Abwechslungsreiche Ausbildung, die abhärtet
Gut am Arbeitgeber finde ich
Gerade die ersten Wochen der Ausbildung waren sehr aufregend und von neuen Erfahrungen und Möglichkeiten geprägt. Auch die Firmenevents wie Sommerfest und Weihnachtsfeier waren sehr spaßig (bis auf den Aufbau).
Freitags fand immer der interne Unterricht für die Auszubildenden statt sowohl für die Grundlagen (Excel, Word, Produktschulungen etc.) als auch zu speziellen Kundenprojekten. Das fand ich großartig.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Art, wie Führung gelebt wird!
In der Ausbildung wurde mir der Eindruck vermittelt, dass ich der Raynet etwas schulde, weil ich für ein so großartiges "Familienunternehmen" arbeiten darf. Es wird Loyalität erwartet, aber mir fällt außer der pünktlichen Lohnzahlung nichts ein, worin diese begründet sein soll. Die einzigen Gründe, nach der Ausbildung bei Raynet zu bleiben, sind für mich, dass man zu faul ist, sich anderweitig zu bewerben oder man schließlich tatsächlich glaubt, jedes andere Unternehmen würde seine Mitarbeiter mindestens genauso schlecht behandeln.
Insgesamt ist Raynet ein Ausbildungsunternehmen, das abhärtet und gut auf die berufliche Zukunft vorbereitet. Ab da kann es nur besser werden :)
Verbesserungsvorschläge
Zahlt euren Mitarbeitern mehr Geld und bringt ihnen echte Wertschätzung entgegen. Das kann nicht teurer sein als alle 6 Monate jemanden neu auf der Position einzuarbeiten und wäre definitiv besser für das Betriebsklima.
- Hört auf Kritik und Sorgen eurer Mitarbeiter, setzt Vorschläge um!
- Schafft "Mehrstunden" ab
- Hört auf Homeoffice zu verteufeln
- Definition klarer Prozesse über Abteilungen hinweg
- Reduziert den Anteil an Auszubildenden
- Erhöht die Anzahl der Urlaubstage
- Respektiert Krankheitstage und schafft die AU ab dem 1. Tag ab
- Holt euch externe Berater für die Führungskräfte
Die Ausbilder
Es gab keinen direkten Ausbilder, die Verantwortung hat die Abteilungsleitung übernommen. Oftmals fehlte die Zeit oder es wurde keine Priorität auf 1 zu 1 Gespräche gelegt. Wenn es dazu kam, konnte ich aber sehr offen meine Meinung und Sorgen mitteilen. Viele Änderungen hat das leider nicht bewirkt.
Spaßfaktor
Insgesamt war die Ausbildungszeit völlig in Ordnung. Das bedingt sich aber größtenteils in den tollen Kollegen und weniger in der Art der Aufgaben oder der Arbeitsatmosphäre. Ab dem zweiten Ausbildungsjahr hatte ich manchmal wirklich gar keine Motivation zur Arbeit zu gehen.
Aufgaben/Tätigkeiten
Auf die Berufsschule wurde nicht besonders viel wert gelegt, solange die Noten in Ordnung waren.
Es gab durchaus die bekannten Azubiaufgaben wie Wasser holen, Event vorbereiten/aufbauen oder Kaffeemaschine reinigen etc. Diese Tätigkeiten haben aber keine Überhand gewonnen.
Die Ausstattung ist in Ordnung. Es gibt höhenverstellbare Schreibtische und zwei Monitore. Die Headsets und die Telefonie über Tischtelefone fand ich etwas veraltet.
Variation
Vielfältiges Aufgabenspektrum und somit auch persönliches Entwicklungspotenzial, was für mich in der Ausbildung perfekt war. Allerdings habe ich mich zu häufig komplett ins kalte Wasser geworfen gefühlt nach dem Motto: Haben wir noch nicht gemacht, am Ende soll es funktionieren, mach mal schnell, aber wehe es ist nicht genau so, wie der Vorgesetzte es sich vorstellt.
Die Möglichkeit, auch Einblicke in andere Abteilungen zu bekommen, hatte ich leider nicht.
Respekt
Das Verhalten unter den Kollegen war hervorragend und wenn es mal Probleme gab, konnten die direkt angesprochen oder dem Vorgesetzten gemeldet werden.
Was mir extrem gefehlt hat, war der Respekt der Vorgesetzten mir gegenüber. Es wurden persönliche Grenzen überschritten, Erwartungen gestellt und Bemerkungen gemacht, die für mich an Psychoterror grenzten. Ich habe auch erlebt, wie über Anmerkungen von Mitarbeitern die Augen verdreht wurden.
Karrierechancen
Es wird viel mit schnellen Aufstiegsmöglichkeiten geworben, leider damit aber auch erhöhter Stress und unbezahlte Mehrstunden begründet. Wie weit man tatsächlich kommen kann, wenn man Freizeit und psychische Gesundheit opfert, wollte ich allerdings gar nicht erst herausfinden.
Die Übernahmegespräche finden, soweit ich mitbekommen habe, immer sehr kurzfristig vor Ausbildungsende statt. Ob das auf mangelnde Organisationsfähigkeit oder eher darauf zurückzuführen ist, dem Auszubildenden möglichst wenig Zeit zu geben, sich anderweitig zu bewerben, kann ich nicht beurteilen.
Arbeitsatmosphäre
Der Anteil an Auszubildenden im Vergleich zu Festangestellten ist sehr hoch und die Fluktuation unter den Mitarbeitern ist enorm. Dadurch fallen einem als Auszubildende auch wichtige Aufgaben zu und man wird automatisch von Kollegen ernst genommen.
Die Arbeit im Team war immer sehr freundschaftlich und besonders die gemeinsamen Mittagspausen haben eine gute Abwechslung zum Arbeitsalltag gegeben.
Das große ABER ist leider die Führungsebene. Am Ende wird jeder einzelne für mangelnde Unternehmenserfolge verantwortlich gemacht. Es wird auch schonmal laut gebrüllt. Der Arbeitsalltag war immer geprägt von Druck und dem Gefühl sich für jede Tätigkeit rechtfertigen zu müssen.
Ausbildungsvergütung
Im Vergleich mit meinen Kollegen aus der Berufsschule lag die Ausbildungsvergütung im unteren Durchschnitt.
Weihnachts- oder Urlaubsgeld gibt es nicht. Gehalt wird pünktlich bezahlt.
Mehr als 25 Urlaubstage gibt es für Auszubildende nicht und das ist auch der Standard in Festanstellung.
Arbeitszeiten
Gelobt wird, wer am längsten am Schreibtisch sitzt und Homeoffice wird eher als Schimpfwort verstanden, denn dort gäbe es ja keine Möglichkeit der Überwachung.
Die Überstunden oder eher "Mehrstunden" können zwar erfasst, aber nicht abgebaut werden. Wer sich traut, doch nach einer Möglichkeit des Überstundenabbaus zu fragen, bekommt eher eine hochgezogene Augenbraue, als einen Umsetzungsvorschlag.