Nach Übernahme: Kapitalismus setzt Idealismus Grenzen
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das Unternehmen ist keine Abzocke von Privatkunden oder Werbungsfinanziert. Das ist für alle Entwickler mit Gewissen angenehm und durchaus ein Pluspunkt.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Durch die Übernahme von AMCS wurde der Idealismus der Firma Quentic beerdigt. Bereits bestehende Probleme wurden nicht verstanden oder angegangen, innerbetriebliche Abläufe wurden technisch um Jahre zurückgeworfen und es zählen gefühlt nur noch wirtschaftliche KPIs.
Verbesserungsvorschläge
Die Mitarbeitenden sind frustriert und enttäuscht. Wenn nicht noch mehr Fachwissen und Wissensinseln verloren gehen sollen, muss aktiv auf die Bedürfnisse und Sorgen der Angestellten eingegangen werden. Es lässt sich nicht Alles mit sporadischen Neueinstellungen kompensieren.
Arbeitsatmosphäre
Mittlerweile scheinen wirklich alle Abteilungen frustriert und genervt. Selten mag jemand Verantwortung übernehmen, Arbeit wird lieber über den Zaun zu einem anderen Team geworfen.
Krankenstand ist mittlerweile sehr hoch. Viele Abschiede von langjährigen Mitarbeitenden, die nicht oder nicht schnell genug nachbesetzt werden können.
Kommunikation
Es finden mittlerweile wieder regelmäßig All-Hands-Calls statt. Trotzdem werden Probleme und Sorgen der Mitarbeitenden nicht offen und proaktiv angesprochen. Es geht meist um die aktuellen KPIs und die Ziele. Bei anderen Themen wird erst reagiert, wenn der Buschfunk eskaliert. Und dann aus meiner Sicht auch sehr unglücklich. Löschen lassen von Kununu Bewertungen statt echtes Auseinanderzusetzen mit der Kritik zähle ich dazu.
Unter den Mitarbeitenden leidet die Abteilungsübergreifende Kommunikation immer mehr am Homeoffice und den eingesparten Firmenevents.
Im Flurfunk ist der Frust und die Enttäuschung permanent spürbar.
Kollegenzusammenhalt
Viele bleiben nur noch wegen die tollen Kollegen in der Firma. Über die Abteilung hinaus findet aber wenig Austausch statt.
Work-Life-Balance
In der IT weiterhin angenehme Balance. Im Unternehmen gibt es Gleitzeit ohne Kernarbeitszeit.
In Abteilungen mit vorgegebenen Zielen eher Druck, weil die Ziele sehr ambitioniert sind und Abgänge kompensiert werden müssen.
Globale Teamstrukturen bringen Probleme durch die Zeitzonen.
Vorgesetztenverhalten
Topdown wird meist als stille Post kommuniziert, hier kommt dann bei den Mitarbeitenden Unterschiedliches an und stiftet noch mehr Verwirrung.
Klare Ansagen sind selten, weil die Entscheidungen wahrscheinlich erst viel weiter oben getroffen werden.
Interessante Aufgaben
Es gibt in der Entwicklung durch Möglichkeit, sein Themengebiet zu wechseln und sich so neue Aufgaben zu suchen. Trotzdem unterliegt man sich permanent ändernden Prioritäten und muss damit leben, dass die Software keine schnellen und einfachen Lösungen mehr zulässt. Jeder Change hat Potential, zu eskalieren.
Gleichberechtigung
Auffällig wenig Frauen in höheren Positionen. In der IT vielleicht minimal besser als durchschnittliche Frauenquote.
Umgang mit älteren Kollegen
Altersdurchschnitt eher gering, Ältere müssen sich an der Performance von 20-30 Jährigen messen lassen, was auf Dauer schwer ist.
Arbeitsbedingungen
Nach langer Zeit nun endlich auch Betriebssystem abseits von Microsoft nutzbar. Softwaretools halbwegs aktuell, Personalsoftware ist katastrophal und auf dem Stand der 90er Jahre.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Auf dem Fahnen steht "sustainability that means business"
Letzteres direkt deutlich wichtiger zu sein. Jobrad wird auch nach jahrelangem Anfragen nicht eingeführt, Mülltrennung im Büro findet nur symbolisch statt (am Ende landet alles in einer Tonne). Mitarbeitende wünschen sich offen neue Engagement und Nachhaltigkeit der Firma. Passieren tut wenig bis nichts. Klassisches Greenwashing.
Gehalt/Sozialleistungen
Eher durchschnittliche Gehälter. Bei Quentic haben viele Mitarbeitende aus idealistischen Gründen angefangen.
Leider werden seit der Übernahme durch AMCS Events und Benefits gestrichen. Für Remotearbeitende gibt es nahezu keine Möglichkeiten mehr auf Events in der Firma oder im Team teilzunehmen. Benefits sind eher auf dem Standort Berlin fokussiert.
Standards wie betriebliche Altersvorsorge oder der Minimalzuschuss zum Öffiabo sind möglich.
Image
Ich würde aktuell niemanden diese Firma als Arbeitgeber empfehlen. Zumindest nicht, wenn die Motivation Nachhaltigkeit, Mitgestaltung oder Entfaltung ist.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt ein Budget für Weiterbildung, es braucht aber Energie und Aufwand, dieses dann auch einzufordern.