Viel Schein - wenig Sein
Gut am Arbeitgeber finde ich
Urlaubstage, Gleitzeit, Lage am Potsdamer Hauptbahnhof,
Verbesserungsvorschläge
Der Arbeitgeber sollte insbesondere Führungskräfte viel mehr in die Verantwortung nehmen und ihnen ihre (Führungs-)Aufgaben zu Beginn ihrer Tätigkeit aufzeigen. Hierfür bieten sich entsprechende Führungskräfteschulungen für Abteilungs- und Referatsleitungen sowie für deren Stellvertretungen an. Die Teilnahme an solchen Schulungen sollte für Beginn einer Führungstätigkeit verpflichtend sein.
Der Umgang der Hausleitung und der Führungskräfte sollte transparent und kommunikativ sowie wertschätzend gegenüber den Beschäftigten sein. Dabei sollte es sich nicht nur um Lippenbekenntnisse handeln.
Arbeitsatmosphäre
Grundsätzlich wird in strengen Hierarchien gedacht und nach diesen gelebt. Die Interessen der Beschäftigten werden dabei nicht im Geringsten beachtet. Wichtig ist lediglich, bei den eigenen Vorgesetzten und bei der Hausleitung zu glänzen oder zumindest nicht unangenehm aufzufallen. Diesem Grundsatz wird alles andere untergeordnet. Das hat natürlich erheblichen Einfluss auf die Arbeitsatmosphäre. Es entsteht ein Klima der Angst und Zurückhaltung, in dem es nicht erwünscht ist, dass selbstständig denkende Beschäftigte offen und ehrlich ihre Meinung sagen und berechtigte Kritik äußern. So kann man natürlich keine positive Entwicklung im Interesse der Sache erzeugen. Beliebt sind Claqueure, die ihren Vorgesetzten zu Munde reden.
Kommunikation
Die Kommunikation hängt ganz entscheidend von den jeweiligen Personen ab. Grundsätzlich gilt es aber, die Kolleginnen und Kollegen in der eigenen Arbeitseinheit möglichst möglichst unwissend zu halten, um so mit "Herrscherwissen" glänzen zu können. Eine transparente und offene Kommunikation sind leider für viele Beschäftigte Fremdworte.
Kollegenzusammenhalt
Leider nur sehr rudimentär ausgeprägt. Die Masse der Beschäftigten ist vielmehr auf den eigenen Vorteil und das eigen Fortkommen bedacht und dient sich nach allen Kräften bei Ihren Vorgesetzten an. Da werden dann auch gerne die Ellenbogen ausgefahren und nach den Seiten heftig zugestoßen.
Work-Life-Balance
Das Ministerium ist mit dem Siegel "Beruf-und-Familie" auditiert. Gelebt wird dieses Siegel - insbesondere von der neuen Hausleitung seit 2019 - nicht mehr. Man hat vielmehr den Eindruck, dass es von dortiger Seite nur widerwillig hingenommen wird, da es ja nun einmal verliehen wurde. Es wirkt daher mehr als halbherzig, wenn gerade die in vielen Branchen nach der Corona-Pandemie zur Normalität gewordenen Telearbeit im Homeoffice nach allen Möglichkeiten eingeschränkt und unattraktiv gemacht wird. Das zeugt von einem erheblichen Misstrauen , ohne dass dieses durch (Fehl-)Verhalten von Beschäftigten in der Corona-Pandemie gerechtfertigt wäre. Ganz im Gegenteil - hier haben alle an einem Strang gezogen und sich gemeinsam hinsichtlich Präsenzzeiten und mobilem Arbeiten unter Berücksichtigung der jeweiligen Arbeitsnotwendigkeiten verantwortungsbewusst abgestimmt. Alle Arbeiten wurden sowohl inhaltlich als auch terminlich zur vollsten Zufriedenheit der Hausleitung erledigt. Dies wurde von ihr auch mehrfach betont und dankend den Beschäftigten kommuniziert. Im Ergebnis wird nun die Telearbeit seit Beginn 2023 mit strengen Vorgaben und unter Einzug der bisher gestellten Technik gewährt.
Vorgesetztenverhalten
Es mangelt bei den direkten Vorgesetzten vielfach an dem Verständnis für ein notwendiges Führungsverhalten. Konflikte zwischen Personen innerhalb der eigenen Arbeitseinheit - die unweigerlich entstehen, wo Menschen gemeinsam miteinander arbeiten - werden nicht proaktiv gelöst oder zumindest moderiert. Es wird lieber weggesehen und versucht, diese Probleme auszusitzen. Dadurch werden sie jedoch in der Regel eher noch größer. Personalentwicklungsperspektiven werden den Beschäftigten kaum oder gar nicht aufgezeigt. Kritik am eigenen Verhalten als Vorgesetzte/r wird nicht toleriert oder gar angenommen. Sie wird vielmehr als Majestätsbeleidigung empfunden. Als Vorgesetzte/r ist man schließlich unfehlbar und muss nicht an sich arbeiten. Man wundert sich dann allerdings über die schlechte Stimmung im Hause und über die mangelnde Mitarbeiterbindung. Die Fluktuation ist hoch. Viele Beschäftigte wechseln in andere Ressorts. Das Finden neuer Beschäftigter gestaltet sich immer schwieriger. In hierzu durchgeführten Führungskräfte-Workshops kommt man jedoch zu der Erkenntnis, dass das eigene Führungsverhalten hervorragend und vielmehr der (externe) Workshop-Moderator völlig ungeeignet sei.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben sind vielseitig (Steuern, Haushalt, Liegenschaften, Personal, innere Verwaltung ...), eine Einstellung und Beschäftigung erfolgt nach den jeweiligen Qualifikationsvoraussetzungen.
Gleichberechtigung
Viele Positionen werden - insbesondere im Führungskräftebereich - mit Frauen bevorzugt besetzt. Hierbei spielt häufig nicht die Qualifikation eine Rolle, sondern das Geschlecht. Bei den späteren Arbeitsergebnissen ist man dann oft überrascht über die fachlichen Defizite, auch der weiblichen Führungskräfte. Im Sinne der Gleichberechtigung, dürfte dies zumindest als wenig hilfreich angesehen werden.
Umgang mit älteren Kollegen
Die Erfahrung und das Fachwissen von älteren Beschäftigten wird oft wenig geschätzt. Sie werden vielfach herablassend und wenig rücksichtsvoll behandelt.
Arbeitsbedingungen
Günstige Erreichbarkeit mit ÖPNV, Pkw und Fahrrädern. Büros wurden nach über zwölf Jahren 2022 erstmalig renoviert und sind jetzt wieder in Ordnung. Die Technik in der Dienststelle entspricht dem allgemeinen Standard im öffentlichen Dienst (Notebooks mit eingeschränkten Zugriffsrechten, Tischtelefone, Flurdrucker, Faxgerät).
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Kaum bis gar nicht ausgeprägt. Es wird gedruckt und anschließend archiviert, was das Zeug hält, um dann die Papierberge nach Ablauf der Aufbewahrungsfristen auszusondern (zu vernichten).
Präsenzarbeit wird erzwungen, obwohl dadurch klimaschädliche und kostenintensive Fahrtwege der Beschäftigten verursacht werden, ohne dass dies einen positiven Effekt für die Arbeitsergebnisse hätte. Viele Arbeiten ließen sich im Homeoffice genauso gut oder sogar effektiver verrichten. Ein Präsenztag in der Woche, an dem alle Arbeiten vor Ort ausgeführt würden, wäre hier ausreichend. Dienstreisen werden zum Teil mit mehr als den notwendigen Teilnehmern oder für mehr als die notwendige Zeit geplant. Auch hierdurch entstehen unnötige Reiseaufwendungen, die das Klima übermäßig belasten.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Bezahlung entspricht dem Niveau des öffentlichen Dienstes. Brandenburg belegt dabei im Beamtenbereich seit Jahren einen der letzten Plätze. Für Beamte sind deshalb ebenfalls seit Jahren Klagen anhängig hinsichtlich der Frage der Verfassungsmäßigkeit der Besoldung (amtsangemessene Alimentation). Ein Inflationsausgleich wurde bisher weder für 2022 noch für 2023 gezahlt. Im Angestelltenbereich sind viele Stellen niedrig bewertet, sodass auch nur eine geringere Bezahlung geleistet werden muss. Entwicklungsmöglichkeiten sind sowohl im Angestelltenbereich (z. B. durch Höherstufungen) als auch im Beamtenbereich (z. B. durch Verzahnungsämter oder einen laufbahnübergreifenden Aufstieg) kaum vorhanden. Es wird eher der Eindruck vermittelt, man solle doch mit dem zufrieden sein, was man habe (sicherer Arbeitsplatz, regelmäßige Bezahlung). Zusätzlich werden 15.- EUR monatlich steuerfrei als Zuschuss für ein Job-Ticket gezahlt. Bei der Einführung des Deutschlandticket-Job zum 1. Mai 2023 kam es zu einem solchen Chaos beim Arbeitgeber, dass dieses nun erst ab 1. Juni 2023 ausgestellt werden kann. Den finanziellen Schaden tragen die Beschäftigten selbst.
Image
Ein Imagefilm wurde für viel Geld gedreht. Viele Aktionen werden durchgeführt (Präsentation auf Ausbildungsmessen, Teilnahme am Zukunftstag, Youtube-Videos zur Fachhochschule für Finanzen und zu Ausbildung oder Studium in den Finanzämtern...), um den Arbeitgeber als modern und gar nicht verstaubte Verwaltung erscheinen zu lassen. Allein die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Viele Beschäftigte sind ernüchtert und demotiviert. Sie verrichten ihren Dienst nur noch nach Vorschrift. Ein hoher Krankenstand und viele Frührenten- bzw. vorzeitige Ruhestandsbeginne sind das Ergebnis. Die dadurch verdichtete Arbeit ist dann von den noch weniger werdenden Beschäftigten zu erbringen, was bei diesen wiederum zu den entsprechenden Auswirkungen führt. Man könnte hier von einem Teufelskreis sprechen.
Karriere/Weiterbildung
Alles hängt von der direkten Führungskraft ab. Weiterbildungsprogramme werden zwar regelmäßig in den Umlauf gegeben. Eine konkrete Förderung von Weiterbildung bleibt jedoch in der Regel aus. Wer sich aus eigenem Antrieb für eine Weiterbildungsmaßnahme anmeldet, hat vielleicht Glück, diese auch genehmigt zu bekommen.
Entwicklungsmöglichkeiten sind sowohl im Angestelltenbereich (z. B. durch Höherstufungen) als auch im Beamtenbereich (z. B. durch Verzahnungsämter oder einen laufbahnübergreifenden Aufstieg) kaum vorhanden. Nur für ganz ausgewählte Lieblinge, die durch ihre direkten Führungskräfte entsprechende Beurteilungen bekommen, erscheint ein zügiges Vorankommen möglich. Alle anderen müssen einfach die Zeit absitzen und sind irgendwann auch einmal dran. Durch die verfehlte Personalpolitik von Mitte der 90er bis Mitte der 00er Jahre ist ein Beförderungsstau entstanden, der nie mehr abgebaut werden kann, da er mit jeder Beförderungsrunde von unten nach oben fortgeführt wird. Der Unmut der Beschäftigten ist daher groß.