einer halben(!) Stunde vergütet wird.
Viele der Fahrzeuge, die zum Einsatz kommen, sind veraltet, haben abgefahrene Reifen oder keine Klimaanlage. Im Sommer kommt es deshalb vor, dass man aufgrund des eingebauten Ofens bei Saunatemperaturen unterwegs ist.