Eine Firma die vom richtigen Weg abgekommen ist - kfm. Sicht
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Die Kollegen und die Gleitzeit. Es gab viele nette Kollegen, doch inzwischen sind fast alle gegangen.
- Die Betriebskantine
- Geschenke an Weihnachten
- Betriebsrat engagiert sich für Spenden
- Kostenlose heiße Getränke, kostenloses Wasser in den Sommermonaten
- Obstkörbe im Sommer / Aktionstage
- Tarifvertrag
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- Keine Menschlichkeit in der Führungsebene vorhanden
- Kosten sind immer – und viel zu stark - im Mittelpunkt
- Mitarbeiter werden entlassen um Kosten zu sparen, obwohl man dringend mehr benötigen würde. Diese Stellen werden oftmals nicht nachbesetzt - Überlastung der restlichen Mitarbeiter
- Führungsebene versteckt sich hinter amerikanischem Mutterkonzern
- Die Führungsebene weiß ganz genau was in dieser Firma schief läuft. Trotzdem wird keiner richtig aktiv.
- Keine Zukunftschancen aufgrund starrer Strukturen
- Der Wille wirklich etwas in der Firma positiv zu verändern ist nicht vorhanden
Verbesserungsvorschläge
Es sollte dringend an der Personalpolitik gearbeitet werden. Man sagt zwar immer die Mitarbeiter sind am wichtigsten aber man behandelt sie nicht so. Viele Mitarbeiter haben hohes Potential, werden aber durch starre, unsinnige Vorgaben und ungeeignete Führungskräfte negativ beeinflusst. Um diese Firma wieder zu einem guten Arbeitgeber zu machen, muss man die Führungsebene / die direkten Vorgesetzten austauschen. Es werden dringend Vorgesetzte benötigt, die fachlich kompetent sind, menschlich agieren und sich nicht hinter sinnlosen Vorgaben verstecken. Die zweite sehr große Baustelle ist, dass im Konzern ankommen muss, dass man nicht mehr im Jahr 1990 lebt. Die Prozesse, Strukturen und Ansichten über die Arbeitswelt sind teils stark veraltet. Es ist nicht immer alles gut, nur weil man es früher schon so gemacht hat.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre ist durchwachsen. Es gibt dort viele tolle Kollegen. Leider sind die meisten von der Arbeit überlastet und gestresst, durch den enorm hohen Druck der von oben aufgebaut wird, so dass sie die meiste Zeit eher mürrisch oder abweisend sind. Das es im Grunde aber nette Menschen sind merkt man, wenn man die Kollegen besser kennen lernt.
Kommunikation
Kommunikation ist nicht wirklich vorhanden. Vieles bekommen die Mitarbeiter nicht mit, da nur wenige Informationen weitergegeben werden. Es gibt Infobretter in den Gebäuden und auch Rundschreiben. Meistens sind dort aber eher unwichtige Themen drauf. Auch in den Abteilungen ist die Kommunikation schlecht. Teils wissen die Mitarbeiter selbst nicht, was in ihrer eigenen Abteilung passiert. Das meiste erfährt man (leider) von anderen Mitarbeitern über den Flurfunk. Der hingegen funktioniert dafür umso besser.
Kollegenzusammenhalt
50/50. In einigen Abteilungen herrscht eine Ellenbogengesellschaft in anderen ist es sehr kollegial. Im Grunde sind die meisten aber alles nette (und hilfsbereite) Leute, die es nicht leicht haben, da viel Druck aufgebaut wird. Wenn man sich die Mühe macht die Menschen besser kennen zu lernen und hilfsbereit auf andere zugeht, so bekommt man das auch zurück.
Work-Life-Balance
Abhängig von der Abteilung in der man sich befindet. Manche wenige haben eine gute Work-Life-Balance, die anderen nicht. Überstunden werden als Selbstverständlichkeit angesehen. Personen mit Familien werden teils misstrauisch beäugt. Da fallen von Vorgesetzten hinter dem Rücken der jeweiligen Mitarbeiter auch gerne mal gehässige Sätze in Bezug auf die Familie. In manchen Abteilungen gibt es auch unausgesprochene Arbeitszeiten (trotz Gleitzeit) an die man sich halten muss. Positiv ist die Möglichkeit der Altersteilzeit und das ältere Mitarbeiter regelmäßig einen freien Tag erhalten, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht haben. Die vorhandene Gleitzeit ist (wenn man sie denn nutzen kann und darf) natürlich ein Pluspunkt.
Vorgesetztenverhalten
Achtung – Stark autoritärer Führungsstil! Das ist leider der allerschlimmste Punkt. Vorgesetzte, die einen guten Draht zum amerikanischen Mutterkonzern haben, können sich (fast) alles leisten und mit ihren Mitarbeitern umgehen wie sie wollen. In nur sehr wenigen Abteilungen gibt es nette und kompetente Vorgesetzte. Narzisstische Verhaltensweisen und dementsprechende Handlungen sind leider in vielen Abteilungen an der Tagesordnung. Dazu zählt auch starke Überheblichkeit und machtmotiviertes Verhalten, das zu einem toxischem Arbeitsumfeld führt. Viele kennen sich in ihren eigenen Abteilungen nicht aus und haben auch fachlich keine Kompetenzen. Das erschwert die Arbeit für die Mitarbeiter zusätzlich. Es gibt auch massenhaft Beschwerden zu diesem Thema, die von Mitarbeitern eingereicht wurden, trotzdem passiert nichts. Ich kenne mehrere Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen, die weinend aus der Firma rausliefen, weil sie es nicht mehr ausgehalten haben.
Interessante Aufgaben
Abteilungsabhängig. Innovation wird nicht wirklich gelebt. Man möchte es lieber so machen, wie man es immer schon gemacht hat. Daher gibt es nicht viel neues oder spannendes zu entdecken. Wenn doch mal eine spannende Aufgabe auf dem Tisch liegt, wird man eingeschränkt, da man Projekte so günstig wie möglich statt so gut wie möglich umzusetzen soll. Auf Dauer recht frustrierend.
Gleichberechtigung
Vitamin B spielt eine immer größer werdende Rolle. Alle, die einen guten Draht zum amerikanischen Mutterkonzern haben, können sich viel leisten. Es zählt nicht die Arbeitsleistung, sondern wie gut sich jemand vermarkten kann. Die Gleichberechtigung bezüglich der Geschlechter ist durchwachsen. Vor Ort o.k. doch vor allem im Mutterkonzern fällt auf, dass bestimmte Stereotypen häufig in höheren Positionen vertreten sind.
Umgang mit älteren Kollegen
Manche älteren Mitarbeiter mussten bis zu ihrem letzten Arbeitstag voll mitarbeiten und wurden auch kurz vor der Rente nicht entlastet. Oftmals fehlten für die Stellen der angehenden Rentner auch die Nachbesetzungen. Außerdem habe ich auch schon erlebt, dass Mitarbeiter, die viele Jahrzehnte in der Firma gearbeitet haben nichts bei ihrem Austritt erhalten haben. Kein Dankeschön von den Vorgesetzten oder der Geschäftsführung, keine Blumen, kein Geschenk. Die Mitarbeiter untereinander gehen jedoch sehr gut mit älteren Kollegen um. Dort sieht man auch eine große Hilfsbereitschaft und Höflichkeit den Älteren gegenüber. Sehr gut ist die Möglichkeit der Altersteilzeit und dass man ab einem bestimmten Alter regelmäßig einen Tag frei bekommt. Daher auch die 3 Sterne.
Arbeitsbedingungen
Technisch gesehen lebt man eher in der Vergangenheit, da man immer überall sparen muss. Die Büroräume sind in ca. 70 % der Gebäude in einem guten Zustand. Bei den restlichen 30 % ist es im Winter eiskalt, während man im Sommer fast schon vor Hitze eingeht. Die Toiletten sind je nach Gebäude in einem guten oder sehr schlechten baulichen Zustand. Der Tarifvertrag gibt dem ganzen einen positiven Touch. Die Gleitzeit und die 37,5 h Woche ist durchaus angenehm. Gesetzliche Regelungen greifen nach dem Tarifvertrag.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Nach außen hin wird viel für das gute Image getan. Vom inneren der Firma sieht es etwas anders aus. Sh. Pressemeldungen dazu, dass mehrere tausend Liter Tuloul ins Abwasser geflossen sind?! Eine Stellungnahme hat das Unternehmen dazu nicht abgegeben. Es werden manchmal mehr Sachen bestellt als man benötigt um einen Mengenrabatt zu erhalten. Das was dann übrig bleibt, wirft man weg. So viel zum Thema Ressourcen schonen. Gut ist die Mülltrennung im Unternehmen, sowie die organisierten Info-Umwelttage.
Gehalt/Sozialleistungen
Gezahlt wird nach Tarifvertrag und das auch immer pünktlich. Sozialleistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld sind vorhanden. Definitiv ein positiver Punkt - die Frage ist nur: Wie lange noch? Es gibt aber trotzdem Möglichkeiten die Mitarbeiter klein zu halten. Für Mitarbeiter, die mit ihren Vorgesetzten kein Glück haben, ist es kaum möglich mehr Gehalt zu bekommen. Da werden neue Aufgaben übertragen aber Gehaltsanpassungen folgen nicht. Man flüchtet sich dann gerne in Ausreden warum es diesmal wieder nicht möglich ist das Gehalt an die neuen Aufgaben anzupassen. In meinen Augen ein Versuch die Arbeitsleistung der Mitarbeiter möglichst günstig zu bekommen.
Image
Derzeit profitiert das Unternehmen noch von seinem ehemaligen, längst vergangenem guten Ruf. Man bemüht sich auch das Image bestmöglich nach außen darzustellen. Trotzdem bröckelt die Fassade (zu Recht) langsam. Image und Realität stimmen nicht überein und man hört von vielen Mitarbeitern wie unzufrieden sie sind.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungen werden angeboten und teilweise finanziell unterstützt. Leider ist die Wahrscheinlichkeit, dass man nach der Weiterbildung aufsteigt oder sich am Gehalt etwas verändert gering. Weiterbildungen zählen zu den ersten Maßnahmen, die man einstellt, wenn gespart werden soll. Auf der Karriereleiter nach oben zu kommen ist (unabhängig der Leistung) möglich, wenn man die Kontakte zum Mutterkonzern pflegt und zu allem ja sagt. Teilweise werden Mitarbeitern die Aufgaben von anderen übertragen (z.B. wenn Mitarbeiter kündigen oder Stellen gestrichen werden) und diese bekommen dann dadurch einen neuen Jobtitel. Im Endeffekt ist das aber kein Aufstieg. Man bekommt nur einen neuen Titel und deutlich mehr Aufgaben. Leider habe ich auch viele gute, junge Kollegen frisch nach der Ausbildung gesehen, die motiviert waren und sich weitergebildet haben und trotzdem keine Karrierechancen erhielten. Die haben dann natürlich das Unternehmen verlassen.