Unter der Haube gibt es noch viel zutun...
Gut am Arbeitgeber finde ich
Gut war das Klima auf der Arbeitsebene. Alle haben am großen Ziel gearbeitet, auch wenn das eigentlich nicht wirklich bekannt war oder sich alle paar Wochen geändert hat. Jeder hat sich ins Zeug gelegt, gab es Probleme, wurden sie mehrheitlich gemeinsam gelöst.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Keine realistische Vision, keine klare Struktur, dafür Angstkultur, persönliche Anschuldigungen und mangelhafte Fehlerkultur und nicht zuletzt grenzwertige Häme gegenüber Mitbewerbern in den sozialen Medien.
Verbesserungsvorschläge
Selbstbeweihräucherung, auch hier auf Kununu(!) sollte durch Selbstreflektion ersetzt werden. Was sind denn die Kernkompetenzen und worin unterscheidet man sich nicht nur mit seinem Produkt am Markt, sondern auch als Arbeitgeber? Will man rückgradlose und willenlose Ameisen oder innovative und zufriedene Mitarbeiter, die sich mit dem Produkt und dem Unternehmen identifizieren, weil sie nach Qualifikation und Stärken eingesetzt und gefördert, statt nach Gutsherrenart in eine Ecke gesteckt und überfordert werden.
Arbeitsatmosphäre
Quantum steht im Zwiespalt, sich einerseits als hippes Startup zu geben, um Mitarbeiter anzulocken und sich andererseits gegenüber Kunden und Investoren als erwachsenes und vertrauenswürdiges Unternehmen zu präsentieren. Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit.
Auf der Arbeitsebene war die Atmosphäre meist gut, wurde jedoch durch Neid und Mißgunst einzelner, die als Mitbegründer der Firma in entscheidender Position sitzen, vergiftet. Mitdenken oder gar -machen wurde sanktioniert, nur „Ja und Amen“ war erwünscht.
Kommunikation
Auch hier: Auf der Arbeitsebene sehr gut, leider durch ständige Richtungswechsel im Zwei-Wochentakt völlig gestört. Jeder ist für alles verantwortlich oder wird einfach für alles verantwortlich gemacht, ohne daß es überhaupt eine klare Struktur gibt oder klar definierte Aufgaben- und Zuständigkeitsbereiche. Hier kommt dann nach über fünf Jahren noch immer die "Startup-Ausrede". Dem Vernehmen nach wird aber (dank der aktuellen Situation?) an zeitgemäßer Kommunikation und der Transparenz gegenüber den Mitarbeitern gearbeitet.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt ist auf Arbeitsebene und über die Bereiche hinaus gut, wurde jedoch zu meiner Zeit gezielt unterbunden. Die aktuelle Lage erschwert natürlich soziale Kontakte. Wer in solchen Zeiten von „sich einschließen“ schreibt oder „Kaffeegespräche“ anpreist hat m.E. den ernst der Lage und zeitgemäßes Arbeiten im Jahr 2021 nicht verstanden.
Work-Life-Balance
Man könnte zumindest für die entwickelnden Bereiche sagen, daß man hier sein Hobby zum Beruf machen kann. Für neue Mitarbeiter wird nach außen auch Startupatmosphäre ausgestrahlt, ist aber am Ende nur die Entschuldigung für das tatsächliche Chaos und gibt Vorschub zur Selbstausbeutung. Zu wenig Personal für viel Arbeit, die durch bessere Koordination deutlich leichter verteilbar wäre.
Zu meiner Zeit herrschte jedenfalls eine strikte Kernarbeitszeit von 9 bis 16 Uhr, auch am Freitag. Es wurde zwar nicht kontrolliert, da die Zeiterfassung erst Anfang 2021 eingeführt wurde, aber es wurde sehr wohl erwartet, daß man auch darüber hinaus anwesend und erreichbar war. Bei der Gehaltsverhandlung sollte man auf jedenfall das Kleingedruckte lesen, wie beispielsweise die Vergütung von Überstunden.
Die Genehmigung von Urlaub hängt stark von Projektaufkommen ab, aber selbst da wird man noch wegen Lappalien angerufen. Geht gar nicht!
Vorgesetztenverhalten
Auch hier reichlich Geburtsschmerzen. Die meisten Teamleads haben keinerlei Führungserfahrung und sind quasi mit dem Unternehmen gewachsen, ungeachtet ob sie geeignet oder gewillt sind, der Aufgabe wirklich gerecht zu werden. Das Führen von Mitarbeitern wird von der GF als „quasi nebenher“-Aufgabe verstanden. Von Mentoring und Fördern weit entfernt, dafür aber reichlich Fordern, wie an dem Kommentar aus dem Management zu lesen ist. Da werden die Mitarbeiter gern als unfähig und Motzer bezeichnet und entlassen, statt sie zu befähigen und Mißstände abzustellen.
Entscheidungen werden zudem nicht auf Basis von Best-Practice oder Fakten getroffen, sondern nach Gutsherrenart und auf persönlichen Befindlichkeiten einzelner.
Interessante Aufgaben
Einerseits Zukunftstechnologie, anderseits Methoden von Vorgestern. Statt moderner, agiler Entwicklungsprozesse herrscht Bastelbudenmentalität, als würde man Kofferradios bauen und nicht Flugzeuge. Einschlägige Entwicklungsprozesse aus der Luftfahrt sucht man vergebens.
Innovation und Eigeninitiativen werden im Keim erstickt, die Argumente sind "haben wir schon immer / noch nie so gemacht" und "brauchen wir nicht". Man darf gespannt sein, wie es wird, wenn die Drohnenverordnung kommt und die Ausrede, daß man ja keine Leute transportiert, nicht mehr zieht. Gerade im Autonomen Bereich und auf dem selbsternannten Weg zum Champion sollte man sich seiner Verantwortung um so mehr bewußt sein!
Gleichberechtigung
Es gibt naturgemäß wenig Frauen in dem Bereich. Die einzige Führungsposition, die mir bekannt ist, ist die HR-Managerin, die übrigens immer ein offenes Ohr für Ihre Schäfchen hat, nur leider selbst noch nicht so lange dabei ist. Weibliche Teamleads gab es zu meiner Zeit im Bereich Einkauf, Marketing und Sales.
Die Kommentare in den sozialen Medien waren bisweilen jedoch etwas Grenzwertig, so daß man den Eindruck gewinnen könnte, daß Frauen eher schmückendes Beiwerk sind.
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt kaum ältere Kollegen. Das wäre sicher eine Chance, Erfahrung, charakterliche Festigung und Leitbilder zu schaffen.
Arbeitsbedingungen
Es gibt einen wöchentlichen Obstkorb, Kaffee und höhenverstellbare Tische, einen Raum mit Tischtennisplatte und eine große Gemeinschaftsküche mit Vollausstattung und Getränken zum kleinen Preis.
Homeoffice war zu meiner Zeit ein absolutes Tabuthema. Einem Teamkollegen wurde der Antrag trotz weiter Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu Beginn der zweiten Welle entschieden abgelehnt und stattdessen die Nutzung des Firmenwagens angeboten. Das Hauptargument war, daß die Mitarbeiter ja allesamt jung seien und nicht zu den Risikogruppen gehörten. Dass junge Mitarbeiter meist noch engen Kontakt zu ihren nicht mehr so jungen Eltern haben, wurde dabei völlig außeracht gelassen.
Inzwischen scheint man sich dank der Vorgaben durch die Bundesregierung jedoch bewegt zu haben, aber wie in vielen anderen Bereichen auch, fehlt schlicht das Vertrauen in die Mitarbeiter und der Wille, dauerhaft die passende Infrastruktur zu schaffen.
Fehler im Management werden auf dem Rücken der Mitarbeiter ausgetragen, die Fehlerkultur besteht darin, Nachzuweisen, wer an welcher Stelle versagt hat, statt sachlich und nüchtern das Unternehmen voran zu bringen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Mülltrennung ist ein großes Thema, findet aber nur in der Whatsapp-Gruppe und den Eimern statt, die große Tonne ist dann wieder egal. Ähnlich läuft es mit den Mitarbeitern, die unter ständiger Angst leben, nicht verlängert zu werden, egal welche Ebene, welcher Bereich oder ob gerade Nachwuchs gekommen ist.
Zu meiner Zeit waren die meisten Arbeitsverträge befristet. Ein Kollege, der gerade frisch aus der Elternzeit gekommen ist, wurde nicht verlängert, statt dessen scheinbar zwei weitere Projektmanager eingestellt, wie im Kommentar durch das Management zu lesen ist. Einem Teamkollegen wurde für eine weitere Verlängerung der Besuch von Deutschkursen auf eigene Kosten und in der Freizeit zur Auflage gemacht (so viel auch zu den Weiterbildungsmöglichkeiten). Soziale Verantwortung sieht anders aus!
Gehalt/Sozialleistungen
Zu meiner Zeit waren die Gehaltsunterschiede in meinem Team gewaltig. Es ist schön zu lesen, daß hier wohl mehr Transparenz herrscht, allerdings ist das keine Errungenschaft von Quantum, sondern gesetzlich vorgegeben.
Image
Quantum hat einen sehr fähigen PR-Bereich (nochmal großes Lob für die Seite und Arbeit auf den sozialen Medien!) und achtet auch sonst stark auf sein Image. Da wird man bei negativen Kommentaren auch gerne mal ausfindig gemacht und über die Plattform aufgefordert, diese anzupassen. Es bleibt zu hoffen, daß künftig mindestens genauso viel Mühe in die Struktur, das Produkt, die Entwicklung und nicht zuletzt, vor allem aber auch das Humankapital gesteckt wird.
Karriere/Weiterbildung
Zu meiner Zeit hatte ich für mein Team weder ein Budget noch Zeitkontingente, die ich zur Weiterbildung hätte verteilen können. Auch aus anderen Teams sind mir weder eine strukturierte Fähigkeitenmatrix noch Entwicklungspläne oder Perspektiven für das Personal bekannt.
Ein Ausbilderschein ist sicher weniger ein „goodie“ für den Mitarbeiter als mehr ein Zugewinn für das Unternehmen, um selbst ausbilden zu dürfen. Auch sind Finanzierung von Studien oder einzelne Doktorarbeiten noch kein Aushängeschild für ein Unternehmen, das seine Mitarbeiter in allen Belangen und Ebenen fördern will. In dem Bereich gibt es für Quantum noch viel zu tun.