Mal wieder eine richtige Bewertung
Gut am Arbeitgeber finde ich
die Kantine ist ganz in Ordnung (generell, derzeit nicht), es gibt Zuschuss zur ÖPNV-Fahrkarte, einen Betriebskindergarten, generell (nicht überall) Maßnahmen für gute Arbeitsergonomie, bezuschusste (kurze) Massagen bei Semikron
Was auffällt: sie beziehen sich leider nicht auf die Arbeit, sondern nur das Drumherum. Nette Gesten und auch eindeutige Vorteile sicher. Aber wenn der Rest nicht stimmt, reißen es die Sachen auch nicht raus.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Firma hält an überholten verkrusteten Strukturen fest und entwickelt sie immer weiter. Veränderungen bestehen darin, quasi alles beim Alten zu belassen, es aber anders zu nennen. Die Arbeitsabläufe sind starr und ineffizient. Die Hierarchiepyramide wird immer weiter gebaut. Insgesamt mutiert Semikron immer weiter zu einer Behörde. Und dann wundert sich die Geschäftsführung darüber, dass die Firma mit ihren jahrzehntealten Produktionsabläufen nicht mehr wettbewerbsfähig ist.
Alle Innovationen der letzten Jahre sind entweder gefloppt oder wurden während der Entwicklung eingestellt. Wichtige Produkte werden seit Jahren oder Jahrzehnten nicht mehr weiterentwickelt oder verbessert.
Die Firma tritt selbstherrlich auf. Wandel, Veränderung und Innovation gab es vor vielen Jahren mal, inzwischen ist das längst ausgestorben. Zwar agiert der Betriebsrat manchmal als Fortschrittsbremse, aber das meiste, was was bringen würde, wird vom mittleren und oberen Management einfach unterlassen, obwohl immer wieder angemahnt, und die eingeführten Verschlimmbesserungen tun ihr pbriges.
Verbesserungsvorschläge
In den anderen Kategorien sind genügend verbesserungswürdige Punkte aufgezählt.
Arbeitsatmosphäre
Die meisten machen das Nötige. Viele haben innerlich gekündigt. Diejenigen, die schon lange da sind, haben mit innerer Distanz und anderen Mitteln ihren Weg gefunden ihr Ding zu machen und nicht allzu deprimiert zu werden.
Kommunikation
Insgesamt ist die Kommunikation von Intransparenz und Unehrlichkeit geprägt. Die seltenen Mitteilungen der Geschäftsleitung sind meistens nur hohles Gefasel und Management-Floskeln. Auch wenn gern das Gegenteil behauptet wird, besteht die tatsächliche Strategie darin, die Mitarbeiter möglichst dumm zu halten. Auch der Rest der Führungsriege sieht Informationsvorsprung als Schlüssel zum Machterhalt an. Kurzarbeit? Ankündigung 2 Tage vorher. Jemand von der Geschäftsleitung ausgewechselt? Aushang mit 4 Sätzen reicht. Abteilungsversammlung als Informations- und Diskussionsrunde? Unnötig. Usw.
Kollegenzusammenhalt
Kann gut sein oder auch nicht. Mentalität von die (aus der anderen Abteilung) und wir. Mit den Kollegen im Büro kommt man aus (gezwungenermaßen), aber danach geht jeder seiner Wege. Kollegen, die sie nicht kennen, ignorieren die meisten komplett. Von Semikron organisierte außerdienstliche Aktivitäten wurden leider vor längerem eingestellt. Eine Firmenfeier findet auch nur alle soundsoviel Jahre statt.
Work-Life-Balance
Ich zähle mich zu denen, die auch während der Arbeitszeit leben. Deshalb kann ich mit diesem Konzept nichts anfangen. Es besteht kein Gegensatz zwischen dem Beiden. Wenn man während der Arbeitszeit darauf wartet, dass sie endet und man leben kann - prost Mahlzeit. Leider sind bei Semikron viele mit dieser Einstellung, weil die Firma sie mit verschiedenen Strategien kultiviert. Ich selbst habe in positives Verhältnis zur Arbeit generell (zu der bei Semikron allerdings nicht mehr so sehr).
Vorgesetztenverhalten
Das größte Manko. Die Gruppenleiter sind ein Heer von Duckmäusern (unter dem Diktat der Abteilungsleiter vermute ich). Aus fachlicher Sicht vielleicht geeignet, fehlen vielen jedoch jedwede Fähigkeiten beim Umgang mit und vor allem der Führung von Menschen. Führung heißt Befehle verteilen, Kontrolle wahren und wichtig tun. Führungskompetenz besitzen sie zwar nicht, dafür viele Strategien, um sich in ihrer Wichtigkeit zu bestätigen und überlegen zu fühlen. Zum Beispiel indem sie ihre Untergebenen kleinhalten. Die Einteilung in oben und unten gehört zu den wichtigsten bei Semikron. Und ich bekomme regelmäßig deutlich gemacht, dass da, wo ich bin, unten ist.
Die Gespräche beschränken sich häufig auf Kommandos und was an der getanen Arbeit besser sein sollte und zusätzlich noch erledigt werden muss. Auch hier viel Dummhaltepolitik: Diskussionen über Sachen, für die ich zuständig sein soll, werden hinter meinem Rücken geführt usw.
Interessante Aufgaben
Generell gibt es interessante Themen. Viele meiner Aufgaben sind aber nur sinnlose Beschäftigungen, die sich jemand in den Kopf gesetzt hat. Man ist dadurch aktiv aber nicht produktiv. Beim Arbeiten trifft man generell auf Anweisungen, Grenzen, Hürden und Schranken allerorten. Die Technik tritt immer weiter in den Hintergrund und Formalismen gewinnen Vorrang. Bewegen kann man außer der Maus am Bildschirm gar nichts. Es gibt wenige Firmen, wo so viele gute Leute nichts zustande bringen können, weil man sie genau daran hindert.
Gleichberechtigung
Kurzarbeit nur für manche, die aber auch genug zu tun für Vollzeitarbeit hätten. Leistungszulage s.o. Ausstattung in der einen Abteilung generös, in der anderen knausrig.
Umgang mit älteren Kollegen
Was die Angestellten angeht, ist mir nichts schlechtes bekannt. Auffallend und sehr verdächtig ist aber, dass anscheinend keiner über 40 eingestellt wird.
Arbeitsbedingungen
Büros und andere Arbeitsbereiche sind trist gestaltet mit kahlweißen Wänden, grauem dreckigem Teppich, grauen Möbeln usw. Es gibt Gruppen- und Großraumbüros, letztere mit der entsprechenden für das Arbeiten ungünstigen Atmosphäre.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Jeden Tag kaufen Mitarbeiter hunderte von Kunststoffbechern an den Kaffeeautomaten, die im Müll landen. Seit Wochen gibt es in der Kantine das Essen in Styroporschachteln und Plastikbesteck. Dabei lassen sich gerade Geschirr und Besteck sehr gut hygienisch reinigen.
Es gibt/gab eine Semikron-Stiftung, die Hilfsprojekte in Brasilien finanziert - nehme ich an. Bei Semikron erfährt man über die Stiftung rein gar nichts. Ich kann nur vermuten, dass die noch mit Semikron irgendwie zusammenhängt.
Gehalt/Sozialleistungen
Bezahlung nach Tarifvertrag. Bei entsprechender Einstufung kann es gut sein. Zusätzlich zum Grundgehalt gibt es nach dem Tarifvertrag auch eine Leistungszulage. Leider wird die bei Semikron nicht nach Leistung vergeben. Die dazu jährlich stattfindenden Gespräche sind jedes Mal ein Demotivationsinstrumemt erster Güte. Da gibt es an den Haaren herbeigezogene Vorwände zu hören, um möglichst wenig Punkte zu vergeben. Außerdem ist die Geschäftslage sowieso grundsätzlich immer schlecht.
Karriere/Weiterbildung
Zum Zwecke der Weiterbildung wurde ich früher mal zu ein paar meist sinnlosen Seminaren geschickt. Inzwischen zählt als Weiterbildung, wenn mir ein Kollege eine Frage beantwortet.
Wer sich als stromlinienförmiger Ja-Sager profiliert hat, der kann eventuell, nach vielen Jahren in dieser Rolle, auch aufsteigen. Generell sind firmeninterne Stellenwechsel aber nur sehr selten zugelassen.
Die Personalabteilung macht auch außer den Routinetätigkeiten nichts Gescheites. In letzter Zeit sind sie nur mit sich selbst beschäftigt (Umorganisation, „optimiert Prozesse“, Umzug). Letztes Jahr wurde was neues angekündigt: Kompetenzmanagement. Das ist die reinste Farce. Dabei werden sinnlos irgendwelche nichtssagenden Informationen gesammelt, gespeichert und das war‘s.