Wenn die Wände der Waldburg sprechen könnten, ... .
Gut am Arbeitgeber finde ich
Eine Leiterin, die auch mal unkonventionell auftritt. Eine präsente Pflegedienstleitung, die es schafft, Mitarbeiter zu kritisieren, ohne ihnen die Würde zu nehmen. Und natürlich geht man einer beruflichen Tätigkeit nach, die sinnstiftend ist und einen auch mal Demut lehrt.
Es wird großzügig über Fehler hinweggesehen und die Vorgesetzten sind selten kleinkariert. Dadurch dass Disziplin und Termintreue nicht von allen Führungskräften im großen Stil vorgelebt werden, bleibt eine schlechte Arbeitsmoral der Angestellten auch häufig ohne Konsequenzen. Zudem herrscht ein geringer Leistungsdruck und die Arbeit ist zu bewältigen. Zu meiner Verwunderung wird viel Zeit für Kleinigkeiten eingeräumt, ein schlechtes Zeitmanagement geduldet, sich das Moralaposteln oftmals gespart. Man wird nicht diktatorisch und zumindest die Leitung stellt ihren nicht als den einzig funktionierenden Weg bei den jeweiligen Aufgaben dar.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
First of all: "Der Fisch stinkt vom Kopf her" - hört man hier nicht selten abschätzig. Und auch mit viel Güte betrachtet, kann ich keine Empfehlung aussprechen. Allerdings soll das kein Fingerzeig sein; bei aller Komplexität, die das Führen von Personal mit sich bringt, kann ich mir vorstellen, dass man mit manch einer Situation und einem bestimmten Klientel an Mitarbeitern auch mal an seine Grenzen stößt.
Ich kann keine leichte Perspektive dazu finden, jedoch sollte sich niemand gehemmt fühlen, seine eigenen Erfahrungen zu machen. Was für mich an Relevanz gewonnen hat, muss für andere keine Hürde sein. In einem anderen Setting und wenn Unruhestifter in wenigen Jahren in Rente gehen, kann das auch für junge Leute ein interessanter Arbeitgeber werden.
Man sollte auch mal etwas ungefiltert sagen können und Themen enttabuisieren, ohne um seine Anstellung zu fürchten. Ein gutes Team lebt von unterschiedlichen Charakteren. Es ist nicht fortschrittlich, sich immer am untersten Niveau zu orientieren. Das kann doch nicht der Anspruch sein. Man hat die letzten Jahre nicht nur einmal einen Perspektivwechsel versäumt. Und die Folgen dieses Versäumnisses sind für einige (Ex-) Mitarbeiter weitreichend. Es ist mir unklar, wie so intelligente Personen, die die Einrichtung führen, die teilweise über einen sehr wachen Verstand verfügen, offensichtliche Probleme und die damit verbundene Fluktuation von Personal nicht reflektieren. Sehr wohl führt die Anwesenheit beider dazu, das Raumklima zu ändern und Gegebenheiten werden dadurch nur schwer ersichtlich. In Gesprächen wird immer wieder betont, sie seien nicht blind. Meiner Meinung nach aber auch definitiv nicht bei voller Sehkraft.
Verbesserungsvorschläge
Say no to bullying.
Arbeitsatmosphäre
Infrage stellen von Autoritäten. Private Konflikte, die unprofessionell auf dem Rücken der Einrichtung ausgetragen werden. Eigene Probleme, die wohlwissend zu Problemen Anderer gemacht werden. Darunter leidet auch die Produktivität. Es gibt rühmliche Ausnahmen und angenehme Tage. Viel Wertschätzung darf man sich nicht erhoffen. Wer mit guten Absichten handelt, gewissenhaft arbeitet und energetisch ist, braucht aber auch keine zustimmenden Schulterklopfer.
Die Trennung zwischen Meinungen und Fakten scheint nicht immer ganz klar und gemeinsam besser zu werden oft kein Anreiz zu sein.
Was jeden Tag sichtbar war, dass das Auswendiglernen von Abläufen mehr verbreitet ist als tatsächliches Verständnis. Fragt man nach einer Erklärung, so erhält man von Mitarbeitern folgende Begründungen: ‚Weil es eben so ist.‘ Oder: ‚Weil wir das jahrelang so machen.‘ Ich mutmaße, in all den Jahren wäre etwas Zeit gewesen, um die Antwort zu optimieren. Solche Antworten sind kein Garant für High Performance. Es braucht Mut um beharrlich immer wieder nach Details zu fragen und Resilienz um Kritik, die einem deswegen entgegenschlägt, zu tragen. Aufgrund dessen dass man gut sein möchte, in dem was man tut.
Kommunikation
Da gibt man ein richtiges Armutszeugnis ab. Informationen werden nicht weiter getragen oder bewusst zurückgehalten; häufig besteht eine Diskrepanz zwischen Wort und Körpersprache.Es gibt zu viele Kommunikationslücken, nicht nur in hierarchischen Beziehungen. Einige Mitarbeiter haben sich zudem an Ausdrucksweisen gewöhnt, die unangemessen für einen sozialen Bereich sind.Sowohl Kollegen als auch Bewohnern gegenüber.Ebenso das man mit Bewohnern pädagogisch wird/kindlich redet,empfand ich unangebracht.Der Aufenthalt in der Umkleidekabine war oft unangenehm, weil wieder mal eine Person meinte, eine andere aufgrund von Äußerlichkeiten bewerten und bloßstellen zu müssen.Teilweise hatte man erst wenige Schritte ins Haus gesetzt & es kam einem ein abfälliger Kommentar entgegen. Vorgesetzte werden in Gesprächen entweder idealisiert oder komplett entwertet.Einige ehemalige Kollegen und ich waren manchmal fassungslos,ob der Heftigkeit.Die Wucht dahinter und die bevorzugte Wortwahl stehen in keinem Verhältnis zum Verhalten der Führungskräfte.Niemand ist eindimensional, auch Vorgesetzte nicht.Die Leiterin und die PDL kommunizieren zu Anweisungen mitunter sehr konträr.Das ist manchmal verwirrend.
Kollegenzusammenhalt
Es gibt ältere Angestellte, die moralische Grenzen in schädigender Absicht überschreiten, Kollegen illoyal und widersprüchlich erscheinen lassen. Um jeden Preis. So ein Verhalten wiegt im Alltag schwer und ist in dieser Intensität unverzeihlich. Es gibt durchaus auch warmherzige Mitarbeiter, die engagiert und miteinander arbeiten. Meist die, die sich unterordnen, ihren Einfluss nicht anerkennen, viele Augenpaare auf sich gerichtet nicht ertragen und ihre Stimme öffentlich ungenutzt lassen, aus Sorge ihren Job zu verlieren. Zu oft zeigte die Vergangenheit, dass Mobbing, Hetze und Behauptungen, die in Überzahl gesprochen werden, erfolgreich sind und Mitarbeiter aus falschen Gründen gehen mussten oder nicht unversehrte Mobbingopfer, die mit jedem Blick voller Unverständnis für ihr schweres Lächeln schwächer wurden; letztlich klein, ungehört und nicht ihrem Naturell entsprechend freiwillig gingen. Davon haben einige immer noch etwas, auch nach all den Monaten. Solche Entscheidungen wurden nie leichtfertig und wegen der Arbeit getroffen. Sondern ausnahmslos aufgrund der (fehlenden) Kollegialität, bei der man selten authentisch miteinander ist.
Work-Life-Balance
Es wirkt manchmal wie eine Grundhaltung, wie selbstverständlich Privatsphären zu missachten.Es müssen klar Grenzen gesetzt, kommuniziert und selber auch gewahrt werden.Sonst wird man permanent von Führungskräften angerufen oder Kollegen auf sozialen Netzwerken verfolgt.Dort wird sich nicht unbedingt mit Achtung begegnet.(Zweifelsohne hat die Leitung wenig Einfluss darauf, wie Mitarbeiter in ihrer Freizeit agieren.Allerdings führt jahrelanges Supporten der Täter zu einem 'in Sicherheit wiegen',stellt Weichen & lässt Hemmschwellen sinken.)Das Eindringen in die Privatsphäre auf diese Weise empfinde ich als graduellen Unterschied;(nicht nur) für mich verschwimmen die Grenzen zu sehr. Selbst ein Amtshilfe leistender Soldat kam zu Corona Zeiten in ungewollten privaten Kontakt mit übergriffigen Mitarbeiterinnen.Auch noch Wochen nach seinem Dienst.Sowas gilt es nicht zu bagatellisieren & mit einem Anruf fürs Einspringen zu vergleichen.
Der Dienstplan des Folgemonats kommt am 15. des akt. Monats. Es bedarf einiges an Organisation, wenn man fernab der Arbeit Termine wahrnehmen möchte. Allerdings besteht die Möglichkeit auch kurzfristig an die PDL heranzutreten. Habe selten ein "Nein" erlebt.
Vorgesetztenverhalten
Die Einrichtungsleitung ist jung und repräsentativ und die PDL wie aus dem Lehrbuch. Man sollte meinen, das wäre eine gute Mischung für herausragende Leistungen, um die richtigen Mitarbeiter anzuziehen/ zu halten und sich so von anderen Einrichtungen abzuheben. Stattdessen macht man immer wieder die selben Fehler; kommuniziert im Alltag zu intransparent und ausschließlich zugunsten langjähriger Mitarbeiter. Man setzt auf Anleiter, die oft kein zeitgemäßes Arbeiten und selbstständiges Denken befürworten, mitunter sich Mühe geben neue (stellenweise versiertere) Kollegen schnell wieder via Intrigen loszuwerden.
Häufig sind die Vorgesetzten klug in ihren Entscheidungen, denken wirtschaftlich und setzen realistische Ziele. Geht es jedoch um offensichtliche Konfliktsituationen, werden diese nur oberflächlich, oft zum Schein und nie zeitnah gelöst. Wer zu viel Eigeninitiative, Rückgrat und Innovation mitbringt, wird in eines der anderen Häuser (Bergfried/ Klosterfeld) abgeschoben oder entlassen.
In Teamsitzungen fehlt es nicht an Dominanz. Leider mangelt es nach großen Worten an Um - und Durchsetzung, was viele Mitarbeiter wissen, ausnutzen und belächeln.
Interessante Aufgaben
Die Arbeitsbelastung ist je nach Belegung unterschiedlich. Die meisten Bewohner sind toll und einfach zu versorgen, manche kleine Herausforderungen. Man kann an einigen Stellen produktiv sein, sofern man es will. Besonders begehrt ist in diesem Haus der Posten der Inkontinenzbeauftragten. Im Personal-Portfolio scheint es nicht so viele Personen zu geben, die den Blick fürs Wesentliche haben und verschiedene Farben des Materials an die richtige Stelle verteilen können. So ist man besonders stolz, wenn man die Auserwählte dieser Beschäftigung ist. Es scheint, als erhält man damit jegliche Absolution alles tun und sagen zu dürfen. Dieser Tätigkeit wird ein irrationaler Wert beigemessen und derart viel Glow verliehen, das eine gesunde Skepsis angebracht ist. Friendly reminder: die Leitung schafft es, eine unvergütete Mehrarbeit, im Volksmund "Strafarbeit", als etwas Erstrebenswertes zu verkaufen. Relativierende Formulierungen dazu sollten nicht getroffen werden. Das ist das USP der Waldburg: Sachen, die normal sein sollten, werden geadelt. Nicht jedes "Talent" muss vermarktet werden.
Die Aufgaben sind dem Berufsbild entsprechend.
Gleichberechtigung
Absolute Gerechtigkeit gibt es nirgends; vor allem nicht in der Pflege. Man darf auch mal zufrieden sein, mit dem was man hat, ungeachtet anderer Mitarbeiter.
Es gibt immer High und Low Performer und individuelle Belastungsgrenzen.
Es ist nahezu überall so, dass schwache Personen entlastet und starke Kollegen zusätzlich belastet werden. Das ist in der Waldburg ganz besonders der Fall und das sollte man aushalten (können).
Umgang mit älteren Kollegen
'Ältere', langdienende Mitarbeiter haben keine Nachteile. Sie scheinen sogar bevorzugt zu werden, eventuell weil man ihnen mehr Verlässlichkeit zuschreibt. Es gibt nur wenig junge Kollegen und das wo die Einrichtung das Potenzial hätte, den bei jungen Erwachsenen wenig angesehenen Beruf salonfähig zu machen.
Arbeitsbedingungen
Selbstverständlich werden in einem Seniorenheim keine MacBooks budgetiert. Die Technik ist nicht auf dem neuesten Stand, aber für die zu leistende Arbeit völlig ausreichend.
Gehalt/Sozialleistungen
Unterschreibt man einen Arbeitsvertrag, lässt man sich nicht nur auf ein commitment, sondern auch auf eine schriftlich festgehaltene Bezahlung ein. Auch in dem Wissen darum, dass die Branche unbestritten Defizite diesbezüglich aufweist. Rückwirkend zu kritisieren, es sei zu wenig, finde ich schwierig. In aller Bescheidenheit sucht dieser Arbeitgeber nach "Helden". Das Heldengehalt ist ausbaufähig. Auch wenn der ein oder andere sich zu den heroes zählen mag und ein Bild von sich am Eingang als längst überfällig ansieht, virtuos und heroisch ist das, was geleistet wird, sicherlich nicht. Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer bezogen. Betrachtet man den durchschnittlichen Arbeitsaufwand übers Jahr verteilt, ist der Lohn ok. Respekt für den Beruf, aber es geht nicht um Hoheitswissen, sondern um Pflege. Am meisten wird man hier wohl für die Seelsorge der Kollegen bezahlt. Im Vergleich dazu ist die Versorgung der Bewohner angemessen vergütet. Mag sein, dass woanders mehr gezahlt wird, dafür muss dort vllt. auch intensiver gearbeitet werden. Wer seinen Job mit Bedacht wählt, setzt sich auch damit im Vorfeld auseinander.
Image
Man versucht mit allen Mitteln ein gutes Image nach außen zu tragen. Schon während der Bewerbungsgespräche. Spätestens am Probearbeitstag fallen die Masken. Viele Mitarbeiter sind unzufrieden und lassen das auch gern neue Kollegen spüren. Am besten solle man doch gar nicht erst anfangen, weil der Alltag ach so quälend ist. Das ist natürlich demotivierend und bleibt nicht unbemerkt. Das Image wäre besser, wenn die Angestellten sich mehr mit ihrem (freiwillig gewählten) Beruf identifizieren würden und das auch weitergeben. Statt sich heimlich mit Angehörigen der Bewohner zu treffen und über betriebsinterne Angelegenheiten und ihren subjektiven Leidensdruck auszutauschen. Als Dienstleister steht und fällt man mit der Firma. Da ist es auch fürs Ansehen nicht zielführend, sich Außenstehenden in teils sehr polemisch formulierten WhatsApp Nachrichten mitzuteilen. (Every story has two sides.)
Einige Angehörige beschwerten sich zudem über die oft nicht vorhandene Freundlichkeit im Sekretariat.
Das ist per se keine schlechte Einrichtung. In vergleichbaren Häusern gibt es auch mal matte Tage. Nur werden in der Waldburg sichtbare Unannehmlichkeiten von der Leiterin mit einem Strahlen getarnt.
Karriere/Weiterbildung
Sich zu spezialisieren, ohne Grundlagen zu kennen, ist suboptimal.
Bevor es an Weiterbildungen geht, wäre es ratsam, zunächst Basiswissen aufzufrischen. Auch Nachhilfe bezgl. Datenschutzrichtlinien.
Mitarbeiter mit langer Betriebszugehörigkeit wissen oftmals nicht einmal, wofür der Betriebsrat fungiert oder wie unverfälscht RR gemessen wird.
Es gibt interessante Weiterbildungsangebote und die Möglichkeit, zu lernen und zu wachsen.
Da kein Jour fixe vorgesehen ist oder andere regelmäßige Zusammenkünfte zum Wissensaustausch, finde ich das besonders wertvoll. Einige Mitarbeiter sind überhaupt nicht in Touch mit sich, ihrem Selbstwert und Können. Sachverhalte werden vereinfacht, verständlich und nie langweilig vermittelt. Inklusive dem Gefühl, dass auch „Du“ das kannst. Ich habe oft den positiven Effekt solcher Bildungsangebote und ein anschließend stärkeres mindset bei Kollegen festgestellt.
Da man mich wohl früh aufgegeben hat, durfte ich selber schon Jahre vor meinem Ausscheiden nicht teilnehmen. Was by the way auch demotivierend ist, wenn Förderung nur bedingt stattfindet. Während Mitarbeiter, für die es verpflichtend wurde, kein Sinn darin sahen, ihren Horizont zu erweitern.