Recht guter Arbeitgeber mit hausgemachten Schwächen
Gut am Arbeitgeber finde ich
Bislang meist gutes Betriebsklima, Leistungen, Produkte und Image.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Oft noch eine überzogene Anspruchshaltung z.B. bei den Anforderungen für Bewerber, oder Perfektionismus in Entwicklung und Fertigung, dadurch teuer und langsam.
Erhebliche Unsicherheit vor der Aufspaltung der beiden eng verwobenen Unternehmenshälften. Der übernehmende Konzern (hat Geld, kennt aber den Consumer-Electronics-Markt nicht) muss den Kaufpreis, Lizenzgebühren, die Trennung, neue Strukturen, neue Produktentwicklungen, und wie versprochen verstärktes Marketing bezahlen, und dann soll ihm das bisher defizitäre Geschäft in absehbarer Zeit Gewinne bringen? Oder ist das Interesse mehr, die Marke für eigene Produkte verwenden zu können, wofür man den gekauften Standort aber nicht braucht? Auch wenn viele erleichtert sind, nicht mehr dem teils erratischen Verhalten der Besitzerfamilie ausgeliefert zu sein, da bald freundliche Schweizer das Sagen haben - aber die sind eine AG, daher schwer absehbar, wie sich alles entwickelt.
Die 2. Hälfte bleibt im Familienbesitz, macht weiter Mikrofone u.ä., dank der (bislang) starken Marke und hohen Preise profitabel, aber die Konkurrenz holt teilweise auf, und durch die Trennung fällt manche Synergie weg. Daher auch hier Fragezeichen.
Verbesserungsvorschläge
Ernsthaft in die Führungsqualitäten der Vorgesetzten investieren, einfach nur befördern und ein kurzer Lehrgang reicht nicht. Funktionierendes Berichtswesen etablieren, bei dem nicht Stille Post gespielt wird und jeder seine eigene Agenda durchdrücken kann. Dabei auch direkt auf die (einfachen) Mitarbeiter hören, und zwar systematisch. Darauf aufbauend rationale und nachvollziehbare Projekt- und Geschäftsentscheidungen treffen.
Arbeitsatmosphäre
Stark von der konkreten Abteilung abhängig, von mittelmäßig bis top alles dabei.
Kommunikation
Geschäftsführung informiert immer mal, aber meist mit wenig Inhalt; umgekehrt wird oft nicht wirklich auf das gehört, was die Mitarbeiter zu sagen haben, obwohl die es für ihren Bereich am Besten wissen, betriebsblind von oben sozusagen.
Kollegenzusammenhalt
Meist recht gut, trotzdem gibt es natürlich Freundes-Cliquen, und wer
nicht dazu passt, hat es mitunter auch in der Arbeit nicht leicht. Oberflächlich alles sehr freundlich und kollegial, trotzdem wird natürlich getratscht und nicht immer fair umgegangen.
Work-Life-Balance
Betriebsrat und Gewerkschaften sorgen für genaue Zeiterfassung, Freitag Mittag gehen die meisten (außer die Spätschicht), in der Freizeit wird man in Ruhe gelassen.
Vorgesetztenverhalten
Stark schwankend, manche top, manche unterirdisch. Mancher Manager
ist allergisch gegen mitdenkende Mitarbeiter. Die Vorgesetzten (auch die mit Doktortitel) entscheiden in vielen Fällen nach Gefühl, Hörensagen und Nasenfaktor, anstatt sich selbst ein objektives Bild zu machen - oder sie kippen gleich ins Mikromanagement.
Richtiges Führungskräfte-Training erfolgt nur selten oder zu oberflächlich. Traditionelle Gemächlichkeit und Turbokapitalismus stoßen oft aufeinander. Entsprechend ist das Leben jahrelang angenehm, bis dann mal wieder ein Knall kommt, vieles auf den Kopf gestellt wird und diverse Leute unschön vor die Tür gesetzt werden. Auch in den höheren Führungsebenen öfter mal abrupte Wechsel. Insgesamt gibt die Firma kein wirklich professionelles Bild ab bei ihren Führungskräften.
Interessante Aufgaben
In der Regel ja.
Arbeitsbedingungen
Arbeitsschutz wird groß geschrieben, stückweise werden Altbauten
saniert, überwiegend moderne Fertigung, manche Bereiche mag man Besuchern aber nicht zeigen.
Gehalt/Sozialleistungen
Meist 35h nach Metalltarif, also recht gut verglichen mit kleineren
Betrieben (die mir teils nur die Hälfte des bisherigen Gehaltes bieten). Betr. AV, Kantine, und anderes, aber nicht überdurchschnittlich.
Image
Bislang ganz gut, wobei natürlich manche abenteuerlichen Zustände nicht nach außen dringen. Geflügeltes Wort: "Man wird hier bestens unterhalten und dafür auch noch bezahlt." - letzteres gilt nach diversen Entlassungswellen natürlich nicht für alle.
Die Profi-Produkte genießen meist einen guten Ruf, bei den Kopfhörern ist es schon gemischter, was auch an den hohen Preisen liegt.
Karriere/Weiterbildung
Zwiespältig. Teils bekommt man Weiterbildungen, teils werden interne Wechsel ermöglicht, in anderen Fällen aber nicht. Fachkarriere gibts nicht.
Führungskarriere kann per Zufall klappen, dann weht der Wind natürlich steifer, und ob man dafür geeignet ist, ist damit noch lange nicht gesagt.