Ausgebrannt ?
Gut am Arbeitgeber finde ich
Zu den positiven Aspekten, die ich anfangs erwähnt habe, gehört die frühere Kollegialität und ein wesentlich besseres Betriebsklima als heute.
Auch die pünktliche Lohnzahlung und das kulante Verhalten bei Krankheit sind hervorzuheben. Darüber hinaus gibt es Bemühungen, Menschen, die Michelin verlassen, zu unterstützen, auch wenn diese Unterstützung leider oft nicht optimal angepasst ist und somit manchmal als verschwendetes Geld erscheint.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Seit dem Börsengang wurde das Unternehmen im Laufe der Jahre mit allen möglichen Tricks und Kniffen ausgebeutet. Vom ehemaligen Familienunternehmen der Familie Michelin ist kaum noch etwas übrig, außer dem Namen und dem unerschütterlich guten Willen / Glauben einiger!
Im aktuellen Zustand kann ich das Unternehmen Michelin einem Freund leider nicht mit guten Gewissens empfehlen.
Verbesserungsvorschläge
Die Kommunikation sollte aufrichtig, agiler und zeitnah gestaltet werden.
Abteilungen, die sich bereits selbst überflüssig gemacht haben, sollten endgültig abgeschafft werden, um Kosten zu reduzieren.
Die Erkenntnisse älterer Kollegen sollten ernst genommen und in den Arbeitsalltag integriert werden.
Der Gewinn darf nicht über alles andere gestellt werden, da sonst bald niemand mehr vorhanden sein wird, der diesen Gewinn erwirtschaften kann.
Bei der Einstellung neuer Führungskräfte oder Beförderungen sollte auf Soft Skills wie soziale Kompetenz geachtet werden.
Ein offenes Betriebsklima sollte gefördert werden, damit Kolleginnen und Kollegen wieder offen miteinander sprechen können, anstatt nur hinter vorgehaltener Hand über einander zu reden.
Arbeitsatmosphäre
Meiner Wahrnehmung nach hat sich die Situation über die Jahre deutlich verschlechtert. Zu Beginn meiner Laufbahn bei Michelin herrschte ein starker Zusammenhalt – jeder unterstützte den anderen, wo immer es möglich war.
Mit der Zeit jedoch habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich viele Kollegen, damals war es noch eine reine Männerwelt, zunehmend zurückgezogen haben und die einstige Kollegialität verloren ging.
Stattdessen war jeder immer stärker mit seinen eigenen Angelegenheiten und Problemen beschäftigt.
Kommunikation
Die offizielle Kommunikation war im Unternehmen seit jeher eine Schwäche. Oft waren die Gerüchteküche oder die Presse schneller und detaillierter als die interne Kommunikation.
Kollegenzusammenhalt
Anfangs war der Zusammenhalt unter den Kollegen sehr stark, doch mit der Zeit verschlechterte sich die Situation merklich. Es scheint, als könne niemand mehr offen und ehrlich füreinander einstehen. Warum das so ist, bleibt letztlich Spekulation.
Work-Life-Balance
Zum Thema Work-Life-Balance lässt sich nur sagen, dass diese für den Großteil der Kollegen in der Schichtarbeit schlichtweg nicht existiert. Ein Vierschichtsystem lässt kaum Raum für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben.
Vorgesetztenverhalten
Was das Verhalten der Vorgesetzten betrifft, bleibt für mich bis heute unklar, nach welchen Kriterien diese im Unternehmen ausgewählt oder befördert werden.
Führungskräfte, die den menschlichen Aspekt ihrer Rolle im Blick behalten, machen hier selten Karriere oder verlassen das Unternehmen schnell wieder.
Es entsteht der Eindruck, dass vor allem diejenigen die Karriereleiter erklimmen, die stets zustimmen und keine Widerworte geben.
Interessante Aufgaben
Interessante Aufgaben gab und gibt es sicherlich nach wie vor in großer Zahl.
Das liegt meiner Meinung auch daran, dass Polyvalenz großgeschrieben wird und jeder in der Lage sein soll, alles zu beherrschen und entsprechend flexibel eingesetzt wird.
Gleichberechtigung
Ich habe den Eindruck, dass Frauen oft nur als kostengünstige und bereitwillige Arbeitskräfte betrachtet werden. Eine wirkliche Gleichstellung scheint nicht zu existieren.
Umgang mit älteren Kollegen
Aus eigener Erfahrung muss ich sagen, dass ältere Kollegen in diesem Unternehmen kaum Wertschätzung erfahren. Zwar wird ihren Meinungen möglicherweise noch pro forma Gehör geschenkt, doch es scheint, als flössen die Erkenntnisse aus solchen Gesprächen nicht in den täglichen Arbeitsablauf ein. Wenn sich die Gelegenheit bietet, wird sich anscheinend gerne und ohne großes Zögern von ihnen getrennt.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen sind hauptsächlich durch den konstanten und zunehmenden Produktionsdruck geprägt. Dieser Druck ergibt sich aus der wirtschaftlich bedingten Zentralisierung verschiedener Produktionsprozesse auf weniger Anlagen, was leicht nachvollziehbar ist.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Umweltfreundliche Maßnahmen werden nur dann umgesetzt, wenn sie sich wirtschaftlich rentieren – das sollte klar sein.
Gelegentlich werden auch kleine Spenden an umliegende Vereine oder Institutionen verteilt, um einen positiven Eindruck zu hinterlassen.
Gehalt/Sozialleistungen
Michelin zahlt pünktlich, jedoch ist die Vergütung für das steigende Arbeitsaufkommen und die erforderliche Arbeitsqualität deutlich zu gering.
Die übrigen Sozialleistungen, wie beispielsweise der Werksarzt oder die Werkskantine, wurden schrittweise reduziert.
Image
Das Image des Unternehmens basiert eher auf dem Glanz vergangener Zeiten als auf den tatsächlichen Verhältnissen des heutigen Betriebs. Dieses Image wird bewusst und mit erheblichem finanziellen Aufwand aufrechterhalten.
Karriere/Weiterbildung
Karriere und Weiterbildung werden lediglich als notwendige Pflicht betrachtet.
In eine gezielte und vorausschauende Ausbildung wird nicht investiert.
Dies geht so weit, dass lernwilligen Mitarbeitern oft selbst leicht umsetzbare Unterstützung verwehrt wird.