Viel verspieltes Potenzial
Gut am Arbeitgeber finde ich
Grundsätzlich tolle Kollegen und einige spannende Betätigungsmöglichkeiten
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Den respektlosen Umgang mit den Angestellten und den Unwillen, aus den teils brillianten Leuten wirklich etwas rauszuholen. Man bekommt schnell das Gefühl, dass die Arbeitsergebnisse herzlich egal sind, solange am Ende ein nettes Foto mit wichtigen Leuten und eine schöne Pressemitteilung dabei herumkommen.
Verbesserungsvorschläge
Durch Respekt, Compliance und einen moderneren Führungsstil sowie eine modernere Arbeitsorganisation und die Möglichkeit zum Homeoffice ließe sich schon einiges verbessern.
Arbeitsatmosphäre
Insgesamt hat sich in den letzten Jahren eine Atmosphäre von Angst und Einschüchterung breit gemacht, die immer stärker in Trotz und Resignation umschlägt. Immer mehr Kollegen, teils frühere Leistungsträger, leisten nach eigenem offenen Bekunden nur noch "Dienst nach Vorschrift", verlassen entnervt das Haus (teils gar ohne direkten Anschlussjob) oder verabschieden sich auch wegen dieser Zustände in längere Elternzeiten (mit der Absicht, sich in der Zwischenzeit etwas anderes zu suchen). Die Fluktuation ist gerade aus diesen atmosphärischen Gründen hoch. Vor allem im Referentenbereich, wo auf eine Ausschreibung hunderte Bewerbungen eingehen, meint man offenbar, sich das leisten zu können. Dass darunter die Qualität der Arbeit insgesamt leidet – geschenkt. Man ist ja de facto im öffentlichen Dienst.
Kommunikation
Auf eine gute Außenkommunikation wird Wert gelegt (die Presseabteilung wächst), nach innen sieht es anders aus. Teilweise werden Veränderungen sogar nach draußen kommuniziert, bevor es die Betroffenen mitbekommen. Die notwendigen Informationen für seine Arbeit muss man sich aus vielen verstreuten Quellen und aus informellem Kollegenwissen zusammensammeln. Vieles ist unklar, teils weiß man erst im Nachhinein, dass man etwas falsch gemacht hat. Die in letzter Zeit aufgelegten Einarbeitungsprogramme sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt insbesondere auf Referentenebene ist grundsätzlich sehr gut, ich hatte selten so viele so tolle Kollegen. Durch den zunehmenden Druck von oben und eine gewisse Unberechenbarkeit der Reaktionen der Führungsebene kommt es mittlerweile jedoch sogar vor, dass sich Kollegen in Konfliktsituationen gegenseitig "in die Pfanne hauen", um nicht als "Schuldiger" dazustehen. Gemeinsame Unternehmungen gab es gefühlt auch schon mal mehr.
Work-Life-Balance
Als Referent ist man recht viel (so ca. 50-60 Tage/Jahr) auf Dienstreisen unterwegs. Das gilt in etwas geringerem Maße auch für Leute mit Familie. In jedem Falle gehen viele Wochenenden drauf, da es sich bei den Dienstreisen oft um Wochenendveranstaltungen handelt. Die Abende sind auf Dienstreisen oft lang, dennoch wird nur ein normaler Büroarbeitstag gutgeschrieben, so dass viele (unbezahlte) Überstunden anfallen. Wie unkompliziert Urlaub und Zeitausgleich genommen werden können, variiert von Team zu Team merklich. Der Arbeitsdruck hat in den letzten Jahren merklich zugenommen. Es gibt immer wieder Kollegen, die Urlaub oder Überstunden verfallen lassen, weil die Arbeitslast einfach zu hoch ist. Es gab in letzter Zeit auch Fälle, in denen Eltern in Teilzeit ihre Stunden aufgestockt haben - nicht, weil sie wollten, sondern weil sie sonst ihr Pensum nicht schafften. Man hat den Eindruck, dass das so gewollt ist.
Vorgesetztenverhalten
Aus Referentensicht: Verhältnisse zu Teamleitern sind sehr unterschiedlich, zur Leitungsebene generell eher angespannt. Entscheidungen fallen immer stärker top-down, oft ohne nachvollziehbare Erklärungen oder Beteiligung der Betroffenen. Der Kommunikationsstil der Leitung lässt häufig den nötigen Respekt für das Gegenüber vermissen. Aufgrund des sehr sprunghaften und autoritären Führungsstils muss man immer damit rechnen, aus heiterem Himmel in Konflikte mit der Leitungsebene zu geraten und dabei vom direkten Vorgesetzten im Regen stehen gelassen zu werden, der sich selbst aus der Schusslinie bringen will.
Interessante Aufgaben
Die Betreuungsaufgaben der Referenten können durchaus spannend sein, die damit einhergehende Verwaltung ist wegen der schlechten Organisation nervig. Gestaltungsmöglichkeiten sind begrenzt vorhanden (eher in der Form, dass man sich Zusatzprojekte „obendrauf“ kreieren kann). Außerdem werden die Aufgaben immer mehr kleinteilig geregelt, bis hin zu Formulierungsvorgaben für Routinemails, so dass man sich schon manchmal fragt, warum man dafür Akademiker braucht. Eher kommt man sich manchmal vor wie ein besserer Sachbearbeiter. Zudem findet ein immer stärkeres Mikromanagement einzelner Arbeitsbereiche seitens der Leitungsebene statt. Bei vielen Kollegen gibt es das Gefühl von quantitativer Über- bei gleichzeitig qualitativer Unterforderung.
Bei Zusatzaufgaben (Projekte, spezielle Arbeitsbereiche) hängt es stark vom Zufall und guten Beziehungen zu den richtigen Leuten ab, was man bekommt. Nach Qualifikation oder Neigung werden Aufgaben nur gelegentlich vergeben, man erhält eher das, was gerade frei ist/wird. Mittlerweile werden freiwerdende Arbeitsbereiche teils intern ausgeschrieben, oft genug aber auch unter der Hand vergeben.
Leider gibt es diese Zufälligkeit auch bei der Verteilung der Arbeitsmenge. Einige können es sich leisten, erhebliche Teile ihres Tages mit Privatkram zu verbringen, andere Kollegen wissen schlicht nicht, wie sie ihr Pensum schaffen sollen.
Gleichberechtigung
Frauen stellen die Mehrheit der Angestellten, die Hälfte der Teamleitungen und zwei Drittel der Leitungsebene. Hier sehe ich keine Probleme. Die wirklich einflussreichen Positionen, die in letzter Zeit zu besetzen waren, wurden allerdings ohne Ausschreibung männlich besetzt.
Umgang mit älteren Kollegen
Auch hier sehe ich grundsätzlich keine Probleme. Allerdings gibt es im Referentenbereich nicht so viele ältere Kollegen. Es ist ein sehr junges Haus, weil viele schnell wieder gehen und im Regelfall durch Leute ersetzt werden, die nach Studium oder Promotion direkt von der Uni kommen. Gefühlt wird laufend eingestellt.
Arbeitsbedingungen
Viele Verbesserungen in den vergangenen Jahren, allerdings von sehr niedrigem Niveau aus. Es gibt weiterhin teils völlig veraltete Strukturen und Prozesse bis hin zur Arbeit mit Pappkarten und Papierakten, obwohl elektronische Systeme daneben existieren. Um Brandschutz wird sich intensiv gekümmert, um den restlichen Arbeitsschutz gefühlt überhaupt nicht. Ergonomie am Arbeitsplatz oder auch nur eine vernünftige Temperierung der Räume im heißfeuchten Bonner Sommer sind da einschlägige Themen. Der Betriebsrat ist hier keine große Hilfe, zumal er sehr „arbeitgebernah“ ist und man kaum merkt, dass er existiert.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Abgesehen von FSC-zertifiziertem Papier praktisch nicht vorhanden.
Gehalt/Sozialleistungen
Gerade die Betreuungsleistungen sind anspruchsvoll, daher wird man nach einiger Zeit von EG13 in EG14 TVöD hochgruppiert, was gerade für Geistes- und Sozialwissenschaftler schon recht ordentlich ist.
Eigentlich nach Tarifrecht fällige Zuschläge für die umfangreiche Wochenend- und Nachtarbeit sowie Überstunden werden jedoch bis auf seltene Ausnahmen nicht gezahlt, obwohl die Verträge das vorsehen. Für eine zweiwöchige Sommerakademie, bei der man fast pausenlos im Einsatz ist (60-80 Überstunden sind da locker drin, je nachdem, wie streng man die Zeit mit den ehrenamtlichen Dozenten berücksichtigt), gibt es zum laufenden Gehalt lediglich ein "Zuckerle" von ca. 500 Euro.
Die Gehälter kommen pünktlich, aber man ist selbst dafür verantwortlich, zu prüfen, ob das Gehalt auch vollständig ist und z.B. tarifliche Stufenaufstiege auch umgesetzt wurden - sagt der Arbeitgeber. Und das macht man auch besser.
Image
Die Studienstiftung vermittelt nicht nur hervorragende Kontakte, sie hat auch weiterhin einen sehr guten Ruf, der sich sicherlich gut im Lebenslauf macht. Das hat aber weniger mit ihren Qualitäten als Arbeitgeberin zu tun, sondern mehr mit der Community, die dahinter steckt.
Karriere/Weiterbildung
Teamleiterstellen sind rar gesät, und teils werden sie ohne Ausschreibung nach völlig intransparenten Kriterien vergeben, so dass man gar nicht die Chance hat, seine Eignung darzulegen. Und die Weiterbildung wird kein Arbeitgeber ernsthaft investieren, der es für normal hält, dass die Leute sehr schnell wieder gehen. Regelmäßig berichten neue Kollegen völlig entgeistert von Gesprächen mit der Leitung am ersten Arbeitstag, in denen klar die Erwartung zum Ausdruck gebracht werde, dass die guten Leute ohnehin schnell wieder weg seien. Man hat nicht den Eindruck, dass dieser Arbeitgeber an einer langfristigen Zusammenarbeit wirklich interessiert ist.