Meine Erfahrungen als Associate bei OC haben mir die Freude am Beruf genommen; "außen hui, innen pfui" trifft es gut.
Arbeitsatmosphäre
Vorab muss ich sagen, dass ich einige AnwältInnen kennengelernt haben, die recht angetan von ihren Vorgesetzten und der Arbeit waren und nach wie vor sind. Ich hatte leider weniger Glück. Wenn man als Berufseinsteiger regelmäßig minutenlang (meinen Teammitgliedern ging es wie mir) zusammengestaucht wird, weil man Fragen zur Marktüblichkeit von Klauseln hat, da man diese als BerufsanfängerIn nicht abschließend bewerten kann, ist das denke ich der falsche Ansatz, um Wissen weiterzugeben. Am Ende bin ich schon zusammengezuckt, wenn ich gesehen habe, dass mich meine Führungskraft anruft. Der ständige Verschleiß von Associates (recht deutlich >1 pro Jahr in einem kleinen Team) spricht zudem denke ich für sich. Wie schon gesagt: Sehr schade, weil es auch Teams gibt, in denen die Führungskräfte respektvoll kommunizieren und tatsächlich Wissen vermitteln wollen. Entsprechende Hinweise an das Management wurden auch bei dem jüngsten Abgang scheinbar (wieder) nicht gehört - die angekündigten Änderungen wurden bislang nicht umgesetzt. Ich bin wegen des Images der Kanzlei bei OC eingestiegen, leider musste ich schnell feststellen, dass viele Versprechungen nur heiße Luft waren.
Kommunikation
Zusammenfassend: Sehr (!) viel Politik.
Kollegenzusammenhalt
Innerhalb des Teams (Partnerebene ausgenommen) und auch zwischen den unterschiedlichen Abteilungen war die Stimmung gut, keine Ellenbogenmentalität.
Work-Life-Balance
Für eine Großkanzlei insgesamt in Ordnung - störend waren lediglich Nachtschichten, die eingelegt werden mussten, weil E-Mails erst verzögert (kurz vor dem Verstreichen entsprechender Fristen) an uns Associates weitergeleitet wurden. Auch ist es unnötig, von Mandanten gesetzte Fristen um einige Tage (inklusive Nachtschichten) unterbieten zu wollen, nur um am nächsten Tag übermüdet nichts zu tun zu haben.
Vorgesetztenverhalten
Viel zu häufig unterirdisch, vgl. oben. Respektlos, häufig gereizt/aggressiv, Hauptgrund für meine Kündigung. Leider gab es zudem eine absolut inadäquate Reaktion des Managements auf eine thematisch sensible Beschwerde.
Interessante Aufgaben
Durch die (zumindest inhaltlich) progressive Ausrichtung der Kanzlei Mandate in spannenden Bereichen, teilweise repetitive Aufgaben gibt es überall.
Arbeitsbedingungen
In Ordnung, im Sommer allerdings sehr warme Räumlichkeiten, im Winter zu kalt.
Gehalt/Sozialleistungen
Gemessen an der (regelmäßig) geringeren Arbeitsbelastung als bspw. in amerikanischen Transaktionskanzleien in Ordnung.
Image
Ernüchterung nach einem Blick hinter die Kulissen.
Karriere/Weiterbildung
Lunch & Learn: Super! Die gereizten Reaktionen der Führungskraft auf Nachfragen in meinem Team eher nicht...