Könnte so gut sein...
Arbeitsatmosphäre
Man hat ständig das Gefühl beobachtet zu werden. Es gibt eine sehr kleinteilige Zeiterfassung, bei der selbst interne Arbeiten Positionen zugewiesen werden müssen. Auch kleine Arbeiten sollten dringend gebucht werden, da sonst die Effektivitätsquote am Ende des Tages nicht stimmt.
Interne Arbeiten werden von der Chefetage dabei ungern gesehen, man wird immer mal wieder daran erinnert dass diese nicht zur Quote zählen, weil sie kein Geld bringen (sondern nur Kosten).
Ist der Chef nicht da ist die Atmosphäre angenehm entspannt und konzentriert.
Kommunikation
Kommunikation ist nie einfach, in diesem Fall aber ein besonderes Hindernis. Während die Kommunikation unter den Mitarbeitern weitgehend gut funktioniert, ist eine Kommunikation mit der Chefetage deutlich anstrengender.
Da der Chef kein Kompetenzen abgeben will (nicht einmal wenn er länger nicht da ist), muss ständig auf Rückmeldung gewartet werden, was durchaus eine Weile dauern kann. Dabei ändert er gerne einmal seine Meinung und kritisiert teilweise Ergebnisse, die er selbst erstellt hat - ohne das zur Kenntnis zu nehmen.
Konkrete Arbeitsanweisungen oder präzises und konstruktives Feedback bekommt man leider selten. Häufig hat man das Gefühl keine eigenen Vorschläge einbringen zu dürfen, weil diese kleingemacht oder ignoriert werden. Das dazu führt dass - obwohl viel Wert auf Kreativität gelegt wird - kaum Eigeninitiative zu finden ist.
Kollegenzusammenhalt
Der Kollegenzusammenhalt ist super. Die Stimmung im Team ist wirklich gut, man unternimmt gerne gemeinsam etwas und kann jederzeit andere um Rat oder Kritik fragen. Das gilt auch über die verschiedenen Abteilungen (IT / Grafik / Auftragsmanagement) hinweg. Ein riesen Pluspunkt!
Work-Life-Balance
Die Gleitzeit im Büro wird von manchen Mitarbeitern sehr locker gesehen. Das ist auch selten ein Problem. Kurzfristig einen Tag oder einen halben Urlaub zu nehmen ist je nach Auftragslage meistens möglich. Die Anzahl der Urlaubstage sind leider eher mittelmäßig und zudem durch vorgeschriebene Brückentage schon teilweise gebunden.
Pünktlich Feierabend ist kaum möglich, wenn der Chef im Haus ist. Regelmäßig wird man kurz vor Feierabend noch herbeizitiert, weil noch "ganz kurz" etwas Dringendes besprochen werden muss - was sich dann ewig ziehen kann. Feste Verabredungen nach Feierabend sind jedenfalls für die Mitarbeiter nur schwer möglich.
Vorgesetztenverhalten
Das allgemeine Verhalten geht teilweise bis hin zur Respektlosigkeit. Der Tonfall wird durchaus mal etwas schärfer, Abhängigkeiten werden offen ausgenutzt.
Es werden sehr hohe Erwartungen gestellt ohne im Gegenzug viel zu leisten. Ab und zu zeigt man sich zwar durchaus spendabel, wenn es im Sommer um einen Eisbecher oder einen TeamAusflug geht, aber eben nur punktuell.
Eigene Fehler werden übergangen, anderen Recht zu geben ist ein Ding der Unmöglichkeit. Zwar kann (vor allem am Anfang) sehr gut das Gefühl vermittelt werden dass Interesse an der eigenen Person besteht, diese Illusion löst sich aber leider bald auf. Dahinter wird es ausgesprochen egozentrisch. Eine sehr eigene Denkweise und die mangelnde Fähigkeit (oder Einsicht?) diese anderen zugänglich zu machen erschweren den Umgang.
Trotz strenger Kritik an den Leistungen gibt es kein gegenseitiges Gespräch, sondern lediglich eine Ansage und Drohungen. Konkstruktives Feedback, klärende Gespräche oder ein offener Austausch zur beiderseitigen Weiterentwicklung gibt es leider nicht.
Interessante Aufgaben
Wie in einer Agentur üblich sind die Aufgaben durch die verschiedenen Kunden aus unterschiedlichen Bereichen durchaus vielfältig. Wird man in Projekte mit einbezogen kann man auch als Azubi gleich aktiv an unterschiedlichsten Aufträgen mitarbeiten und lernt fast alle Bereiche des On- und Offline Marketings kennen.
Teilweise werden aber auch Zuständigkeiten über den eigenen Kopf hinweg neu vergeben oder von Anfang an nicht klar definiert, was zu Schwierigkeiten führt.
Gleichberechtigung
Obwohl bei der Geschlechterverteilung sicherlich einige Klischees bedient werden (Männer in der IT, überwiegend Frauen in der Grafik) würde ich die Gleichberechtigung als gut bezeichnen.
Für die recht geringe Größe des Teams ist eine ziemlich gute Diversität gegeben.
Umgang mit älteren Kollegen
Branchenbedingt ist das Durchschnittsalter relativ gering, das Alter der Kollegen spielt im internen Umgang aber auch keine nennenswerte Rolle.
Arbeitsbedingungen
Sehr modernes Bürogebäude mit guter technischer Ausstattung. Geschäftsauto ist für offizielle Fahrten vorhanden.
Im Sommer müssen aufgrund der Fensterfront zur Südseite die Jalousien leider die ganze Zeit geschlossen bleiben. Fenster können aufgrund der angrenzenden Straße nur bedingt geöffnet werden.
Die Abteilungen sind in offenen, aber räumlich getrennten Großraumbüros untergebracht, der Lärmpegel ist dementsprechend. Normalerweise wird aber genügend Rücksicht aufeinander genommen, außerdem erleichtert es die Kommunikation unter den Mitarbeitern.
Bei Bedarf stehen Einzelbüros zur Verfügung.
Eine Trinkwasseranlage sowie eine voll ausgestattete Küche steht zur freien Verfügung, die Benutzung wird sogar positiv gesehen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es wird darauf geachtet nicht unnötig Papier zu verbrauchen und Müll richtig zu trennen. Das geht größtenteils von den Mitarbeitern und weniger von der Agenturleitung aus.
Eine Solaranlage auf dem Dach ist geplant und soll den Strom für die eigene E-Tankstelle liefern. Für kürzere Dienstfahrten, Botengänge, etc. wird das Elektroauto genutzt.
Soziales Engagement wird unterstützt (UAW, evangelische Kirche, ...) ob aus ehrlichem Interesse kann ich nicht beurteilen.
Aus Stil-Gründen werden Kapsel-Maschinen für den Kaffee verwendet, die allerdings von einem Großteil der Mitarbeiter "boykottiert" werden.
Samples von Kunden und Lieferanten wie Notitzblöcke, Kugelschreiber, etc. dürfen intern nicht genutzt werden (nur das offizielle pfeifer marketing Material) und werden früher oder später im Müll entsorgt.
Gehalt/Sozialleistungen
Über die Gehälter darf nicht offen gesprochen werden, möglich dass diese schwanken. Ausbezahlt wird der Lohn pünktlich, die schriftliche Abrechnung kommt auch mal später an.
Image
Hierzu kann ich keine genaue Aussage treffen. Der Agenturinhaber gehört in Memmingen zum hohen Kreis (Lions Club, etc.), das soziale Image ist also sicherlich ein recht gutes.
Professionell wohl eher gemischt, wobei sich das m.M.n. eher auf die Arbeitsweise (chaotisch, verspätet, schlecht abgesprochen) bezieht als auf das Endergebnis, das doch in den allermeisten Fällen hochwertig und zuverlässig ist.
Karriere/Weiterbildung
Innerhalb des Teams gibt es quasi keine Hierachie, obwohl einige Kollegen mehr und einige weniger Verantwortung tragen oder Erfahrung mitbringen. Ein offizieller Aufstieg ist damit nicht möglich, man merkt nur an der Verteilung der Aufgaben und Verantwortungen wer gerade höher in der Gunst des Chefs steht und wer weniger.